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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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ja, einen Vergleich zu haben. Aber der Gedanke daran, dass Eirion mit einem anderen Mädchen ausging … der war unerträglich.
    Vor Lucys Haus blieb sie stehen. Hinter Lols klapprigem Astra parkte ein schwarzer Nissan. Der Mann von
Q
? Sie überlegte, ob sie hintenrum durch die Küchentür ins Haus gehen sollte, die Lol nie abschloss. Sie könnte einfach heimlich in der Küche sitzen und zuhören.
    Aber sie wusste, dass sie sich nur ärgern und sich verraten würde, wenn Lol zu bescheiden von sich redete. Und sie war auch so schon ärgerlich genug, auf die Londoner, die in Ledwardine einfielen. Und auf sich selbst, weil sie so unsicher war.
     
    «Vermutlich halten Sie mich für eine zusätzliche Belastung», sagte Saltash, als er in die Straße nach Leominster einbog.
    Er trug eine Sonnenbrille – die Sonne verbreitete ein sanftes, milchiges Licht, und die Hecken an den Straßenrändern schienen geradezu vor ihren Augen zu ergrünen.
    «Ich … glaube nur, wenn man mit einem Psychiater ankommt, fühlen sich die meisten Leute leicht bedroht», sagte Merrily. «Manche müssen sich wirklich richtig überwinden, um überhaupt mit jemandem wie mir zu reden …»
    «Dann trete ich vielleicht am besten nicht als Psychiater auf, sondern als neues Mitglied des Teams, das mitkommt, um was zu lernen.»
    «Was genau wollen Sie denn über Geister wissen, Nigel?»
    «Geister?» Nigel sah sie an. «Oh, Geister sind schrecklich interessant. Finden Sie nicht? Allerdings gibt es, glaube ich, bisher keine richtig überzeugende Studie.»
    «Soll das heißen, Sie denken darüber nach, eine zu machen?»
    «Das wäre natürlich sehr zeitaufwendig, würde sich aber bestimmt lohnen. Ich hätte großes Interesse daran, Erscheinungen als subjektive – oder reflexive – Phänomene zu untersuchen.»
    «Bitte?»
    «Eine Studie über Erscheinungen und das, was sie uns über denjenigen verraten, der sie wahrnimmt.»
    «Der Geist als psychologische Projektion der inneren Verfassung?»
    «Innere Qualen, Schuldgefühle.» Saltash fuhr langsam ans Ende eines kleinen Staus heran, den die Ampeln im Zentrum von Leominster verursachten. «Verlustgefühle. Unterdrückte sexuelle Begierden. Ist der Geist, der wahrgenommen wird, beispielsweise schattenhaft und unbewegt? Ist er aggressiv oder drängend?»
    «Also schließen Sie aus, dass Geister eine objektive Realität sind.»
    «Merrily, allein das Wort ‹Geist› …» – Saltash lächelte breit – «… ist natürlich eine Antithese zu dem Wort ‹real›.»
    «Und nicht mal als Christ –»
    «Ich glaube nicht, dass die Bibel zu dem Thema viel zu sagen hat. Oder täusche ich mich?»
    «Also, es … kommt schon vor, hier und da.»
    «Aber wahrscheinlich ohne hieb- und stichfeste Definition des Begriffes ‹Geist›. Sehen Sie, ich weiß nicht, wie weit Sie persönlich gehen würden. Ich werde Sie auch nicht nach Ihren eigenen ‹übersinnlichen Erfahrungen› fragen – so etwas ist höchst subjektiv und deshalb selten hilfreich. Außerdem ist das ein Hornissennest, in das ich, jedenfalls in diesem Stadium unserer Beziehung, nicht stechen möchte.»
    In diesem Stadium?
    Merrily hatte das Gefühl, zum Gegenstand einer Privat-Theorie Saltashs zu werden. Und sie vermutete, ganz gleich, was sie als Nächstes sagte, es würde zu einem strategisch gewählten Zeitpunkt zu Siân Callaghan-Clarke durchsickern.
    In dem BMW roch es leicht nach neuem Auto, und am Armaturenbrett haftete ein kleines Rauchen-verboten-Schild. Sie wünschte, sie wäre allein, in ihrem klapprigen Volvo. Sie sagte:
    «Wissen Sie, ich … ich habe mit psychologischer Projektion ja kein Problem. So lassen sich wahrscheinlich eine Menge Geistergeschichten erklären. Aber das klassische Spukhaus, in dem von mehr als einem Menschen immer wieder etwas gesehen wird, lässt sich so nicht erklären. Wie würden Sie damit umgehen?»
    «Wo soll ich anfangen?» Die Ampel wurde grün, und Saltash bog links ab. «Präkonditionierung?
Folie à deux
im großen Stil? Wäre ich Physiker, würde ich vielleicht sogar versuchen, eine wissenschaftlichere Erklärung der Trace-Theorie zur Erfahrungsverarbeitung zu finden. Aber das ist nicht mein Gebiet. Mit dem Verstand kenne ich mich besser aus. Obwohl wir hier natürlich, bei aller Vorsicht, C. G. Jungs Kollektives Unbewusstes streifen.»
    «Das bedeutet, dass die gesamte Vorstellung von den Ruhelosen jenseits dessen ist, was Sie glauben können.»
    «Merrily …» Nigel Saltash trug sein

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