Das Lächeln des Killers
gefallen.« Jetzt bahnten sich Ärger und Betroffenheit einen Weg durch das Gefühl des Schocks. »Sie war weder dumm noch ungeschickt. Sie kann also unmöglich einfach vom Balkon gefallen sein.«
Eve zog ihren Rekorder aus der Tasche und klemmte ihn sich ans Revers. »Ich werde herausfinden, was genau passiert ist. Mein Name ist Dallas. Lieutenant Eve Dallas«, erklärte sie der jungen Frau. »Ich leite die Ermittlungen zum Tod von Bryna Bankhead. Ich spreche mit Ihnen, CeeCee Plunkett, weil Sie mit der Verstorbenen befreundet gewesen sind. Sie haben gestern Abend noch um kurz vor neun, unmittelbar, bevor sie ihre Wohnung verlassen hat, mit ihr telefoniert.«
»Ja. Ja. Sie hat mich angerufen. Sie war so nervös, so furchtbar aufgeregt.« Ihre Stimme wurde belegt. »Oh, Bry.«
»Warum war sie nervös und aufgeregt?«
»Sie hatte ein Date. Ihr erstes Date mit Dante.«
»Und wie heißt er mit vollem Namen?«
»Ich weiß nicht.« Sie suchte nach einem Taschentuch, riss es dann jedoch, statt sich damit die Tränen abzutupfen, in lauter kleine Stücke. »Sie haben sich in einem Chatroom kennen gelernt. Ihre jeweiligen Nachnamen haben sie nicht gekannt. Das wird aus Sicherheitsgründen so gehandhabt.«
»Seit wann hatten die beiden Kontakt?«
»Vielleicht seit drei Wochen, genau weiß ich es nicht.«
»Und wie genau haben sie sich kennen gelernt?«
»In einem Chatroom zum Thema Poesie. Es gab da diese Diskussion über die großartigsten romantischen Gedichte der letzten Jahrhunderte und... Oh, Gott.« Sie beugte sich nach vorn und vergrub das Gesicht zwischen den Händen. »Sie war meine beste Freundin. Wie konnte so etwas geschehen?«
»Hat sie sich Ihnen für gewöhnlich anvertraut?«
»Wir haben uns immer alles erzählt. Sie wissen doch, wie es zwischen Freundinnen eben so ist.«
Mehr oder weniger, dachte Eve. »Und dies ist, Ihres Wissens nach, ihr erstes Date mit diesem Dante gewesen?«
»Ja. Deshalb war sie ja so aufgeregt. Sie hatte sich extra ein neues Kleid und neue Schuhe gekauft. Und dann noch diese tollen Ohrringe...«
»War es bei ihr normal, dass sie Männer gleich nach einem ersten Treffen mit in die Wohnung genommen hat, um mit ihnen zu schlafen?«
»Ganz sicher nicht.« CeeCee lachte unter Tränen auf. »Bry hat in Bezug auf Sex und Beziehungen total altmodische Vorstellungen gehabt. Nur, wenn ein Typ den so genannten Dreißig-Tage-Test bestand, ging sie mit ihm ins Bett. Ich habe oft gesagt, dass nichts so lange frisch bleibt, aber sie...« Plötzlich brach sie ab. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Ich versuche lediglich, mir ein Bild von ihr zu machen. Hat sie Drogen genommen?«
Obgleich in ihren Augen weiter Tränen schimmerten, schnaubte CeeCee entrüstet. »Ihre Fragen gefallen mir nicht, Lieutenant.«
»Trotzdem muss ich sie Ihnen stellen. Sehen Sie mich an. Sehen Sie mich an«, wiederholte Eve. »Ich will weder ihr noch Ihnen wehtun. Aber, wenn ich dafür sorgen will, dass ihr Tod gesühnt wird, muss ich wissen, wer sie war.«
»Nein, sie hat niemals irgendwas mit derartigem Zeug zu tun gehabt«, wehrte CeeCee böse ab. »Sie hat auf ihre körperliche und psychische Gesundheit geachtet. Sie war eine intelligente, amüsante und anständige Frau. Und sie hat weder irgendwelche Drogen eingeworfen, noch ist sie einfach von ihrem gottverdammten Balkon auf den Bürgersteig gestürzt. Gesprungen ist sie auch nicht, also denken Sie am besten gar nicht erst daran, diese Sache als Selbstmord abzutun. Wenn sie vom Balkon gefallen ist, dann, weil jemand sie gestoßen hat. Weil...«
Als ihr die Bedeutung ihrer eigenen Worte aufging, wogte heißer Zorn in CeeCee auf. »Jemand hat sie ermordet. Jemand hat Bry ermordet. Dieser – dieser Dante. Er... er ist ihr nach dem Date nach Hause gefolgt. Dann hat er sich irgendwie Zutritt zu ihrer Wohnung verschafft und sie ermordet. Er hat sie ermordet«, wiederholte sie und grub ihre Finger schmerzhaft in Eves Handgelenk. »Sie müssen ihn finden.«
»Ich werde ihn finden«, versprach Eve. »CeeCee, bisher kenne ich noch nicht alle Fakten, aber das werde ich bald tun. Erzählen Sie mir alles, was Sie über diesen Dante wissen. Alles, was Bryna Ihnen erzählt hat und woran Sie sich erinnern.«
»Ich verstehe das alles nicht. Entschuldigung, aber ich kann es einfach nicht begreifen.« Sie stand auf und ging zu dem Tisch vor der Garderobe, auf dem ein Krug mit Wasser stand. Sie versuchte, etwas davon in ein Glas zu schenken, doch das Zittern ihrer
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