Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
Vom Netzwerk:
Douglas gewesen? Er wusste es nicht mehr. Aber damals hatte es funktioniert. Nachdem die Anzeige in der Zeitung gestanden hatte, erhielt Gene Hackmann den Anruf, wohin er das Geld bringen sollte. Aber genau in der Geldübergabe lag das Problem. Mike musste mit Bedacht vorgehen.
    Was, wenn nun in einer Woche der geforderte Geburtstagsgruß in der Zeitung stand? Sollte er dann zur Polizei gehen? Würde das für eine Untersuchung ausreichen?
    Er schüttelte den Kopf. Nein, das war zu wenig. Das Geld in der Hand wäre der Beweis. Nur wenn er bei der Polizei erscheinen, die Indizien, Svens Brief und eine Million Euro auf den Tisch legen würde, käme es zu einer Untersuchung. Also blieb ihm keine andere Wahl, er musste den eingeschlagenen Weg bis zum bitteren Ende gehen. Nur auf diese Weise konnte er Svens letzten Wunsch erfüllen.
    Und was folgte danach?
    Weder Sven noch Maria wurden davon wieder lebendig. Und was wurde aus ihm? Wäre er im Nachhinein der Held, der einen Mörder zur Strecke gebracht hatte, ein strahlender Kreuzritter voller Edelmut, der den letzten Wunsch seines besten Freundes erfüllt hatte, egal was es kostete und was er dabei riskierte? Die meisten in seinem Umfeld würden sagen, er hätte das Geld nehmen und sich damit ein schönes Leben aufbauen sollen. Mit einer Million Euro hätte er ausgesorgt. Er könnte die Schule schmeißen, sich ein schönes Segelboot kaufen und dann, wie es schon lange sein Traum war, in die Südsee aufbrechen. Alles hinter sich lassen. Wilhelmshaven, die falschen Freunde, die nur an sich dachten, Mathe, Physik, Latein und Mutter.
    Nein, nicht Mutter. Dazu liebte er sie zu sehr. Vor zwei Jahren hatte Mike von seinem Vater das letzte Mal etwas gehört. Damals hatte er auf der Princess angeheuert. Einem englischen Luxusdampfer, auf dem sich die Reichen und Schönen bequem und mit allem Komfort durch die Wellentäler schaukeln ließen.
    Eine Million. Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Er blickte auf seine Armbanduhr. Es war kurz nach fünf. Langsam wurde es Zeit für die nächste Stufe in seinem gefährlichen Plan.
    *
    »Mensch, Alex, ausgerechnet jetzt!«, sagte Trevisan. »Die Urlaubszeit steht vor der Tür. Übernächste Woche gehen Monika und Till und in drei Wochen Dietmar und ich. Das war doch so abgesprochen.«
    »Ich weiß, aber ich konnte ja auch nicht ahnen, dass so etwas dazwischenkommt«, entgegnete Alex Uhlenbruch bekümmert.
    »Und an wie lange hast du gedacht?«
    Alex zog die Stirne kraus. »Eine Woche«, sagte er.
    »Eine Woche in der Haupturlaubszeit«, seufzte Trevisan. »Und wenn etwas passiert, dann sind wir nur noch zu dritt. Das ist zu wenig. Du kennst die Urlaubsvorschriften.«
    Alex nickte. »Ich meinte doch nur … Ich muss unbedingt mit ihm reden. Es kann so nicht weitergehen. Ich wusste, dass er Probleme hat, eine neue Arbeit zu finden. Aber, dass er sie jetzt auch noch schlägt und den ganzen Tag säuft, da muss ich doch etwas unternehmen!«
    Trevisan verstand nur zu gut, was Alex Uhlenbruch meinte. Am letzten Samstag hatte dessen Schwester Hanna mit ihrer vierjährigen Tochter bei ihm Unterschlupf gesucht. Alex’ Schwager hatte Hanna im Alkoholrausch übel zugerichtet. Der Mann hatte vor sechs Monaten seine Arbeitsstelle verloren, weil der Betrieb pleite gegangen war, und suchte nun vergeblich einen neuen Job als Schiffsbautechniker.
    Alex war nicht zu beneiden.
    »Also gut, ich gebe dir drei Tage«, willigte Trevisan schließlich ein. »Aber keinen Urlaub. Du wirst deine Überstunden abfeiern müssen. Notfalls meldest du dich krank. Ich weiß dann Bescheid.«
    Alex nickte erleichtert. »Danke«, sagte er und reichte Trevisan die Hand.
    »Schon gut, es gibt manchmal Dinge, die sind wichtiger als der Beruf«, murmelte er. Wieder huschte der Gedanke an Paula durch seinen Kopf.
    Er griff zu dem Aktenordner, der vor ihm auf dem Tisch lag. Neue Vorschriften in Sachen Ermittlungskosten. Seit einer Woche verfolgte ihn nur noch dieses Thema. Auf mehr als zweihundert Seiten ließen sich Betriebswirte über neue Einsparmöglichkeiten, Betriebsoptimierung und Erhöhung der Effektivität im Bereich der Kriminalitätsbekämpfung aus. Trevisan war sich sicher, dass die beiden naseweisen Verfasser des Erlasses niemals in ihrem Leben Polizeiarbeit verrichtet hatten. Die Vorschläge waren völlig weltfremd. Er gähnte. Wieder einmal sollte das Rad neu erfunden werden. Und das Schlimme daran war, dass es Führungskräfte innerhalb der Polizei gab, die das

Weitere Kostenlose Bücher