Das Lächeln des Killers
zu gelangen, damit die Sache sich noch lohnt. Aber die Chemie hat einfach nicht gestimmt. Das Zeug, das wir entwickelten, hatte jede Menge Nebenwirkungen und wurde trotzdem nicht nur bei Versuchen, sondern manchmal sogar außerhalb der Laboratorien für private Zwecke eingesetzt. Als deshalb die ersten Klagen ins Haus geflattert kamen, brachen sie das Vorhaben kurzerhand ab.«
»Und McNamara?«
»Hat es geschafft, es so aussehen zu lassen, als hätte er mit all dem nichts zu tun.« Stiles verzog angewidert das Gesicht. »Dabei wusste er genau, was los war. Ihm blieb nämlich nie etwas verborgen.«
»Was ist mit den Angestellten? Können Sie sich an irgendwen erinnern, der das Zeug privat benutzt hat?«
»Sehe ich vielleicht aus wie ein Kollegenschwein?«, bellte Stiles Roarke an.
»Wenn ich ehrlich bin... Aber wahrscheinlich haben Sie die Frage gar nicht wörtlich, sondern im übertragenen Sinn gemeint.«
»In fünfzig Jahren sehen Sie auch nicht mehr so toll wie heute aus.«
»Darauf freue ich mich jetzt schon. Stiles.« Roarke legte eine andere Gangart ein und beugte sich mit ernster Miene vor. »Ich habe kein Interesse an irgendwelchem Klatsch. Zwei Frauen wurden ermordet, und eine dritte liegt im Koma. Falls die Möglichkeit besteht, dass diese Sache ihren Ursprung in dem Projekt von damals hat...«
»Was für Frauen? Was für Morde? Wovon reden Sie?«
Fast hätte Roarke geseufzt. Wie hatte er vergessen können, mit wem er gerade sprach? »Sie sollten ab und zu wirklich mal die Nase aus Ihrem Laboratorium stecken, Stiles.«
»Warum? Außerhalb meines Labors gibt es jede Menge Menschen. Und Menschen waren mir immer schon verhasst.«
»Zurzeit laufen ein oder zwei Männer da draußen herum, die Frauen mit genau den Chemikalien voll pumpen, mit denen damals von Ihnen experimentiert worden ist. Sie flößen diesen Frauen so viel davon ein, dass sie daran sterben.«
»Das kann ich mir kaum vorstellen. Wissen Sie, wie viel man davon brauchen würde, damit jemand daran stirbt? Und wissen Sie, wie teuer diese Mittel sind?«
»Danke, das ist mir bereits bekannt. Diesen Käufern scheinen die Kosten jedoch egal zu sein.«
»Selbst wenn jemand das Zeug selbst herstellen würde, verschlänge das jede Menge Geld.«
»Was würde man brauchen, um dieses Gift zu brauen?«
Stiles dachte kurz darüber nach. »Ein gutes Labor, Diagnosegeräte, ein Programm für die Berechnungen, einen erstklassigen Chemiker. Ein Vakuumgefäß für den Stabilisierungsprozess. Das Ganze wäre privat zu finanzieren und müsste irgendwo heimlich vonstatten gehen. Falls irgendein anerkanntes Labor damit beschäftigt wäre, wüsste ich darüber Bescheid.«
»Hören Sie sich trotzdem etwas um«, bat Roarke. »Möglicherweise gibt es ja irgendwelche Gerüchte über irgendein nicht offiziell arbeitendes Labor.« In diesem Moment schrillte sein Handy, und mit einem knappen »Entschuldigung« steckte er sich den Kopfhörer ins Ohr. »Roarke.«
Eve hatte es von jeher gehasst, sich in Geduld üben zu müssen. Vor allem hasste sie es, wenn dies an einem Ort geschah, an dem sie weniger die Polizistin als vielmehr Roarkes Gattin war. Das Palace war ein solcher Ort.
Sie hasste es, als sie in Roarkes luxuriöses Büro geleitet wurde, um dort den Kellner zu vernehmen, der in der Royal Bar für Moniqua und ihren Begleiter zuständig gewesen war.
Der Besuch im Rikers mit seinen engen Zellen, schlecht gelaunten Wärtern und bösartigen Insassen hatte sie deutlich weniger aus der Balance gebracht. Obwohl sie im Gespräch mit Gunn nicht das Mindeste herausgefunden hatte, hatte sie sich in der dortigen Umgebung nicht so deplatziert gefühlt wie hier.
»Ich schicke Ihnen Jamal, sobald er zum Dienst erscheint.« Als die Tür des Fahrstuhls aufglitt, trat Roarkes gnadenlos elegante Assistentin höflich einen Schritt zurück. »Falls ich oder irgendjemand sonst noch etwas tun kann, um Ihnen bei Ihren Ermittlungen zu helfen, brauchen Sie es nur zu sagen.«
Um die Tür von Roarkes Büro zu öffnen, bedurfte es neben eines speziellen Codes extra noch des Daumenabdrucks der jungen Frau.
Wie überall in Roarkes Imperium war man auch hier auf allergrößte Sicherheit bedacht.
»Darf ich Ihnen in der Zwischenzeit vielleicht eine Erfrischung anbieten?«, fragte die Empfangsdame sie freundlich.
»Eine Mangolimonade«, ging Peabody, ehe Eve verneinen konnte, eilig auf die Offerte ein und fügte angesichts der säuerlichen Miene ihrer Chefin entschuldigend
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