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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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keine offensichtliche persönliche Verbindung zu Robbie Walsh gab, auch wenn sein Name im Chat kurz gefallen war. Das würde hoffentlich dafür sorgen, dass Mumford sich auch von Ledbury fernhielt.
    «Computer.» Er gab einen zischenden Ton von sich. «Daran hab ich nicht gedacht. Verdammt.»
    «Bliss sagt, Robbie hatte keinen Computer.»
    «Natürlich hatte er einen Computer. Haben ihm seine Großeltern geschenkt. Ich musste ihn damals selbst besorgen. Packard Bell.»
    «Jedenfalls hatte er ihn nicht mehr, Andy.»
    «Das werden wir ja sehen», sagte Mumford.
     
    Als Merrily im Regen nach Hause fuhr, fragte sie sich, wie viel über Marion de la Bruyère eigentlich bekannt war, über die «Schlossherrin». Da dachte man an fließende Gewänder und diese trichterförmigen Kopfbedeckungen, an denen ein Band flatterte.
    Aber Bernie Dunmore hatte recht. Wahrscheinlich war sie ein Kind gewesen. Im Mittelalter waren diese kostbaren Jugendjahre mehr oder weniger übersprungen worden. Mädchen, die damals in Janes Alter waren, konnten schon drei Kinder haben. Marion war vermutlich auch ungefähr fünfzehn gewesen, als sie starb, vielleicht sogar jünger. Jedenfalls jung genug, um sich von einem feschen Ritter zum Narren halten zu lassen, von dem sie glaubte, er sei in sie verliebt.
    Jemmie Pegler, emotional ausgehungert und gegen die Einsamkeit kämpfend, war in genau dem richtigen Zustand, um sich vorzustellen, dass Marion, die desillusioniert und verraten worden war – eine Gleichgesinnte –, ihre Hand halten würde, wenn sie sprang.
     
    Merrily sagte zu Jane: «Was glaubst du, in was für einem Zustand jemand sein muss, damit die Vorstellung, sich umzubringen, attraktiv wird … aufregend?»
    «Also», sagte Jane, «ich glaube … die meisten Leute, die in so einem Selbstmord-Chatroom chatten, haben eigentlich nicht vor, sich das Leben zu nehmen. Das ist nur Nervenkitzel. Wie wenn man auf den Eisenbahnschienen läuft oder Bungeejumping macht. Wirklich umbringen tut man sich doch nur, wenn man nicht mehr leben möchte. Wenn einen nichts mehr hält. Dann ist auch egal, wie man’s macht, Hauptsache, es funktioniert.»
    «Jemmie Pegler hat es durchgezogen. Und zwar auf eine Art, die vermuten lässt, dass ihr das sehr wohl wichtig war.»
    «Ja, das ist merkwürdig. Und was ist mit Robbie Walsh?»
    «Ob er sich womöglich auch umgebracht hat? Hmm. Wir denken jetzt wohl alle nochmal neu über den armen Robbie nach.»
    «Na ja, danke jedenfalls», sagte Jane.
    «Wofür?»
    «Dafür, dass du nicht gesagt hast: ‹Spatz, solltest du mal ganz schlimm deprimiert sein, weißt du hoffentlich, dass du immer –› Das Telefon klingelt.»
    Merrily drohte ihr mit dem Finger. «Bleib, wo du bist.»
    Als sie in die Spülküche kam, war schon der Anrufbeantworter angesprungen.
    «Mrs. Watkins, wenn Sie da sind –»
    Sie seufzte, hob ab und knipste gleichzeitig die Schreibtischlampe an.
    «Andy.»
    «Ich bin bei meiner Schwester. Bei Robbies Mutter.»
    «Andy, meinen Sie nicht, Sie sollten sich zwischendurch mal ein bisschen entspannen?»
    «Ich habe Robbies Computer.»
    «Oh.»
    «Dachte, das wollen Sie bestimmt wissen. Als meine Schwester Karen erzählt hat, der Junge hätte keinen Computer gehabt, hat sie natürlich gelogen. Was Karen vermutlich gemerkt hat, aber sie konnte ja wohl kaum Druck machen.»
    «Entschuldigung – aber warum sollte Ihre Schwester lügen?»
    «Aus zwei Gründen. Erstens hatte sie Angst, dass auf dem Computer irgendwas ist, von dem eine gute, besorgte Mutter vielleicht hätte wissen sollen. Und zweitens dachten sie, dass man das Ding für ein paar hundert verkaufen könnte. Bei irgendeinem Flohmarkt, zusammen mit Robbies anderen Sachen. Natürlich wollte sie mir auch erst mal erzählen, sie hätten ihn nicht mehr, aber ich hab mich an die Garagen erinnert.»
    «Was für Garagen?»
    «In ein paar stehen keine Autos, sondern die Sachen, die gewisse Bewohner vom Plascarreg sicherheitshalber nicht in ihren Häusern haben wollen, falls mal jemand nachschauen kommt. Dafür stellen sie sich gegenseitig ihre Garagen zur Verfügung – oder sie nehmen die Garage irgendeiner harmlosen alten Dame, die kein Auto hat.»
    «Das Plascarreg. Natürlich. Können Sie den Computer herbringen?»
    Es gab eine Pause. «Ich könnte das jetzt genau erklären, aber Sie sind ja eine intelligente Frau. Meine Schwester ist allein zu Hause. Ihr Freund ist im Pub. Ich habe genau so lange, bis er zurückkommt. Nicht, dass er mir

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