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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Angebot?«
    Mike Landers schluckte. Etwas störte ihn am Verlauf des Gespräches, und warum war der Dunkle so schweigsam? Würde die Polizei sich wirklich auf einen solchen Deal einlassen? Hatte Tommy nicht gesagt, dass sie auf alle Fälle einer Anzeige nachgehen mussten? Hier stimmte etwas nicht. Dennoch nickte er, als ihn die kalten, eisblauen Augen des Blonden anblickten.
    Der Mann erhob sich und ging zur Tür. Er wartete, bis auch Mike sich in Bewegung setzte.
    »Und wenn Sie hier warten, und ich Ihnen die Sachen hier herausbringe?«, unternahm Mike mit krächzender Stimme einen Vorstoß.
    Der Blonde schüttelte den Kopf und wies auf die Tür. »Gehen wir.«
    Mike saß in der Falle. Die beiden Männer waren groß und kräftig und sie schienen sich auf keine Kompromisse einlassen zu wollen. Ihm war zum Schreien zumute. Sein Herz klopfte bis zum Hals, als er zwischen den beiden zum Wagen ging. Es war ein dunkelgrauer Wagen mit Wilhelmshavener Kennzeichen. Der Blonde öffnete ihm die Fondtür auf der Beifahrerseite.
    »Steigen Sie bitte ein!« Aus seiner Stimme war alle Freundlichkeit gewichen. Der Dunkle stand schweigend hinter Mike und beobachtete ihn misstrauisch.
    Mike fühlte sich den beiden auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
    Hatte er wirklich Polizisten vor sich? Mike Landers blickte sich nervös um. Keine Menschenseele war zu sehen. Er war hier draußen alleine mit den zwei Männern, die sich als Polizeibeamte ausgaben. Warum wollten sie die Disketten und all diese Dinge von ihm, wenn die doch überhaupt keinen Beweiswert hatten? Warum reichte nicht einfach die Entschuldigung bei Halbermann?
    Er seufzte. Waren die Männer vielleicht von Halbermann geschickt? Reichte sein Einfluss sogar bis in das Gefüge der Polizei? Er fühlte sich wie in einem Film und ihm wurde langsam klar, dass er sich mit dem Falschen angelegt hatte. In seinem Kopf pochte das Blut wie eine stürmische Brandung gegen die Schläfen.
    »Mein Rad«, unternahm er einen allerletzten Versuch, der Situation zu entkommen. »Ich brauche es morgen für die Schule. Hier kann ich es nicht stehen lassen. Es ist nicht abgeschlossen.«
    »Schluss jetzt, steigen Sie schon ein!«, zischte der Blonde.
    Mike schossen die Tränen in die Augen. Jetzt hatte er keine Zweifel mehr daran. Svens Brief und das Bild waren zweitrangig. Er selbst war das Ziel.
    »Ich habe den Brief von Sven nicht zu Hause«, sagte Mike laut. Er war überrascht, dass seine Worte so klar und deutlich klangen.
    Der Dunkelhaarige hatte seine Hände auf Mikes Schultern gelegt, um ihn mit sanftem Druck in den Wagen zu bugsieren. Doch plötzlich hielt er inne.
    »Das ist ja interessant«, sagte der Blonde. »So, wo haben wir die Sachen denn versteckt?«
    Mike deutete mit dem Kopf in Richtung des Schuppens.
    »Na dann«, sagte der Blonde und wies ihm mit ausgestrecktem Arm die neue Richtung.
    »Was werden Sie mit mir machen?«, fragte Mike hölzern.
    Der Blonde schaute ihn unverblümt an. »Darüber haben wir schon gesprochen. Los jetzt, und keine Spielchen mehr!«
    Für einen Augenblick achtete der Dunkelhaarige nur auf die Wagentür. Der Blonde stand neben ihm. Plötzlich schnellte Mike vorwärts wie ein Pfeil, der von einem stramm gespannten Bogen abgeschossen wurde. Die beiden Männer waren so überrascht, dass sie ihm erst folgten, als er bereits am Schuppen angekommen war. Mike riss die Tür auf. Aus den Augenwinkeln sah er, dass die beiden stehen geblieben waren. Der Dunkle hielt eine silbrig glänzende Pistole in der Hand und zielte auf ihn. Doch der Blonde schlug die Waffenhand nach oben und warf seinem Begleiter einen bösen Blick zu. Dann hatte Mike es geschafft. Er tauchte in den dunklen Schuppen ein, zog die Tür hinter sich zu und schob den rostigen Riegel vor. Jetzt war er sich sicher, dass er in großer Gefahr schwebte. Kein Polizist würde auf einen Teenager schießen.
    *
    Trevisan war nach Dienstschluss sofort nach Hause gefahren, um nach Paula zu schauen. Sie lag wie gestern auf dem Bett, hörte Musik und blätterte in einem Mädchenmagazin. Diesmal bemerkte sie ihn, als er ihr Zimmer betrat.
    »Kann ich wenigstens noch in meinem Zimmer ungestört bleiben?«, fragte sie bissig. Trevisan wandte sich wortlos um und ging zur Tür.
    »Wie lange soll das noch so weitergehen?«, rief ihm Paula hinterher.
    Trevisan schaute zurück. »So lange, bis ich glaube, dass du begriffen hast, was ich von dir erwarte.« Er zog die Tür leise hinter sich zu und ging die Treppe hinunter.

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