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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Pamphlet behandelten wie die Heilige Schrift. Er war nun bald dreißig Jahre bei der Polizei und es hatte schon sehr viele Konzepte und Reformen in seiner bisherigen Dienstzeit gegeben, doch nichts hatte die Situation der Beschäftigten verbessert. Alles war nur noch schlechter geworden und so mancher vernünftige Vorschlag war schnell wieder in einer Schublade verschwunden.
    Er klappte den Ordner zu und blickte aus dem Fenster. Was Angela jetzt wohl tat? Wie spät war es jetzt in Australien? Er blickte auf seine Armbanduhr. Dort musste es bald zehn Uhr sein. Bestimmt war es jetzt schon dunkel in Perth und Angela war von ihrer Expedition wieder zurückgekehrt und nahm noch einen Drink an der Hotelbar, bevor sie zu Bett ging. Er sehnte sich nach ihr.
    *
    Mike Landers zuckte zusammen. Es klopfte an der Tür. Er schaute auf die Uhr. Wer konnte das nur sein? Tommy und Jochen wohl nicht. Sie wären einfach hereingekommen. Auch Luisa hätte nicht derart gegen die Tür gepoltert. Das Klopfen wiederholte sich. Ängstlich sprang Mike Landers auf.
    »Mike Landers, machen Sie auf!«, hörte er eine dumpfe Stimme. »Ich weiß, dass Sie da drinnen sind. Wir müssen mit Ihnen reden. Hier ist die Polizei.«
    Mike wurde es heiß. Schweiß stand auf seiner Stirn. Es war das unbestreitbare Gefühl, erwischt worden zu sein.
    »Sollen wir Sie lieber zu Hause aufsuchen? Wir können Sie auch aufs Revier vorladen, wenn es Ihnen lieber ist!«
    Fieberhaft überlegte er, was er tun sollte. Noch einmal klopfte es. Eindringlicher als zuvor. Seine Knie zitterten. Er wischte sich die Schweißperlen von der Stirn.
    »Gut, wenn Sie nicht wollen , wir haben auch andere Mittel!«
    Ihm wurde langsam klar, dass es kein Entkommen gab. Aber wodurch hatte er sich verraten?
    Es klopfte erneut. Er atmete tief ein. Schließlich öffnete er die Tür.
    Ein Mann mit wasserblauen Augen und kurzen blonden Haaren stand vor ihm. Er trug einen dunklen Anzug, einen weißen Rollkragenpullover und braune Schuhe dazu. Es fehlte nur der Trenchcoat, den die Kommissare im Fernsehen immer trugen.
    »Was … was wollen … was wollen Sie von mir?«, stotterte Mike.
    »Es wird das Beste sein, wenn wir hier miteinander reden.« Der Mann präsentierte einen grünen Ausweis. Polizei stand groß und auffällig, fast bedrohlich auf der grünen Karte. »Ich glaube, wir sollten gleich zur Sache kommen«, sagte der Blonde und steckte den Ausweis wieder ein. Ein dunkelhaariger Mann folgte ihm in den Raum und postierte sich vor der Tür, während der andere näher kam und sich lässig auf einen Sessel setzte.
    »Das ist mein Kollege.« Der Blonde wies mit der Hand auf die Couch. Mike Landers setzte sich. Er wusste, dass die Geste keine höfliche Aufforderung war, sondern einem Befehl gleichkam.
    »Bin … äh … bin ich verhaftet?«, fragte Mike schüchtern.
    »Reden wir nicht lange um den heißen Brei, Sie wissen, um was es geht, aber Sie haben Glück«, antwortete der Blonde mit den wässrigen Augen. »Das war eine ganz schöne Dummheit von Ihnen. Simon Halbermann ist kein Unmensch. Wenn Sie uns Ihre vermeintlichen Beweise übergeben und sich bei ihm entschuldigen, dann wird er von einer offiziellen Anzeige absehen. Ich denke, das ist eine faire Chance.«
    Mike störte, wie der Blonde das Wort »Beweise« ausgesprochen hatte, doch der Schreck steckte noch in seinen Gliedern. Mehr als ein kleinlautes »Ja« bekam er nicht heraus.
    »Ach, bevor ich es vergesse, haben Ihre Freunde auch an diesem Komplott mitgewirkt oder war das alleine Ihre Idee?«
    »Ich alleine«, beeilte sich Mike Landers zu versichern. »Niemand weiß davon. Ich …«
    »Das hoffe ich, schließlich liegt Ihr Leben und das Ihrer Freunde noch vor Ihnen. Was, glauben Sie, werden später einmal die Personalchefs der Firmen zu einem wegen Erpressung vorbestraften Bewerber sagen?«
    Der letzte Satz war keine Frage, er klang eher nach einer nüchternen Feststellung.
    »Also, wir werden jetzt zu Ihnen nach Hause fahren und Sie werden uns das gesamte Material herausgeben«, sagte der Blonde kalt. »Natürlich mit sämtlichen Kopien und Daten. Das ist doch klar.«
    »Aber meine Mutter … sie weiß nichts …«, stammelte Mike erneut.
    Der Blonde wandte sich zu dem Dunkelhaarigen um und blickte ihn vielsagend an.
    »Sie muss nichts mitbekommen, wir werden draußen warten«, fuhr er fort. »Sie fahren mit uns und holen das Material und alles, was Sie an Kopien erstellt haben. Vertrauen gegen Vertrauen. Ist das ein

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