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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Mietwohnungen, und dann mietet er einen Laden zu einem Preis, bei dem ich ziemlich blass werden würde.»
    «Woher wissen Sie das?», fragte Merrily, aber er ging die Stufen unter der gusseisernen Laterne hinauf und antwortete nicht. Er nahm zwei Stufen auf einmal, und Merrily dachte daran, wie er die Stufen vom Kirchturm heruntergekommen war, sehr schnell, und unten an der Mauer zusammengebrochen war, voll Scham und einem von Schuld versüßten Hochgefühl, das er sich bis zu diesem Tag nicht eingestanden hatte.
    «Jonathan!» Er schlug mit der Faust an die Tür. «Nur auf ein Wort. Hier sind Stadtrat Lackland und Mrs. Watkins.»
    Keine Reaktion.
    «Ist abgeschlossen, George?»
    «Es ist offen!» George ging hinein. «Jonathan? Hier ist Stadtrat Lackland!»
    Sie hörte, wie er durchs Haus marschierte und Türen öffnete. Ein dumpfes «Jonathan?». Dann Stille. Als sie auf halber Treppe war, kam er ihr schon wieder entgegen.
    «Gehen wir», sagte er heiser.
    «George?»
    Er griff nach dem eisernen Geländer, sog scharf die Luft ein und ließ das Geländer wieder los, als wäre es glühend heiß. Er drängte sie die Stufen hinunter und wedelte dabei mit den Armen, als würde er eine Herde vor sich hertreiben.
    «Gehen Sie.»
    Ihr erster Gedanke war, dass er beim Sex gestört haben musste oder so, aber als er dann vorsichtig hinunterging, nah an der Wand, mit Abstand zum Geländer, sah sie das Blut an der Hand, die es berührt hatte.
    An seiner Stirn war eine Schwellung, die aussah wie ein Fingerknöchel.
    «Es gibt Dinge, die sollte eine Frau einfach nicht sehen», sagte er.

45  Marion
    «Sehen Sie mal, Siân», sagte Saltash. «Martin ist hier.»
    Sie befanden sich in einem hohen Raum ohne Dach, offenbar eine ehemalige Halle mit den Überresten riesiger Feuerstellen. Der Sergeant, Steve Britton, war auch da. Siân Callaghan-Clarke sah schnell zu Lol hinüber und dann wieder zu Saltash, der ihr einen warnenden Blick zugeworfen haben musste.
    «Hallo, Martin», sagte sie schließlich.
    Eine sehr präsente, autoritäre Frau, dachte Lol, aber wohl fühlt sie sich hier nicht in ihrem schicken, dunkelgrauen Hosenanzug, unter dessen Jackett der Priesterkragen zu erkennen war. In Ruinen war sie nicht zu Hause.
    «Es tut mir leid, aber …» Saltash ließ in seiner Hosentasche ein Schlüsselbund klirren «… ich muss Sie leider einen Moment allein lassen. Ich habe ein paar Telefonate zu erledigen.»
    Dieses Mal brauchte Siân kein Zeichen. Sie folgte ihm nach draußen. Saltash würde Lord Shipston anrufen, die Fynehams und seinen Freund, den Superintendenten. Es mussten Pläne gemacht, Verteidigungsstrategien ersonnen werden. Nur die klirrenden Schlüssel verrieten Nervosität.
    «Ich glaube nicht, dass die Kanonikerin darüber glücklich ist», sagte Steve Britton.
    «Nein.» Lol sah zwei lichtlose, schmale Durchgänge; einer davon musste zum Henkersturm führen.
    «Mr. Longbeach, ich will offen sein. Dadrinnen ist ein sehr gestörtes junges Mädchen, und wir möchten nicht, dass es gleich im Dunkeln sitzt. Wir wollen aber auch nicht mit Lampen ankommen und einen Riesenzirkus veranstalten. Ich möchte also von Ihnen wissen – sind Sie der Kerl, der diese Sache macht? Ich meine, ich weiß nicht, was genau Sie machen, und ich bin ziemlich sicher, das Mädchen dadrin weiß es auch nicht. Verstehen Sie, was ich sagen will? Wenn Sie nicht die komplette Ausrüstung dabeihaben, dann können Sie auch einfach …»
    «So tun als ob? Das ist nicht nötig», sagte Lol. «Es gibt jemanden –»
    «Mir gefällt das nicht, Steve.» Eine füllige Frau in einer orangefarbenen Fleecejacke mit einem Rentier-Motiv war durch einen der dunklen Durchgänge gekommen. «Ich dachte, wir wären schon weiter, aber jetzt hat sie sich wieder ganz in sich zurückgezogen. Sie wird wieder so … unheimlich, das Wort lässt sich wohl nicht vermeiden.»
    «Das ist Mr. Martin Longbeach, Sandy», sagte Britton. «Noch ein, äh, Kollege von unseren Freunden da draußen. Das ist Inspector Sandy Gee, sie ist zuständig für Familienangelegenheiten.»
    Sandy Gee sah Lol mit leicht zusammengekniffenen Augen an. «Ich habe Sie doch schon mal irgendwo gesehen, oder? Ich vergesse kein Gesicht, Martin. Ich hoffe, Sie sind darauf eingestellt, etwas zu unternehmen. Ich dachte, wir kämen voran, aber langsam mache ich mir ein klitzekleines bisschen Sorgen. Ich glaube, der Doktor hatte recht, sie ist in einem Wahn, aber wenn wir einen Wahn mitmachen müssen,

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