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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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des Countys gerade sein Studio eingerichtet hat. Und da hab ich ihm ein bisschen ausgeholfen. Und dann hat Prof mich dazu überredet, das Album zu machen. Ihm hab ich das letztlich alles zu verdanken.»
    Lol legte eine CD in den Ghettoblaster.
    «Und Simon St. John spielt Bass und Cello», sagte Jack. «Der war früher ziemlich berühmt. Und jetzt ist er Pfarrer, stimmt’s?»
    «Schon seit Jahren.»
    «Cool.»
    «Ja, er ist cool.»
    «Aber Sie haben mit der Kirche nichts zu tun …»
    «Nein, hab ich nicht.»
    «Weil Ihre Eltern …»
    «Es hat eine ziemlich abschreckende Wirkung, wenn die Eltern … Extremisten sind.»
    Draußen fuhr ein Lastwagen vorbei, und Jack schien zu überlegen, was er noch fragen könnte.
    «Wie lange schreiben Sie schon über Musik?», fragte Lol.
    «Noch nicht lange. Mein alter Herr verlegt Fachzeitschriften, aber als er jung war, war er Zeitungsreporter. Er hat mich ermutigt, in den Journalismus zu gehen. Ich schreibe aber nicht nur über Musik. Eigentlich über alles, was so kommt. Na ja, jedenfalls … Lol, es ging Ihnen doch lange ziemlich dreckig, oder? Es war doch wie bei Nick Drake – wie lange ist der jetzt schon tot, dreißig Jahre? Ich meine, Ihnen ging’s wie ihm, mit der Bühnenangst, der Angst vor dem Publikum.»
    «Ich habe mich von Anfang an mit Nick Drake identifiziert. Daher kommt ja auch der Name der Band,
Hazey Jane

    «Hm?»
    «Der Nick-Drake-Song? ‹Hazey Jane›?»
    «Ach so, klar, ja. Sorry, ich dachte, Sie meinten … Und wie haben Sie das dann überwunden? Denn Ihr Comeback-Gig war ja phantastisch, im
Courtyard
in Hereford.»
    Lol erzählte Jack, wie sehr Moira Cairns, die Folk-Rock-Göttin, ihm geholfen hatte. Wie sie ihn praktisch auf die Bühne geschubst hatte. Aber er hatte Panik gehabt. Die ganzen Lichter, die vielen Gesichter.
    «Sie spielen weiter ab und zu mit Moira, richtig? Sind Sie beide …?»
    «Oh nein», sagte Lol. «Wir sind kein Paar.»
    «Aber Sie sind mit jemandem zusammen?»
    «Nein, ich lebe allein. Rückzug in die ländliche Idylle.»
    «Alles klar», sagte Jack. «Alles klar.»
     
    Jane wartete immer noch auf Eirion und sah Lol und den Kerl von
Q
aus Lucys Haus kommen und zusammen Richtung Marktplatz gehen. Sie schienen gut miteinander auszukommen. Sie fragte sich, warum sie sich für Lol so verantwortlich fühlte. Er war einfach der Typ dafür – verletzbar.
    Der Journalist sah kaum älter aus als Eirion. Er hatte eine Digitalkamera dabei. Machte offenbar also auch seine eigenen Bilder. Als die beiden näher kamen, versteckte sich Jane hinter einem der breiten Eichenträger der alten Markthalle. Lol wirkte ein bisschen unglücklich.
    «Natürlich schreib ich nicht dazu, wo wir hier sind», sagte der
Q
-Typ.
    «Andererseits ist die Markthalle ziemlich bekannt», sagte Lol.
    «Kein Problem, drehen Sie sich einfach in die andere Richtung, ist sowieso besser fürs Licht.»
    Der Typ postierte Lol am Rand des Platzes, im Hintergrund die Kirche und ein paar Leute. Jane fragte sich, ob er eins dieser berühmten Schwarzweißfotos nachstellen wollte, die für Nick Drakes erstes Album,
Five Leaves Left
, aufgenommen worden waren.
    Und sie fragte sich, nicht zum ersten Mal, ob das alles gut war. Nick Drakes Musik war toll, aber sie stand für den alten Lol. Schließlich hatte sich Nick Drake mit einer Überdosis Antidepressiva umgebracht.
    Dann sah Jane Eirions Auto ankommen – einen kleinen grauen Peugeot mit dem CYM -Aufkleber, der ihn als Waliser auswies. Eirion fuhr langsam um den Platz, um vor dem Pfarrhaus zu parken. Jane wollte schon winkend auf ihn zulaufen, hielt sich dann aber zurück. Ein bisschen mehr Coolness war durchaus angebracht.
    Als Eirion ausstieg, ging sie lässig auf ihn zu. Er erspähte sie sofort, und dieses unglaubliche Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus – die Art Lächeln, die einen denken ließ, man wäre der einzige Mensch, der es hervorrufen konnte.
    Schleimer.
    Okay, Eirion war kein Schleimer. Er wusste ja nicht mal, dass er Charme hatte.
    Als sie mit Küssen fertig waren, sagte er: «Stimmt irgendwas nicht?»
    «Wieso?»
    «Hier ist heute so viel los, oder? So kenn ich das hier gar nicht.»
    «Es ist Samstag.» Jane sah sich um. Lol und der Journalist waren nicht mehr zu sehen. Also keine größere Foto-Session.
    «Aber so ist es doch nicht jeden Samstag, oder?», fragte Eirion.
    «Touristen. Die haben die Gegend plötzlich für sich entdeckt.»
    «Gut für die

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