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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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aufgefressen.»
    «An mir hätten die keine Freude», sagte Merrily. «Ich bin zäher, als ich aussehe.»
    Angela sah sie an, ohne zu lächeln. Vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, um zu kondolieren.
    «Vergiss nich, was ich gesagt hab: nichts mitnehmen», sagte Angela zu Mumford und hielt ihm einen Schlüssel an einer Kette hin. «Du hast ’ne halbe Stunde, mehr nich. Schließ ab, wenn du fertig bist. Schlüssel in’n Briefkasten.»
    Angela ging, ohne sich noch einmal umzusehen. Mumford wollte das Tor von innen herunterziehen, aber der Griff auf der Innenseite fehlte, also zog er das Tor nur bis etwa einen Meter über den Boden herunter.
    Hinten in der Garage stand auf einer Werkbank der Computer, der bereits hochgefahren war und ein irgendwie unheilvolles blaues Licht auf die herumstehenden Kisten warf. «Sehen Sie sich ruhig um, Mrs. Watkins», sagte Mumford. «Das ist es, was von Robbie Walsh geblieben ist.»
     
    Merrily ging um die Ölpfütze herum. Mindestens ein Dutzend Weinkartons aus dem Supermarkt standen in der Garage. Zögernd klappte sie einen auf.
    Bücher. Sie nahm ein großformatiges heraus:
Das Alltagsleben des Mittelalters in Bildern
. In jeder Ecke heraldische Symbole. Es war eigentlich ein Taschenbuch, aber die Buchdeckel waren mit Pappe verstärkt worden, so wie man es mit einem Buch machte, das man wirklich liebte, damit es sich nicht so schnell abnutzte, obwohl man es Tag für Tag in Händen hielt. Es öffnete sich an einer Stelle, an der eine Seite herausgerissen worden war – nicht besonders sorgfältig, in der Buchmitte waren immer noch die Reste zu sehen. Die Überschrift lautete: HEXENPROBE .
    Mumford stieß einen Karton mit dem Fuß an.
    «Seine ganzen Bücher sind hier. Zeug über Schlösser … Rüstungen … Waffen. Sollen am Wochenende alle verkauft werden – außerhalb, so blöd sind sie ja auch wieder nicht.»
    «Sie wollen all seine Sachen verkaufen?»
    «Brauchen den Platz. Ist ja ein Baby unterwegs.»
    Merrily legte das Buch in den Karton zurück und verschloss die Klappen wieder. Als würde man ein Laken über eine Leiche ziehen.
    «Was ist mit Robbies Vater?»
    «Er ist zur Beerdigung gekommen. Kein schlechter Kerl.» Mumford öffnete einen Karton und zog eine türkisfarbene Baseballkappe heraus. Er setzte sie auf, sie passte ihm beinahe. «Die war Robbie immer zu groß. Der Arme hat nie verstanden, warum die Leute lachen. Wollte cool sein, aber er war’s nicht mal im Entferntesten.»
    «Sie haben selbst Kinder, oder?»
    «Zwei Töchter. Eine in Neuseeland, die andere ist Tierpflegerin, lebt mit einem Tierarzt unten in Newport. Haben sich gut gemacht, unter den Umständen. Wenn man Kriminalbeamter wird, ist man für die Familie so gut wie verloren.» Mumford nahm die Kappe ab. «Sehen Sie das hier?»
    Er schlug ein Buch auf, das er offenbar als Mauspad benutzt hatte.
Das Haus Tudor
. Etwas war vorne draufgeschmiert und dann durchgestrichen worden: Walsh ist schwul.
    «Jane sagt, in der Jugendsprache ist das inzwischen ein Allzweckwort geworden, wenn es darum geht, jemanden zu beleidigen», sagte Merrily.
    «Beleidigung», sagte Mumford. «Hm.»
    «Was denken Sie?»
    Mumford griff in den Bücherkarton und nahm ein Taschenbuch mit weißem und sepiafarbenem Umschlag heraus:
Schlösser und Wasserburgen in Herefordshire
. Es wirkte neu, abgesehen von dem braunen Klebeband, das den Rücken zusammenhielt. Ein Flugblatt fiel heraus:
Das Geschichtsprojekt
.
    «Sieht aus, als wäre das Buch in der Mitte durchgerissen worden, oder? Er war immer sehr vorsichtig mit seinen Büchern.»
    «Sie meinen, er war das nicht.»
    «Könnte Ange gewesen sein. Als er klein war, hat sie seine Spielsachen ins Feuer geworfen, wenn er sie nicht weggeräumt hat, obwohl sie ihn dazu aufgefordert hatte. Ich war dabei. Da war sie noch mit seinem Dad zusammen, und sie haben in Kingstone gelebt. War ’ne schwierige Ehe. Ich hatte immer das Gefühl … etwas für den Jungen tun zu müssen. Ich wusste nur nicht, was.» Er legte das Buch vorsichtig wieder in den Weinkarton. «Verdammt, er ist nie misshandelt worden. Er wurde nur nie ermutigt. Und so ist er zum Einzelgänger geworden, der mit seinen Büchern oben in seinem Zimmer sitzt.»
    Mumford wandte sich ab und stand mit den Händen in den Taschen seines dunklen Tweedjacketts ganz ruhig da.
    «Andy –»
    «Wir sollten uns mal den Computer ansehen.» Mumford zog sein Brillenetui hervor; seine Hände zitterten ganz leicht. «Ich hab den Jungen

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