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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Teppiche bedeckten den Boden. An holzvertäfelten Wänden hingen riesige Gemälde, die Jagd und das Meer waren die beherrschenden Szenen. Trotz der großen Fenster wirkte der Raum düster.
    Trevisan legte seinen Dienstausweis auf den Schreibtisch. »Martin Trevisan. Kripo Wilhelmshaven, Mordkommission.«
    Der Grauhaarige wartete, bis ihm sein Kollege den Ausweis reichte. Er warf einen prüfenden Blick darauf. Schließlich umrundete er das Mahagoniunikum und streckte Trevisan die Hand entgegen. »Ich bin Superintendent Christian Nielsen und das ist mein Kollege Kommissar Loyen«, sagte er in beinahe akzentfreiem Deutsch. »Sie sagten, Sie hätten Neuigkeiten über einen ehemaligen Kollegen von uns?«
    Trevisan missfiel Nielsens Art. Das Interesse klang geheuchelt. Er zog die Akte aus seiner Tasche hervor, die er bereits Jan Simac gezeigt hatte, und gab sie Nielsen. Dessen Lächeln gefror, als er das Bild von Mats Lungrens Kopf sah.
    »Woher haben Sie …«
    »Wir haben ein Haus in Deutschland durchsucht, wir fanden den Kopf in einer Art Schatzkammer«, erklärte Trevisan. »Er ist konserviert worden. Das muss einen Grund haben.«
    »Sind Sie offiziell in Dänemark?«, fragte Nielsen. »Ich kann mich gar nicht erinnern, dass uns das Ministerium von einem Besuch aus Deutschland berichtete.«
    Trevisan zuckte mit den Schultern. »Wir können auch wieder gehen.«
    Nielsen gab seinem Kollegen ein Zeichen. Schnell sorgte er dafür, dass drei Stühle vor dem Schreibtisch bereitgestellt wurden. Loyen selbst holte sich einen kleinen Schemel und platzierte sich neben dem Schreibtisch.
    »Also, erzählen Sie!«, forderte Nielsen Trevisan auf, nachdem sich alle gesetzt hatten.
    »In Ihrem Dienstbezirk wurden am ersten November des vergangenen Jahres drei tote Mädchen aufgefunden«, sagte Trevisan. »Zwei der Mädchen stammten aus Südamerika, die dritte war Asiatin.«
    »Wir kamen zu dem Schluss, dass die Mädchen sich selbst umgebracht haben«, wandte Loyen überrascht ein.
    Trevisan ignorierte den Zwischenruf. »Ein paar Monate später, nachdem das Verfahren eingestellt worden war, da eine Selbsttötung vermutet wurde, schied der ermittelnde Beamte Mats Lundgren aus dem Dienst. Allerdings war er nicht von der Selbstmordtheorie überzeugt. Er ermittelte auf eigene Faust. Dabei machte er die Bekanntschaft von Jan Simac.«
    Jan Simac verbeugte sich leicht.
    »Simac, ich verstehe«, entgegnete Nielsen überheblich. »Sie sind uns kein Unbekannter. Sind Sie immer noch hinter den Sektierern und Teufelsanbetern her?«
    »Im April verschwand Mats Lundgren spurlos«, fuhr Trevisan unbeirrt fort. »Jeder dachte, er wäre auf einem Segeltörn verunglückt. Doch das ist ein Irrtum. Er wurde ermordet. Wir gehen davon aus, dass ein reicher Industrieller aus Deutschland sein Mörder war. Er heißt Simon Halbermann und wohnte in Wilhelmshaven. Die meiste Zeit verbrachte er aber in Dänemark.«
    Nielsen hatte die Hände vor der Brust verschränkt. »Sie sagten, er wohnte in Wilhelmshaven. Soll das heißen, dass er verhaftet wurde?«
    »Simon Halbermann ist tot«, stellte Trevisan klar. »Er starb bei einem Flugzeugabsturz über der Nordsee, seine Leiche wurde nicht gefunden. Wir fanden lediglich seine Frau in dem Flugzeugwrack.«
    Loyen richtete sich auf. »Sie glauben, dieser Halbermann hat unsere Mädchen umgebracht?«
    »Er war nicht alleine«, erwiderte Trevisan.
    »Sie wollen uns jetzt aber nicht erzählen, dass eine Sekte hinter der Sache steckt«, bemerkte Nielsen mit einem Lächeln.
    Trevisan warf Tina einen resignierten Blick zu. Nielsen war ein sonderbarer Mensch, den offenbar nichts erschütterte. Es würde ein harter Kampf werden, ihn zur Mitarbeit zu bewegen.
    Trevisan spielte seinen letzten Trumpf aus. »Ich glaube, die Mädchen starben an einem Medikamentenmix, der auch bei der Sterbehilfe angewandt wird. Eine Mixtur aus Succinylcholin, Psylocibin und Narcobarbital.«
    Nielsen warf seinem Kollegen einen fragenden Blick zu. Loyen nickte fast unmerklich.
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Nielsen.
    »Dieser Medikamentenmix wurde auch im Körper von Halbermanns Frau festgestellt«, erklärte Trevisan. »Ich bin sicher, Ihre Gewebeanalyse hat die gleichen Stoffe offenbart.«
    Loyen hielt es nicht mehr auf seinem Stuhl. Er erhob sich und wanderte im Zimmer hin und her. »Wir fanden die Spritzen am Tatort. Sie lagen in einer Schatulle. Das Gift hätte ausgereicht, um ein ganzes Regiment einzuschläfern.
    Aber nichts deutete darauf

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