Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery
Steintrog mit roten und orangefarbenen Tulpen stand unter den Fenstern, die auf die Felder und auf die Stadt hinausgingen, die steil bis zum Kirchturm hin anstieg.
«Zum Frühstücken ist es ziemlich spät», sagte die Frau, «aber ich vermute, Ihnen ist nicht nach Mittagessen zumute.»
«Tee oder Kaffee wären …» – In diesem Moment bemerkte Merrily, dass die Tulpen nicht in einem Steinkübel, sondern in einem steinernen Sarg wuchsen, aus dessen Innerem eine Körperform herausgemeißelt worden war. – «… wunderbar.»
Das Leben wuchs direkt aus dem Tod. Überall Symbolik.
Die Frau rümpfte die Nase und tippte mit dem Schuh an den Sarg. «Ich versuche immer noch, sie dazu zu bringen, dieses morbide Objekt abzustoßen. Ich musste schon den Klempner bestechen, damit er behauptet, dass sich das Ding auf keinen Fall als Spülbecken installieren lässt.»
«Es ist sicher eine … Herausforderung, sie zufriedenzustellen.»
«Wir kommen eigentlich sehr gut miteinander aus. Ich bin beinahe jeden Tag hier, auf dem Weg ins Büro oder auf dem Rückweg oder zum Mittagessen, und kümmere mich um die Instandhaltung und das Personal. Setzen Sie sich doch bitte.»
Es gab einen runden Tisch mit Holzstühlen, die offensichtlich den Stühlen der Kirche von Glastonbury nachempfunden waren – siebzehntes Jahrhundert, gedrungene, x-förmig gekreuzte Stuhlbeine. Merrily zog einen hervor und setzte sich.
«Ich glaube, wir haben telefoniert.»
«Kurz.» Susannah Pepper stellte das Tablett mit Kaffee und Toast mitten auf den Tisch, setzte sich Merrily gegenüber und lächelte.
Sehr verdächtig. Eine freundliche, entspannte Anwältin war selten ein gutes Zeichen.
«Wo ist Bell?»
«Ich weiß es nicht.» Susannah sah Merrily in die Augen. Sie war ungefähr dreißig und wirkte fit und selbstsicher und fähig. Ihre Haut war etwas pelzig, wie die eines Pfirsichs. «Ich habe sie davon überzeugen können, ein bisschen hinauszugehen und mich die Dinge regeln zu lassen. Sie ist schrecklich enttäuscht von Ihnen. Fühlt sich betrogen.»
Stille. Die Sonne war herausgekommen und ließ das orangefarbene Glas in den Oberlichtern leuchten wie Feuer, und die Tulpen in dem Steinsarg reckten sich wie kleine Kelche, die darauf warteten, gefüllt zu werden.
«Gut», sagte Merrily schließlich. «Ich muss also fragen, ja? Woher wussten Sie, wer ich bin?»
Susannah stand auf und ging aus dem Raum. Sie kam mit einer ledernen Aktentasche zurück, nahm eine zusammengefaltete Zeitung heraus und warf sie auf den Tisch.
«Von heute Morgen.»
Merrily faltete die Zeitung auseinander und starrte erschrocken auf zwei Fotos, das eine vom Henkersturm, das andere zeigte sie selbst, von vorne und in Farbe. Darüber die Schlagzeile:
Exorzieren Sie unser Schloss
des Todes
Einwohner sagen: Böser Geist
muss verschwinden
Sie sah auf. «Das ist doch Mist.»
«Ich denke, Sie sollten es lesen.»
Sie las es. Alles war dramatisiert und stark vereinfacht dargestellt. Es war krass. Und voller Spekulationen. Aber in der Mitte des Artikels stand …
Der Bürgermeister von Ludlow, George Lackland, hat gestern Abend bestätigt, dass er über das Thema mit der Exorzistin von Hereford, Hochwürden Merrily Watkins, gesprochen hat.
«Das ist ganz klar ein Fall für die Kirche», sagte er. «Ob man an Geister glaubt oder nicht, ich bin davon überzeugt, dass viele Leute beruhigt wären, wenn es einen Gottesdienst oder einen Exorzismus geben würde.
Es wurde behauptet, dass nach diesen tragischen Todesfällen mehr Touristen in die Stadt gekommen sind, aber meiner Meinung nach ist diese Art trauriger Berühmtheit langfristig für niemanden gut.»
«Na gut. Es ist kein Mist. Nicht alles.»
«Danke.»
«Aber es ist missverständlich. Das Ganze geht auf eine Petition zurück, die an George Lackland gerichtet wurde. Offensichtlich hat jemand der Presse ein Exemplar zukommen lassen. Aber mit mir hat niemand darüber gesprochen. Ich meine, einer der Gründe, aus denen ich hier bin, ist ja, dass ich etwas Drastisches vermeiden will …»
«Lächerlich», sagte Susannah. «Weihwasser und Beschwörungsformeln. Oder habe ich Ihren Beruf falsch verstanden?»
«Wo dieses Foto herkommt, weiß ich auch nicht», sagte Merrily. «Ist auf jeden Fall schon ein paar Jahre alt.»
Sie stand vor der Kirche von Ledwardine, in voller Montur. Es sah aus wie ein offizielles Foto der Diözese. Merrily konnte sich nicht erinnern, wann es aufgenommen worden war.
Und
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