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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Angst macht, aber am besten wäre es, wenn es keine Szene gibt. Ich sehe mir die Festplatte also hier an.»
    Merrily sah auf die Uhr an der Wand: 21.05 Uhr.
    «Würde es helfen, wenn ich vorbeikomme?»
    «Das kann ich nicht von Ihnen verlangen, Mrs. Watkins. Es ist immerhin das Plascarreg.»
    «Welche Nummer hat die Wohnung?»
    «137.»
    «Okay.» Sie schrieb sich die Nummer auf.
    «Ich kann das nicht von Ihnen verlangen», sagte Mumford. «Nicht mitten in der Nacht.»
    «Sie verlangen ja gar nichts. Es ist meine freie Entscheidung. Es interessiert mich.»
     
    «Du bist dumm», sagte Jane. «Du siehst nicht, was er mit dir macht.»
    Merrily stand in der Eingangshalle und zog ihren Mantel an. Jane lehnte am Türrahmen zur Küche und schüttelte langsam den Kopf, um ihr überlegenes Wissen zu demonstrieren.
    «Dann aber schnell», sagte Merrily.
    «Okay. Lol wird diese psychologische Einschätzung zweifellos später bestätigen. Also vom Wesen her ist Mumford jemand, der sich unterordnet. Er ist nie mehr geworden als ein Sergeant … weil er zwar total zuverlässig ist, aber nicht diesen Funken hat, diese Inspiration, die Typen wie Bliss – und erzähl Bliss ja nicht, dass ich das gesagt habe – zu einer Art Star machen.»
    «Keine Sorge.» Merrily öffnete die Haustür. «Bliss würde niemals glauben, dass du so etwas gesagt hast.»
    «Und jetzt hat Mumford Bliss verloren, klar? Er schwimmt. Er kann keine Entscheidungen treffen. Er funktioniert nicht ohne einen Vorgesetzten. Und deshalb hat er, ob ihm das nun klar ist oder nicht, dir diese Rolle zugeteilt …»
    «Jane, das ist –»
    «Das ist offensichtlich, Frau Pfarrer.»
    Merrily ging hinaus und drehte sich dann nochmal um. «Möchtest du mir zufällig helfen?»
    Jane kniff die Augen zusammen. «Was?»
    «Geh ins Internet und suche nach irgendwelchen Verbindungen zwischen Ludlow und diesen Selbstmord-Websites und, ähm … dem ganzen Rest.»
    Jane sah überrascht aus. «Ja, okay.»
    «Danke, Spatz.»
    «Gerne. Dann, äh … dann sehen wir uns später … Chef.»

17  Außenseiter
    Als Merrily in der Stadt ankam, hatte es aufgehört zu regnen, aber die Straßen glänzten noch, und der weiß erleuchtete Restaurantkomplex sah aus wie ein Eispalast, als sie über die Greyfriars Bridge fuhr.
    Dies war das Hereford der Touristen, nur sieben Autominuten entfernt vom Plascarreg, wohin sich die Touristen nur aus Versehen mal verirrten.
    Plascarreg: Walisisch für «Ort der Felsen». Es bestand aus anonymen Betonwohnblöcken, die direkt an der Straße zwischen Belmont und dem Gewerbegebiet Barnchurch standen. Merrily fuhr langsam und mit Fernlicht. Eigentlich hatte auf dem brachliegenden Land vor ihr das Gewerbegebiet erweitert werden sollen, aber aus Mangel an Investoren wurde das Projekt immer wieder verschoben – vielleicht dachten die Leute auch, Brachland symbolisiere die Moral des Plascarregs am besten.
    Der Parkplatz vor dem zweiten Block stand voller Fahrzeuge, es war nur noch ein Stellplatz frei, bei dem man mit zwei Reifen auf den Bordstein fahren musste. Merrily fuhr rückwärts hinein, neben einen ramponierten Lieferwagen, dessen hintere Radachse von mehreren Backsteinen gestützt wurde.
    Mumford hatte nicht erwähnt, ob die Wohnung seiner Schwester im Erdgeschoss lag oder ob sie die Treppe hochmusste. Niemand mochte Treppenhäuser bei Nacht. Merrily ging an der Straße entlang, sah hinauf zu trüben Lichtern hinter zugezogenen Vorhängen. Die Luft war kalt, feucht und schneidend, und es schien niemand –
    «Mrs. Watkins.»
    «Andy …?»
    Mumford trat aus dem Schatten und nahm sie beim Ellbogen.
    «Hätte Ihnen am Telefon sagen sollen, dass wir nicht in die Wohnung gehen. Es ist gleich hier.»
    Er führte sie zu einem niedrigen Betonblock: Garagen mit metallenen Rolltoren. Vor einem Tor, das ein schmaler, heller Ring aus Licht umgab, blieb er stehen. Mumford zog das Tor hoch. Das Licht kam aus einer vergitterten Deckenlampe und spiegelte sich in einer Ölpfütze auf dem Betonboden der Garage.
    «Jetzt beeil dich ma, Andy.» Eine Frau baute sich direkt vor Mumford auf. «Und vergiss nicht: nichts mitnehmen.»
    Sie war ungefähr in Merrilys Alter, vielleicht etwas älter. Ihr roter Ledermantel stand offen und verriet, dass sie schwanger war.
    «Meine Schwester, Angela», sagte Mumford. «Das ist Mrs. Watkins.»
    «Merrily.»
    «Gut, dasse nich mit Ihrm Hundekragen gekommen sind», sagte Angela. «Hier werden Pfarrer nämlich schon mal

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