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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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«Nein. Du hörst mir jetzt zu … nein, hör zu!»
    «Ist das jetzt dein Niveau, Mumford?» In der Tür stand Mathiesson, nackt bis zur Taille. «Schwangere Frauen misshandeln?»
    «Spiel lieber nicht den Helden. Schließlich sind wir hier bei dir, und das sind alles deine Sachen, die zu Bruch gehen.»
    Wenn man sich das Zeug im Wohnzimmer so ansah, war es kein schlechter Deal, den Mumford da anbot. Ein Sony-Fernseher so groß wie ein Schrank, auf dem irgendeine stummgeschaltete Horror-Slasher- DVD lief. War bestimmt zehn Riesen wert. Ein unauffälliger Hinweis darauf, dass Ange und Mathiesson von etwas mehr lebten als von dem Krankengeld für seinen berühmten schlimmen Rücken.
    Mumford dachte an Robbie Walshs gebrochenes Genick und spürte, wie die Wut wieder hochkam, wie der alte Vulkan wieder anfing zu brodeln, und er ertappte sich dabei, zu hoffen, dass Mathiesson ihn angriffe. Aber Mathiesson bewegte sich nicht, und Mumford wandte sich wieder Ange zu.
    «Also», sagte er, «entweder halte ich dich jetzt die ganze Zeit fest, oder wir setzen uns alle schön nett und ruhig hin, und du beantwortest meine Fragen, und zwar ausführlich. Vor dem Hintergrund, dass ich kein Bulle mehr bin und niemand in den Knast kommt, oder …»
    «Wir ham uns nix mehr zu sagen», sagte Ange. «Nicht, dass das jemals anders gewesen wär …»
    «… Oder ich fahr zur Polizeistation in Hereford und unterhalte mich mit meinen alten Kollegen. Die dann vielleicht dafür sorgen, dass du zur Abwechslung mal ein bisschen alleinerziehende Mutter wirst.»
    Ange sah Mathiesson an, und Mumford sah weiter Ange an. Sie trug ein rotes Frotteekleid mit weiten Ärmeln, die ihm dort, wo er ihre Arme festhielt, über die Hände fielen.
    «Du tust mir weh», sagte Ange.
    «Deine Entscheidung.»
    «Er ist allein», sagte Mathiesson. «Keine Zeugen.»
    Mumford ließ Ange los, ging schnell auf Abstand und stellte sich neben den Fernseher. Ange setzte sich auf das große cremefarbene Sofa und rieb sich die Arme, ohne ihn anzusehen. Mumford wandte sich an Mathiesson.
    «Arbeitest du manchmal in der alten Aconbury-Maschinenfabrik, Lenny? Falls arbeiten das richtige Wort ist. Am Rand von Barnchurch?»
    «Nie gehört», sagte Mathiesson.
    «Aha. Soll so jetzt das ganze Gespräch laufen?»
    «Ist geschlossen.»
    «Ja, seit achtzehn Monaten, jedenfalls was den Maschinenbau betrifft. Was allerdings die Präparierung und den Vertrieb von Drogen betrifft, lief es ziemlich gut, bis … eigentlich bis vorgestern, stimmt’s?»
    «Wenn ich damit was zu tun hätt, wär ich eingebuchtet worden, oder etwa nicht?»
    «Vielleicht sind sie mit den Verhaftungen ja noch gar nicht fertig», sagte Mumford, und Mathiessons Kiefer zuckte.
    Ange griff sich die Fernbedienung von der Sofalehne und stellte den Fernseher aus.
    «Danke», sagte Mumford. «Ich lass jetzt die Hosen runter, Ange. Ich werd ganz offen zu dir sein. Das alte Mädchen konnte nichts für das, was mit Robbie passiert ist.»
    «Ich war an dem Abend total durcheinander», sagte Ange. «Was erwartest du? Ich bin durchgeknallt.»
    «Ja, klar. Du hast unter Schock gestanden. Aber das hat die Falsche abgekriegt. Es gibt nur ein Familienmitglied, das verantwortlich ist für den Tod des Jungen, und das war kein altes Mädchen mit fortschreitender Demenz.»
    «Ich bin schwanger!», schrie Ange. «Ich bin müde. Ich hab keine Zeit –»
    «Ich meine mich, Angela», sagte Mumford. «Ich war verantwortlich. Ich.»
    Zum ersten Mal hielt Ange den Mund.
    «Ich könnte alle möglichen Ausreden erfinden, Druck bei der Arbeit und so, aber Tatsache ist, da war nicht besonders viel Druck in meiner letzten Woche. Tatsache ist, ich wollte einfach nicht mit meiner Familie rumhängen, weil das in Zukunft sowieso immer so sein würde. War das erste Mal, dass ich Robbie am Ferienanfang nicht abgeholt und zu seinen Großeltern gebracht hab, und weißt du, warum? Weil ich nicht ertragen hätte, wie der Alte mich höhnisch angrinst, nach dem Motto: ‹Ist jetzt auch einer von uns Rentnern, der Junge.› Deshalb.»
    «Der Alte hat keinen Takt, hatter noch nie gehabt», sagte Ange. «Wir haben Robbie in den Zug gesetzt. Lenny hat ihn zum Bahnhof gebracht.»
    «Robbie und ich, wir haben uns auf dem Weg manchmal ein bisschen unterhalten. War manchmal schwer für ihn.»
    «Ist für jeden schwer», sagte Ange leise.
    «Mom hat mir mindestens drei Mal gesagt, dass der Junge es gar nicht abwarten konnte, mich zu sehen», sagte Mumford. «Ich

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