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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Gebannt starrte er in die dunkle Stille. Tina Harloff schlief unruhig auf der Couch und Jan Simac hatte sich in den kleinen Vorratsraum zurückgezogen, damit er die Rückseite des Hauses beobachten konnte.
    Trevisan dachte an Paula. Morgen früh, noch vor dem Frühstück, würde er sie anrufen. Es wäre ihm lieber, wenn sie die nächsten Tage bei Tante Klara oder bei ihrer Freundin Anja verbrächte. Simacs Erzählungen hatten ihm Angst gemacht. Er war ein Mensch, der mit beiden Beinen fest auf der Erde stand. Mystisches und Übersinnliches waren ihm fremd, doch angesichts ihrer Situation lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken.
    »Woran denkst du?«, hörte er Tinas Stimme.
    Trevisan wandte den Kopf und sah im schummrigen und flackernden Licht der Petroleumlampe, dass seine Kollegin sich auf die Couch gesetzt hatte und ihn stumm beobachtete. »Was hast du gesagt?«
    »Was willst du morgen tun?«, fragte sie.
    Trevisan überlegte. Sein Blick streifte den Waldrand. »Wir fahren nach Hjørring. Ich muss mit der dortigen Polizei sprechen. Sie müssen uns Akteneinsicht gewähren.«
    »Du hast doch gehört, das Verfahren wurde eingestellt«, entgegnete Tina.
    »Das wird sich ändern, sobald wir ihnen unsere Ermittlungsergebnisse auf den Tisch gelegt haben«, erwiderte Trevisan grimmig.
    Tina nickte. »Glaubst du wirklich, dass da draußen jemand ist?«
    Trevisan umklammerte das Gewehr. »Ich weiß es nicht. Versuch zu schlafen, die Nacht ist bald vorbei.«
    »Und du?«
    »Ich kann nicht schlafen, es geht mir zu viel im Kopf herum. Außerdem habe ich versucht, Paula zu erreichen, aber zu Hause nimmt niemand ab.«
     
    Sie waren früh aufgebrochen und über die Autobahn in den Norden Jütlands gefahren. Die Nacht war ohne weitere Zwischenfälle vergangen. Trevisan war gegen Morgen eingeschlafen. Nun schmerzte sein Rücken. Jan Simac war von den nächtlichen Strapazen nichts anzumerken. Er wirkte fröhlich und ausgeglichen wie am gestrigen Tag.
    Die Fahrt dauerte knapp zwei Stunden und führte über Randers und Alborg nach Hjørring. Als sie kurz hinter Randers auf die Autobahn einbogen, war Trevisan eingeschlafen und wachte erst wieder auf, als Jan Simac den Volvo über die Pflastersteinstraße auf das Polizeiamt von Hjørring zusteuerte, um auf dem kleinen Parkplatz unterhalb der Kirche zu parken.
    »So, wir sind da!« Jan Simac stellte den Motor ab.
    Trevisan wischte sich die Müdigkeit aus den Augen und richtete sich auf. In der Nacht hatte er Simac noch alles erzählt, was er über den Kummerstein in Erfahrung gebracht hatte. Nun hatte Simac endlich eine Erklärung für das Untertauchen der Gruppe in einem sicheren Versteck. Er nannte es das Martyrium des weißen Weges, damit meinte er den Umstand, dass die Söhne Uthers ihre abgestammten Plätze um Hjørring verlassen hatten, um sich irgendwo in ein sicheres Exil zurückzuziehen. Trevisan hoffte, dass sie ihr Versteck schnell finden würden.
    Das große und erhabene Gebäude aus grauem Stein erschien wie aus dem vorigen Jahrhundert. Hätte nicht auf einem blauen Leuchtschild POLITI gestanden, dann hätte Trevisan es für ein Museum gehalten.
    Tina war bereits ausgestiegen. Sie streckte sich die Müdigkeit aus ihren Gliedern.
    »Was wollen Sie denen jetzt erzählen?«, fragte Jan Simac, als er den Wagen verschloss.
    Trevisan griff zu seiner Aktentasche. »Das Gleiche, was ich Ihnen gesagt habe«, antwortete er und ging auf die Stufen der mächtigen Treppe zu.
    Sie mussten warten, nachdem sie dem Beamten an der Pforte den Grund ihres Besuches genannt hatten. Es dauerte eine ganze Weile, bis endlich ein Mann in grauem Anzug erschien. Trevisan musterte den etwa gleichaltrigen Beamten.
    Der Mann sprach Dänisch, Jan Simac führte das Wort. Schließlich öffnete der Mann die Sicherheitsglastür und führte die Besucher ins Innere des Gebäudes. Eine kirchenartige Halle erwartete sie. Sie durchwanderten lange Flure, stiegen über die steilen Treppen und gelangten schließlich bei einem Büro im vierten Stockwerk an. Der Beamte bat die drei, im Flur zu warten, und verschwand hinter der rotbraunen und schweren Holztür.
    Es dauerte weitere fünf Minuten, bis er endlich wieder erschien und sie hereinbat.
    »Sie sind von der Polizei in Deutschland?«, fragte ein dunkel gekleideter Herr mit einem grauen Haarkranz, der hinter einem altertümlichen Schreibtisch stand und eine Zigarre rauchte. Das Zimmer ähnelte dem Salon eines gediegen eingerichteten Wohnhauses. Schwere

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