Das Lächeln der toten Augen
hierher gekommen?«
»Mit einem Wagen.«
»Über die Grenze?«
»Natürlich, woher sonst?«, bekam er zur Antwort.
»Wenn sie dich hier erwischen, sind wir geliefert«, sagte Behrends.
Der Mann goss sich einen Cognac ein und nahm einen kräftigen Schluck. »Kein Risiko ist zu groß, um der Sache zu dienen.« Er stellte sein geleertes Glas auf den Tisch und wischte mit einem Tuch, das er aus seiner Jackentasche zog, seine Fingerabdrücke ab. »Du musst mit mir zum Flughafen fahren. Ich brauche eine Maschine.«
Behrends wurde kreidebleich. »Das ist unmöglich.«
»Du wirst mir helfen«, sagte der ungebetene Gast gebieterisch. »Denk an deinen Schwur, wenn es auch lange her ist.«
»Der Ehrwürdige hat beschlossen, dass wir uns ruhig verhalten und abwarten. Erinnere dich. Keine Auffälligkeiten.«
Der nächtliche Besucher lächelte. »Der Plan wurde geändert. Hast du noch nichts von den Durchsuchungsaktionen bei den anderen gehört? Zieh dir etwas über, die Zeit drängt.«
Behrends spürte, dass sein Gast keinen Widerspruch duldete. Er holte seine Jacke und zog seine Schuhe an.
Als er sich zur Haustür wandte, hielt ihn sein Besucher zurück. »Wir gehen hinten raus. Dort steht mein Wagen. Du solltest ebenfalls verschwinden!«
Sie fuhren in dem Golf über die dunklen Straßen hinaus ins Auricher Wiesmoor. Nur wenige Wagen begegneten ihnen auf ihrem Weg. Behrends saß auf dem Beifahrersitz. Ihm war nicht wohl bei der Sache. Zwar lag der Flughafen, auf dem seine Cessna stand, mitten in der Einsamkeit einer Moorlandschaft, dennoch wusste er, was auf dem Spiel stand.
Nach knapp vierzig Minuten Fahrzeit stoppte der Golf vor dem kleinen Flughafengebäude. Der Flugplatz lag im Dunkel. Keine Menschenseele weit und breit. Behrends stieg aus und schaute sich um.
»Ist die Cessna betankt?«, fragte sein Begleiter.
Behrends schüttelte den Kopf.
»Dann los, es gilt keine Zeit zu verlieren!«, gebot der Mann kalt.
Zusammen schoben sie die Rolltore des Hangars auf. Behrends war seit Jahren Mitglied im Flugsportclub, der den Flugplatz unterhielt. Seine Schlüssel passten zu allen Gebäuden und auch zur Tankanlage. Während der dunkel gekleidete Mann mit einem elektrisch betriebenen Kleinflugzeugschlepper die Cessna aus der großen Halle bugsierte, aktivierte Behrends die Tankanlage vor der Halle. »Soll ich die Startbahnbeleuchtung einschalten?«, fragte er.
»Wir warten noch«, entschied sein Begleiter.
Der Abgeordnete wartete nervös, bis das Flugzeug vollgetankt war. Schließlich ging er auf den kleinen Tower zu, der neben der Halle angebaut war.
»Wo ist die Landebahnbefeuerung?«, fragte sein Komplize.
Behrends zeigte auf den Turm. »Gleich rechts neben der Tür, du musst nur den großen Hebel umlegen.«
Der Mann nickte und forderte die Schlüssel. »Starte schon mal die Maschine«, befahl er und verschwand in der Dunkelheit.
Behrends klemmte sich hinter das Steuer und begann mit dem Check. Er erschrak, als plötzlich der schwarze Golf unmittelbar neben dem Flugzeug hielt. »Was willst du mit dem Wagen hier?«
Der groß gewachsene, dunkel gekleidete Mann ignorierte die Frage. »Warum läuft der Vogel noch nicht?«
»Ich checke gerade die Instrumente«, antwortete Behrends.
»Dafür ist keine Zeit. Komm her und hilf mir!«
Behrends legte die Checkliste zur Seite und kletterte aus dem Cockpit.
»Pack mit an!«, befahl der Großgewachsene.
Behrends griff arglos in den Wagen. Er bekam etwas Weiches und Kaltes zu fassen. Sofort ließ er wieder los, ihm war klar, was er da in seiner Hand gehalten hatte. Im fahlen Licht erkannte er zwei Arme, die unter der Decke zum Vorschein kamen. »Du bist wohl verrückt!«, schrie er den anderen an. »Wer ist das und was hast du vor?«
Der dunkle Mann zog die Decke vom Gesicht des Mädchens. »Wir müssen seine Macht erschüttern. Du hast es selbst gehört. Es wird ihm die Kraft nehmen, die ihm der Stein verleiht.«
»Du spinnst wohl!«, schrie Behrends. »Wir sollen uns ruhig verhalten, hat der Ehrwürdige entschieden. Trevisan wird nicht ruhen, bis er uns zur Strecke gebracht hat. Verschwinde, ich regle das.«
»Zu viel Politik und Diplomatie vernebeln dir die Sinne und es fehlt dir der Mut zum Handeln«, erwiderte der Großgewachsene. »Du bist ein Diplomat geworden … Adrian Lug ist ein alter Mann, sein Geist löst sich langsam in Wohlgefallen auf. Die Kraft des Ehrwürdigen geht auf seinen ersten Ritter über. So steht es geschrieben. Er wird bald in den
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