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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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seinem Weg zu ihnen stehen geblieben und sprach in ein Funkgerät oder ein Handy. Lol sah Saltash an, hinter dem sich mitten im Innenhof der runde Turm befand, mit seinem normannischen Torbogen. Der Turm hatte kein Dach, er war hohl, eine Hülle.
    «Das reicht doch nicht», sagte Lol. «Es ist nicht stichhaltig. Sie können mir nichts, Sie arrogantes Arschloch.»
    Die Wolken hingen tief und waren rot geädert, und Lol war bewusst, wie klar und deutlich seine Stimme klang, als wäre er in einem Aufnahmestudio mit Schallschutzverkleidung.
    «Und Gascoigne – wegen dieses Songs macht der sich keine Sorgen, denn der beschreibt ja nur, wie gerne er Tabletten verschreibt. Selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass das Lied in die unteren Ränge der Charts kommt, kann ihm das nicht schaden. Worum sich Gascoigne aber Sorgen macht, ist das, was
nicht
in dem Song vorkommt. Und dabei hatte ich gar nicht vor, etwas gegen ihn zu unternehmen – ist nicht meine Sache. Vor allem, wo er seine Finger gar nicht mehr … in der Psychiatrie hat, was sicher nicht schlecht ist, wenn man bedenkt, wo er seine Finger sonst so hatte –»
    «Constable!», rief Saltash. «Entschuldigung, Constable!»
    Der Polizist sprach immer noch. Er sah auf und hob eine Hand.
    «Deshalb hätte ich es normalerweise wohl dabei belassen», sagte Lol. «Wenigstens sind ihm die armen Schweine in der Anstalt nicht mehr ausgesetzt. Vor allem die Frauen. Helen Weeks zum Beispiel.»
    «Ich habe jetzt wirklich keine Zeit mehr für Sie, Mr. Robinson», sagte Saltash leise. «Ich könnte der Polizei auch einfach sagen, dass Sie ein Journalist sind, der sich unter falschem Namen hier eingeschlichen hat.»
    «Ich bin immer so viel wie möglich im Krankenhaus herumgelaufen», sagte Lol, «und habe die normalen Leute beobachtet – Leute, die dort gearbeitet haben. Einfach, um nicht zu vergessen, wie man sich draußen in der Welt normalerweise benimmt. Helen Weeks war schizophren, ihr hat also niemand etwas von dem geglaubt, was sie gesagt hat. Sie war sehr hübsch und hat Stimmen gehört, und manchmal musste sie vor dem beschützt werden, wozu die Stimmen sie aufforderten. Und ich habe sogar …» – nur, falls Saltash sich da unsicher war – «selbst gesehen, wie Gascoigne an ihr eine Sonderbehandlung vorgenommen hat, die nicht gerade meinen Vorstellungen von Schutz entsprach. Ich bin auf einen Stuhl geklettert, um durch das Oberlicht seiner Bürotür sehen zu können, das über der Milchglasscheibe war.»
    «Sie sind wirklich ein trauriger Fall», sagte Saltash.
    Und inzwischen hasste Lol ihn genug, um zu lügen.
    «Na ja, Nigel, ich glaube nicht, dass die das bei der Nachrichtenagentur in Gloucester so sehen werden. Kennen Sie die Agentur? Sie arbeitet überregionalen Zeitungen zu – der
Sun …
dem
Mirror …
News of the World
. Und denen geht es ausschließlich um Geld. Wenn die eine Zeitung ihren Artikel ablehnt, bieten sie ihn eben einer anderen an und noch einer anderen, bis es alle wissen. Oder vielleicht schicken sie so eine Story auch gleich an alle.»
    «Nicht, wenn ich eine einstweilige Verfügung gegen Sie erwirke, um Sie davon abzuhalten –»
    «Zu spät. Ein Freund von mir hat eine lange E-Mail, in der die ganze Geschichte detailliert erzählt wird, samt der Telefonnummer von Helen Weeks und ihrer Schwester, die sich um sie kümmert, und von zwei ehemaligen Pflegern, zu denen wir Kontakt haben und die noch von weiteren Fällen wissen. Wenn dieser Freund bis zehn Uhr heute Abend nichts von mir gehört hat, geht die E-Mail raus an die Nachrichtenagentur.»
    Lol sah Saltash in die Augen und fühlte sich erstaunlich ruhig.
    «Versuchen Sie’s, Nigel. Lassen Sie mich rauswerfen. Versuchen Sie, mich festnehmen zu lassen. Mich einzuweisen. Ach, um Sie geht es in der E-Mail natürlich auch. Im Anhang haben wir die Abschrift einer Unterhaltung zwischen Ihnen und Jack Fyneham. Er ist, glaube ich, Ihr Patensohn, oder nicht?»
    «Gibt es ein Problem, Dr. Saltash?», fragte der Polizist.
    «Und der Superintendent von Hereford», sagte Lol zu Saltash, «der wird auch zitiert. Ziemlich ausführlich.»
    Saltashs Lächeln war wie aus Glas. «Alles wieder in Ordnung, Constable, danke.»
     
    «Ich habe immer gewusst, dass mit dem Jungen irgendetwas nicht stimmt», sagte George leise, als sie in der Gasse neben dem Laden standen. «Jemand in dem Alter … taucht einfach in der Stadt auf, geht von einem Makler zum anderen und fragt nach billigen

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