Das Lächeln des Killers
Blumen, pinkfarbene Rosen, an ihren Arbeitsplatz geschickt. Du hast sie eine Zeit lang an ihren freien Tagen beobachtet und währenddessen von einem Gerät in einem Internet-Café gegenüber ihrem Haus E-Mails an sie geschickt. Wir wissen mit Bestimmtheit, dass du dort gewesen bist. Weißt du, wir haben eine ganze Division von Elektronik-Freaks, die absolut nicht schlechter sind als du. Und jetzt werde ich dir ein Geheimnis verraten, Kevin.«
Abermals schob sie den Kopf dicht an sein Ohr und flüsterte verschwörerisch: »Du bist nicht so gut, wie du dir eingebildet hast. Das ist bereits daran zu erkennen, dass du sowohl dort als auch in dem Internet-Café in der Fünften Spuren zurückgelassen hast.«
Seine Lippen fingen an zu zittern wie die von einem Kind, das kurz davor stand, in Tränen auszubrechen, doch sie drosch weiter verbal auf ihn ein. »Aber zurück zu Bryna Bankhead. Du hast sie im Rainbow Room getroffen. Auch dort hat man dich identifiziert. Sie war eine hübsche Frau. Ihr habt Champagner miteinander getrunken. Das heißt, eigentlich nur du, denn ihrer war mit Whore gepanscht. Als das Zeug anfing zu wirken, hast du dich von ihr mit nach Hause nehmen lassen und ihr dort für alle Fälle eine zweite Dosis von dem Zeug verpasst.«
Sie klatschte ihre Hände auf die Tischplatte und beugte sich drohend vor. »Du hast die Stereoanlage angestellt, Kerzen angezündet, pinkfarbene Blütenblätter auf dem Bett verstreut. Und sie vergewaltigt. Um den Kick noch ein wenig zu erhöhen, hast du ihr nach dem Whore noch etwas Wild Rabbit eingeflößt. Das hat ihr Nervensystem nicht mitgemacht, und sie ist gestorben. Sie hat auf Rosen gebettet ihr Leben ausgehaucht. Das hat dir Angst gemacht, nicht wahr? Vor allem aber warst du sauer. Wie zum Teufel konnte sie es wagen, egoistischerweise den Löffel abzugeben und dadurch deine Pläne zu durchkreuzen? Also hast du sie einfach vom Balkon geschmissen wie Müll.«
»Nein.«
»Hast du ihr noch hinterhergesehen, als sie gefallen ist? Nein, ich glaube, nicht. Für dich war die Sache erledigt. Für dich ging es nur noch darum, deinen Arsch zu retten. Also bist du heimgerannt und hast Lucias gefragt, was du jetzt tun sollst.«
Sie richtete sich wieder auf, wandte sich von Kevin ab, trat vor den Wasserspender, füllte einen Becher und trank ihn gierig aus. »Er ist der Boss, nicht wahr? Du hast nicht genügend Rückgrat, um selber irgendetwas zu entscheiden oder etwas selbstständig zu tun.«
»Ich habe keinen Boss. Weder Lucias noch Sie noch sonst wen. Ich bin ein Mann. Ich bin mein eigener Herr.«
»Dann ist das alles also deine Idee gewesen?«
»Nein, es war – ich habe nichts zu sagen. Ich will meinen Anwalt sprechen.«
»Gut.« Sie hockte sich vor ihm auf die Tischkante und musterte ihn lächelnd. »Ich hatte gehofft, dass du das sagen würdest, denn sobald du einen Anwalt in die Sache reinziehst, brauche ich keinen Deal mit dir zu machen. Und ich muss sagen, dass mir bereits bei dem Gedanken, mit dir ins Geschäft kommen zu müssen, schlecht geworden ist. Dabei schlägt mir so gut wie niemals etwas auf den Magen, nicht wahr, Peabody?«
»Sie haben einen Magen aus Titan, Madam.«
»Ja, genau.« Eve tätschelte sich leicht den Bauch. »Trotzdem hätte ich deinetwegen fast Sodbrennen gekriegt. Aber jetzt geht es mir wieder gut. Jetzt kann ich mich darauf freuen, dass du den Rest deines jämmerlichen Lebens ohne deine teuren Klamotten schön gemütlich zusammen mit irgendeinem Beschützer im Knast verbringen wirst.« Sie stand wieder auf. »Auch wenn mir, wenn ich Lucias dort sitzen haben werde, wo momentan noch du sitzt, erneut übel werden wird. Denn er wird derart auf einen Deal erpicht sein, dass er alles dir in die Schuhe schieben wird. Wie stehen die Wetten zurzeit, Peabody?«
»Drei zu fünf für Dunwood, Madam.«
»Dann sollte ich schnellstmöglich meinen Tipp abgeben. Und jetzt rufen wir deinen Anwalt an, Kevin. Wir machen eine kurze Pause«, sprach sie in den Rekorder, »weil der Verdächtige mit seinem Anwalt sprechen will.« Damit wandte sie sich zum Gehen.
»Warten Sie.«
Sie sah ihre Assistentin reglos an. »Willst du mir noch irgendetwas sagen, Kevin?«
»Ich frage mich... aus reiner Neugier, was Sie unter einem Deal verstehen.«
»Tut mir Leid, da du mit einem Anwalt sprechen willst, kann ich dir das nicht sagen.«
»Der Anwalt kann noch warten.«
Hab ich dich!, dachte Eve und wandte sich ihm wieder zu. »Rekorder an. Fortsetzung der
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