Das Lächeln des Killers
Mädchen gar nicht töten.«
»Das zweite aber schon.« Vorsichtig schob Lucias den Beutel mit einer Zange in eine der Vertiefungen eines gläsernen Tabletts. »Ich würde sagen, alter Junge, dass du inzwischen ganz schön Minuspunkte machst.«
»Du bist es, der das Zeug zusammenbraut.« Argwohn, Verärgerung und gleichzeitige Furcht verliehen Kevins Stimme einen hässlich schrillen Klang. »Was hindert dich daran, die Mischungen zu panschen, die du mir in meine Tasche packst?«
»Mein ausgeprägter Sinn für Fairness, was wohl sonst? Wenn ich mogeln würde, wäre es weit weniger befriedigend, den Wettkampf zu gewinnen. Und wir haben die Spielregeln gemeinsam festgelegt.«
»Höchstwahrscheinlich wird sie sterben, schreib dir für diese Sache also besser noch keine Punkte auf.«
»So ist’s recht. Zum Zeichen meiner Fairness schlage ich dir vor, dass du dafür, dass sie im Krankenhaus gelandet ist, zumindest die halbe Punktzahl kriegst. Wenn sie stirbt, bevor ich heute Abend von meinem Date nach Hause komme, bist du sogar wieder in Führung. Fairer kann ich ja wohl nicht sein. Wenn sie dann allerdings noch lebt...« Er zuckte mit den Schultern, schob das Tablett mit den diversen Päckchen in ein kleines Schubfach und stellte die Auftautemperatur ein. »... liege ich zur Abwechslung mal vorn. Aber wir können den Einsatz auch erhöhen und, statt abwechselnd, in Zukunft parallel vorgehen.«
»Zwei an einem Tag?« Der Gedanke rief in Kevin gleichermaßen Grauen wie Erregung wach.
»Wenn du dazu Manns genug bist.«
»Wir haben noch nichts vorbereitet. Nach unserem bisherigen Plan hätten wir nach heute Abend erst einmal drei Tage Pause. Keine der anderen Zielpersonen ist vor nächster Woche eingeplant.«
»Pläne sind etwas für Amateure und für Drohnen.« Lucias mixte ihnen beiden einen kleinen Cocktail. Unverdünnter Scotch mit einer Spur von Zoner. Das täte ihnen beiden gut. »Los, Kev, lass uns den Einsatz erhöhen. Auf diese Weise werden wir schon jede Menge Punkte hier in Amerika erzielen, ehe es in Frankreich weitergeht.«
»Ein Picknick im Park«, überlegte Kevin. »Ein Rendezvous am Nachmittag. Ja, das wäre durchaus amüsant. Und vor allem wäre es das Beste, unsere Methode etwas zu verändern und dadurch die Wahrscheinlichkeitsberechnungen und die Täterprofile über den Haufen zu werfen, die die Polizei inzwischen sicher hat.«
»Ein Schäferstündchen am helllichten Tag. Das hat einen ganz besonderen Reiz, findest du nicht auch?«
13
»Wir haben keine Ahnung, woher die Ringe sind«, erklärte Eve dem Team.
Sie hatte sich auf ihren Rang berufen, diversen Leuten auf die Füße treten und vor allem die zuständige Beamtin mit einer ganzen Tafel echter Schweizer Schokolade für sich einnehmen müssen, ehe ihr ein Konferenzraum überlassen worden war.
Roarke hatte ihr die Schokolade besorgt und rücksichtsvollerweise kaum gegrinst, als sie ihm gebeichtet hatte, dass sie ein Bestechungsmittel war.
»Das Beste, was ich zu berichten habe, ist, dass es sich nicht um Erbstücke zu handeln scheint. Die Juweliere, mit denen Peabody gesprochen hat, waren sich darin einig, dass es keine Antiquitäten sind. Falls die Steine und die Fassungen echt sind, liegt der geschätzte Wert pro Ring bei rund zweihundertfünfzigtausend Dollar.«
»Ein Kerl, der eine Viertelmillion am Finger trägt, ist eindeutig ein Angeber«, stellte Feeney fest, »und obendrein ein Weichei.«
»Das sehe ich genauso. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie dies beides sind, ist auf alle Fälle ziemlich hoch. Da die Ringe offensichtlich nicht hier in New York gefertigt worden sind, geht besser ab jetzt die Abteilung für elektronische Ermittlungen der Spur der Dinger nach.« Und sie selbst zöge bei ihrem persönlichen Experten für angeberische Klunker ein paar Erkundigungen ein. Roarke trug zwar selber keinen Schmuck, behängte dafür aber regelmäßig sie mit irgendwelchem exklusiven Zeug.
»Das Bild des Typen, wie er letzte Woche ausgesehen hat, ist noch nicht ganz fertig. Der Kellner hat sich weniger das Äußere der beiden Männer als die Schmuckstücke gemerkt. Wahrscheinlich wurden die beiden von der Überwachungskamera des Palace aufgenommen, aber die Durchsicht sämtlicher Disketten der letzten ein, zwei Wochen würde viel zu lange dauern. Zwar werde ich es trotzdem tun, werde jedoch, falls ich nicht bis morgen früh etwas gefunden habe, unseren Zeugen fragen, ob er sich, um seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen,
Weitere Kostenlose Bücher