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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Jackenärmel hängen und brauchte drei weitere Versuche, bis er ihm gelang, die Verriegelung von innen zu öffnen. Mit sanftem Druck schob er das Fenster zurück. Er brauchte all seine Kraft, um sich hochzuziehen. Er schwitzte, als er über den Toilettendeckel in das Innere des kleinen Raumes stieg.
    Er griff in die Tasche. Das Fläschchen war heil geblieben. Tief atmete er ein. Dann holte er die Walther PPK hervor. Leise öffnete er die Tür. Im fahlen Schein der Straßenlampe, der durch die Glastür ins Innere des Hauses drang, schlich er in den Flur. Die Musik kam von oben, dort musste sich das Mädchen aufhalten.
    Der Treppenaufgang lag direkt neben der Toilette. Er nahm Tritt für Tritt der Holzstufen und schaute wachsam nach oben, aber dort blieb alles ruhig.
    Die Musik wies ihm den Weg. Die Tür zum Zimmer war geschlossen. Er lauschte angestrengt, doch außer der Musik war nichts zu hören.
    Vorsichtig legte er die Hand auf die Klinke. Sollte er einfach ins Zimmer stürmen und sich auf die beiden stürzen? Würden sie sich von seiner Pistole überhaupt beeindrucken lassen?
    Plötzlich polterte es in dem Zimmer. So, als wäre irgendetwas heruntergefallen. Er drückte sich in die Ecke neben der Tür. Noch immer dudelte drinnen die Musik. Auf einmal wurde die Tür aufgerissen. Licht drang nach außen.
    »… bin gleich wieder da«, sagte der Junge und trat in den Flur. Er hastete eilig zur Tür neben der Treppe.
    Als der Junge im Raum nebenan verschwunden war, warf der Hagere einen Blick in Paulas Zimmer. Sie lag auf dem Bauch und trug lediglich einen Slip und ein blaues T-Shirt. Das war die Gelegenheit. Er holte das Fläschchen aus der Jackentasche und tränkte den Wattebausch, den er in der anderen Tasche mitgeführt hatte, reichlich mit der Flüssigkeit, sprang in das Zimmer und warf sich auf das ahnungslose Mädchen. Sofort drückte er ihr den Wattebausch auf den Mund. Ihr kurzer Widerstand erlahmte, ihr leises Stöhnen ging in der Musik aus dem Radio unter. Schließlich sank sie ohnmächtig zusammen.
    »Hey, was machen Sie da?!«
    Der Hagere sprang auf, umklammerte die Pistole und wirbelte herum. Er traf den Jungen mit der Waffe in der Hand direkt unterhalb der rechten Schläfe. Der Junge sackte zusammen. Schon war der groß gewachsene Mann über ihm, doch der Junge rührte sich nicht mehr.

38
    Ein Glück, dass der Junge den Schlüssel für den schwarzen Golf auf dem kleinen Schreibtisch in der Ecke abgelegt hatte. Einen Körper mit völlig erschlafften Muskeln zu schleppen, war wesentlich schwerer, als jemanden zu tragen, der bei Besinnung war. Obwohl er das Mädchen nur die Treppe hinunter und den Flur entlang hinaus in den Vorgarten bis zu dem Wagen bringen musste, brach ihm der Schweiß aus. Bevor er selbst einstieg, vergewisserte er sich, dass das Mädchen noch immer schlief. Doch er musste sich keine Gedanken machen, die Dosis hätte einen Elefanten umgehauen. Er deckte sie mit einer Decke zu und startete.
    Die Fahrt endete nach einer Weile in einem Wohngebiet. Er parkte im Schatten einer großen Ulme. Bevor er den kleinen Fußweg entlangging, prüfte er noch, ob alle Türen und auch die Heckklappe verschlossen waren.
    Die Villa lag hinter hohen Bäumen und Büschen verborgen. Er näherte sich dem Gebäude von der Rückseite, niemand durfte ihn sehen. Gewandt überstieg er den Zaun. Ein Gebüsch deckte ihn. Er kannte sich hier aus. Und er wusste, dass Gunther Behrends zu Hause war, schließlich hatte er vor wenigen Stunden mit ihm telefoniert.
    Er näherte sich einem Fenster, aus dem Licht schien, und warf vorsichtig einen Blick hinein. Gunther Behrends lümmelte auf einer Ledercouch, rauchte eine Zigarre und hielt ein Cognacglas in seiner Hand. Er war alleine.
    Er klopfte leise gegen das Fenster. Gunther Behrends erschrak und sprang auf. Beinahe hätte er seinen Cognac verschüttet. Dann erkannte Behrends die dunkle Gestalt, die vor dem Fenster stand, und lotste ihn mit einer Geste zur Verandatür.
    Behrends öffnete die Glastür. »Du … Bist du verrückt geworden? Wenn dich jemand hier sieht …! Die Polizei war schon ein paarmal bei mir. Ist dir jemand unterwegs begegnet?«
    Der Mann schüttelte den Kopf und betrat das Zimmer.
    »Du bist dir hoffentlich im Klaren, dass du uns alle in Gefahr bringst«, sagte Behrends und schloss die Terrassentür. Sein nächtlicher Gast ging wortlos ins Arbeitszimmer und ließ den Rollladen herab.
    Behrends folgte ihm und schloss leise die Tür. »Wie bist du

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