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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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schreibt Gedichte und veröffentlicht sie selber.»
    «Wer?»
    «Der Zeuge. Vielleicht besuch ich den mal. Hab ja jetzt Zeit, oder nicht? Ich hab jetzt die Zeit, genau diese übereifrige Nervensäge zu spielen. Als der Junge noch am Leben war, hat sich niemand um ihn gekümmert, außer einer alten Frau.»
    «Andy, ich bin bestimmt die Letzte, die so was belächelt, aber wenn sie wirklich denkt, sie hat diese Information von einem … von Robbie …»
    «Könnte doch sein, dass er ihr vorher irgendwas erzählt hat, oder? Bevor er gestorben ist. Und jetzt hat’s plötzlich klick gemacht. Ich grübel jetzt seit drei Wochen über Robbies Tod nach. Und immer hab ich gedacht: Wart die polizeiliche Untersuchung ab, wart die Beerdigung ab. Und jetzt sagt sogar Mom, ich soll was tun.
Warum hast du sie nicht aufgehalten?
Wo hat sie das nur her, Mrs. Watkins?»
    Mumfords Vater und Saltash kamen jetzt auf das Haus zu. Aus Saltashs Lächeln war nichts herauszulesen.
    «Andy.» Merrily winkte Mumford in den winzigen Vorgarten seiner Eltern. «Ich denke, wir sollten versuchen, das zu klären … Gehen Sie wieder rein. Aber ohne ihn. Lassen Sie sich was einfallen.»

7  Ich werde warten
    Es gab noch einen anderen offensichtlichen Grund dafür, dass die Auswirkungen des Ruhestandes Andy Mumford Angst machten.
    Seinen Dad.
    Reg Mumford war größer als sein Sohn und hielt sich sehr gerade, trotzdem konnte man sich kaum noch vorstellen, dass er früher mal Polizist gewesen war. Er trug immer noch seinen Anglerhut und hatte die Hände auf die Rückenlehne des Sessels gelegt, auf dem seine Frau saß, als wäre es ein Rollstuhl. Merrily vermutete, dass er das tat, weil er sie nicht ansehen wollte.
    «Ich glaube, die verdünnen das Bier schon wieder mit Wasser, Andrew.»
    «Hast du schon gesagt, ja.»
    «Hast du das auch gemerkt?»
    «Nein, Dad.»
    «Das machen sie immer um diese Jahreszeit, wenn die Touristen kommen.»
    «Glaub ich nicht.»
    «Die Preise erhöhen sie auch. Vor zwei Minuten hat ein halber Liter doch noch ein Pfund gekostet.»
    «Das war vor meiner Zeit, Dad.»
    «Hehe!» Reg Mumford zeigte auf Andy, der unbequem am Sideboard lehnte. «Jetzt, wo du im Ruhestand bist, vergeht die Zeit wie im Flug, du wirst noch an meine Worte denken, Junge.»
    «Mrs. Watkins würde gern noch mal mit euch reden», sagte Mumford.
    «Es ist mir ein Vergnügen, mit dieser jungen Dame zu sprechen, Andy. Sollen wir einen trinken gehen, wir drei?»
    «Sie will vor allem mit Mom reden, Dad.»
    «Aus der wird sie aber kein vernünftiges Wort rauskriegen», sagte Reg. «So viel ist sicher.»
    Merrily stand immer noch an der Tür. Das führte hier zu nichts. Nigel Saltash hatte vorgeschlagen, dass sie in einem der schicken neuen Restaurants zu Mittag essen sollten, die, das fand jedenfalls er, die Fahrten nach Ludlow inzwischen zu so einem Vergnügen machten. Merrily hat sich herausreden können – sie hatte gesagt, sie müsse ihre Predigt schreiben, und dann hatte Mumford behauptet, er müsse sowieso seine Frau in der Nähe von Ledwardine abholen und könne die Frau Pfarrer nach Hause bringen.
    Merrily ging zu Mrs. Mumford und kniete sich vor ihrem Stuhl auf den Teppich. Mrs. Mumford betrachtete sie eine Weile und begann dann zu nicken. In ihren Augen flackerte das Erkennen auf, als setze das Nicken langsam einen Dynamo in Gang.
    «Jetzt … jetzt weiß ich, wer Sie sind. Ich war ein bisschen verwirrt, weil dieser Mann mich immer so komisch angelächelt hat, aber jetzt weiß ich, wer Sie sind, meine Liebe.»
    Merrily lächelte sie an. Irgendwie hatte sie nicht das Gefühl, dass Mrs. Mumford auf der richtigen Fährte war.
    «Sie waren bei der Beerdigung, oder?»
    «Ähm …»
    «Sie sind die Lehrerin. Ja. Robbies Lehrerin. Sie waren seine Lieblingslehrerin, Sie sind … seine Geschichtslehrerin!»
    «Na ja, ich –»
    «Genau.» Reg Mumford lehnte sich von hinten über den Sessel und ließ den Zeigefinger vor seiner Stirn kreisen. «Und wir freuen uns, Sie hier zu haben, nicht, Phyllis?»
    «Geschichte hat er geliebt», sagte Mrs. Mumford.
    «Ja», sagte Merrily, «das stimmt wohl.»
    «Und was hat er jetzt davon gehabt?», schnaubte Reg. «Hätt er mit den andern Jungs Fußball gespielt, wär er noch am Leben. Hab ich immer gesagt.»
    «Dad, um Himmels willen –»
    «Andrew, wir müssen doch den Tatsachen ins Auge sehen. Was passiert ist, tut uns allen wahnsinnig leid, aber es hat doch keinen Zweck, wenn wir uns jeden Tag wieder

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