Das Lächeln des Killers
Zweck verabreicht, dass sie sich miteinander paaren und Kinder miteinander zeugen. Du hast es angeblich um des Erhalts der Menschheit willen getan. Wir machen es aus Spaß. Und vor allem tun wir es im Gegensatz zu dir auf eine durch und durch stilvolle Art.«
»Ihr habt getötet.«
»Versuchskarnickel, die man ruhigen Gewissens opfern kann.«
Vor lauter Entsetzen brachte McNamara kaum noch einen Ton heraus. »Ihr habt euch selbst zerstört. Morgen gehe ich zur Polizei. Ihr beiden seid nichts weiter als ein fehlgeschlagenes Experiment.«
Mit einem Wutschrei schnappte Lucias sich den Lampenfuß und schlug damit dem Alten auf den Kopf.
»Wir sind Männer! Männer!« Blut spritzte über Stuhl und Teppich, während McNamara sich hilflos mit den Armen zu schützen versuchte. »Sie werden uns ins Gefängnis stecken. Ins Gefängnis. Blöder alter Bastard!« Schwankend stand er auf und drosch brüllend weiter auf seinen am Boden liegenden Großvater ein. »Ich werde nicht deshalb in den Knast gehen, weil du kein Verständnis für mich hast.«
Keuchend trat Lucias einen Schritt zurück und warf die blutbespritzte Lampe fort.
»Mein Gott.« Kevins Stimme hatte einen weichen, beinahe ehrfürchtigen Klang. »Ist er tot?«
McNamaras Mund stand offen, und aus einer Wunde unterhalb seiner linken Schläfe strömte dunkelrotes Blut. Immer noch keuchend ging Lucias neben ihm in die Hocke und tastete nach seinem Puls. »Nein, noch nicht.« Er setzte sich auf seine Fersen und dachte nach. »Aber er wird sterben. Er muss sterben. Er würde uns glatt an die Polizei verraten, würde uns verpfeifen, als ob wir zwei Niemande wären. Aber das sind wir nicht.«
Obwohl er nur mit Mühe Luft bekam, nickte Kevin. »Das dürfen wir nicht zulassen.«
»Wir werden die Sache zu Ende bringen.« Vorsichtig stand Lucias wieder auf. »Aber nicht hier. Wir müssen ihn aus dem Haus schaffen und dafür sorgen, dass es wie ein Überfall aussieht.«
»Du... ich habe noch nie...«
»Ich habe uns beiden einen Gefallen erwiesen.« Lucias starrte auf seinen Großvater und tätschelte Kevins Arm. Inzwischen hatte er wieder alles völlig unter Kontrolle. Vielleicht war dies sogar das erste Mal in seinem Leben, dass er alles unter Kontrolle hatte, überlegte er. »Er kann uns nicht mehr nützlich sein, sondern uns nur noch schaden. Also nehmen wir ihn aus der Gleichung heraus.«
»Wir haben keine andere Wahl. Aber, mein Gott, so viel Blut habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.«
»Wenn du kotzen musst, bring es am besten auf der Stelle hinter dich.«
»Nein, ich muss nicht brechen.« Gebannt starrte er auf den leblosen alten Mann. »So viel Blut. Es ist... faszinierend. Bei den anderen, den Frauen, war es beinahe sanft. Aber das hier...« Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, und auch wenn er kreidebleich war, sah er seinen Freund mit leuchtenden Augen an. »Wie hat es sich angefühlt? Als du ihn niedergeschlagen hast. Was war das für ein Gefühl?«
Lucias dachte kurz nach. Seine blutbedeckten Hände hatten aufgehört zu zittern, und er war auch innerlich wieder vollkommen ruhig. »Ein Gefühl der Macht«, erklärte er dann. »Irgendwie hat es mich ungemein belebt.«
»Ich will es auch probieren.«
»Du kannst mir ja helfen, ihn vollends zu erledigen. Aber, wie gesagt, nicht hier.« Lucias sah auf seine Uhr. »Wir müssen uns beeilen. Schließlich habe ich heute Abend noch ein Date.«
Alles in allem ging es überraschend schnell.
Sie brauchten seinen Großvater nur in die Garage hinüberzuschleifen. Es war für Dr. McNamara eine Frage der Kontrolle und des Stolzes, dass er, egal, wohin er wollte, regelmäßig selber fuhr. Zu seinem letzten Ziel jedoch, ging es Lucias durch den Kopf, würde er chauffiert. Mit Kevins Hilfe hüllte er den nackten Körper seines Großvaters, ehe er ihn im Kofferraum verfrachtete, in eine Plastikfolie ein.
»Vielleicht hat er irgendwem erzählt, dass er uns besucht«, meinte Kevin furchtsam.
»Das ist eher unwahrscheinlich. Er hat nie gerne mit anderen über persönliche Angelegenheiten gesprochen.«
»Und mit deiner Großmutter?«
»Mit der am allerwenigsten.« Lucias warf die Tüte mit den Kleidern und Wertsachen seinem Verwandten hinterher. »Er wäre nie auf die Idee verfallen, ihr zu sagen, wo er hin will, und ihr wäre ebenfalls niemals der Gedanke gekommen, ihn zu fragen, was er macht. Und jetzt...« Er warf den Kofferraumdeckel zu, rieb sich zufrieden die Hände und fragte Kevin:
Weitere Kostenlose Bücher