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Das Lächeln des Cicero

Das Lächeln des Cicero

Titel: Das Lächeln des Cicero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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verriegelt und durch das kleine
Fenster mit ihnen gesprochen. Ich hab ihnen gesagt, daß du
weg bist und wahrscheinlich erst sehr spät wiederkommst. Sie
haben ihren Namen nicht gesagt. Sie meinten, sie würden
später noch mal wiederkommen.«
    Ich beobachtete, wie
sie mit ihren Fingernägeln und der scharfen Spitze des Messers
den Fisch säuberte. Sie war außergewöhnlich
geschickt mit ihren Händen.
    »Später bin
ich dann zum Markt gegangen. Ich hab den Fisch ganz billig
bekommen. Es war so heiß, und der Markt war staubig, so
daß der Mann Angst hatte, der Fisch würde verderben,
bevor er ihn verkaufen könnte. Ganz frisch aus dem Fluß.
Ich habe meine Einkäufe erledigt und bin den Hügel
hochgelaufen. Die Tür war geschlossen, der Riegel an Ort und
Stelle. Ich hab das extra überprüft, genau wie du mir
immer sagst.«
    Sie begann, mit
festen, schnellen Hieben die Kräuter zu hacken. Die alte Frau
des Ladenbesitzers fiel mir
ein.      
    »Aber der Tag
war so heiß und windstill. Kein Lüftchen aus dem Garten.
Ich konnte mich kaum wachhalten. Also hab ich die Tür offen
gelassen. Ich wollte nur kurz lüften, und dann hab ich sie
wohl vergessen. Ich war so müde, daß ich mich in meinem
Zimmer hingelegt habe. Ich weiß nicht, ob ich wirklich
eingeschlafen bin, aber nach einer Weile hörte ich sie in der
Halle. Irgendwie hab ich gleich gewußt, daß es
dieselben Männer waren. Sie fingen an, deinen Namen zu rufen
und Unverschämtheiten zu brüllen. Ich hab mich in meinem
Zimmer versteckt. Ich konnte hören, wie sie im ganzen Haus
herumgetrampelt sind, alle Möbel umgeschmissen und Dinge gegen
die Wand geworfen haben. Dann sind sie in mein Zimmer gekommen. Man
denkt ja immer, man kann sich verstecken, wenn’s drauf
ankommt, aber sie haben mich sofort gefunden.«
    »Und was
dann?« Mein Herz klopfte wie wild in meiner Brust.
    »Nicht was du
denkst.« Sie wischte sich eine Träne aus dem Auge.
»Die Zwiebel«, sagte sie. Ich sah die Quetschung um ihr
Handgelenk, wie ein Armband, vom Griff eines kräftigen
Mannes.
    »Aber sie haben
dir weh getan.«
    »Sie haben mich
rumgeschubst. Ein paarmal geschlagen. Einer hat mich von hinten
festgehalten. Sie haben mich gezwungen zuzusehen.« Sie
starrte auf den Tisch. Ihr Tonfall wurde bitter. »Ich habe
mich den ganzen Tag über mit Bast gekabbelt. Der Geruch von
dem Fisch hat sie völlig verrückt gemacht. Einer der
beiden hat sie in der Küche aufgespürt und in die Halle
gebracht. Sie hat ihn gebissen und ihm das Gesicht zerkratzt. Er
hat sie gegen die Wand geschleudert. Dann hat er ein Messer
gezogen.« Sie blickte von ihrer Arbeit auf. »Sie haben
etwas aufgeschrieben. Mit dem Blut. Sie meinten, es sei für
dich und du solltest es nicht vergessen. Was steht denn da? Ein
Fluch?«
    »Nein. Eine
Drohung. Aber sie ergibt keinen Sinn.«
    »Es hat mit dem
jungen Sklaven zu tun, der gestern hier war, stimmt’s? Der
neue Klient, der Vatermörder?«
    »Vielleicht,
obwohl ich nicht weiß, wie. Cicero hat erst gestern nach mir
geschickt, und ich habe erst heute angefangen, ein wenig
herumzustochern. Trotzdem müssen sie schon hierher unterwegs
gewesen sein, noch bevor ich mit dem Ladenbesitzer und seiner Frau
gesprochen hatte... Wie bist du ihnen entwischt?«
    »Genau wie dir
eben. Mit meinen Zähnen. Der Große, der mich
festgehalten hat, war ein ziemlicher Feigling. Er hat gequiekt wie
ein Schwein.«
    »Wie haben sie
ausgesehen?«
    Sie zuckte die
Schultern. »Leibwächter, Gladiatoren. Kämpfer.
Kräftige Männer. Häßlich.«
    »Und einer von
ihnen hat gehinkt.« Ich sprach die Worte mit großer
Gewißheit aus, aber Bethesda schüttelte den
Kopf.
    »Nein. Gehinkt
hat keiner. Beim ersten Mal hab ich sie beide Weggehen
sehen.«
    »Bist du sicher?
Kein steifes Bein?«
    »Den, der mich
festgehalten hat, hab ich nicht so genau gesehen. Aber derjenige,
der die Wand beschmiert hat, war sehr groß und blond, ein
Riese. Sein Gesicht hat geblutet, wo Bast ihn gekratzt hat. Ich
hoffe, er behält eine Narbe.« Sie warf den Fisch
zurück in den Topf, bestreute ihn mit den Kräutern und
Weinblättern, goß aus einem Krug ein wenig Wasser hinzu,
stellte den Topf auf den Ofen und bückte sich, um nach dem
Feuer zu sehen. Ich bemerkte, daß ihre Hände zu zittern
begonnen hatten.
    »Männer wie
die«, sagte sie, »würden sich wohl kaum damit
zufriedengeben, eine Katze zu töten, was meinst du?
    »Nein.
Wahrscheinlich nicht.«
    Sie nickte. »
Die Tür stand noch immer offen. Ich wußte,

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