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Das Lächeln des Leguans

Titel: Das Lächeln des Leguans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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gestoßen. Darunter waren zwölf Chantals. Der nächste Schritt wird darin bestehen, all diese Leute
     anzurufen.
     
    *
     
    Wir haben Mamas Zimmer in eine winzige Telefonzentrale verwandelt und telefonieren nach Übersee. Wir müssten eigentlich den
     einen oder anderen Verwandten von Luc aufspüren, und diese Aussicht beflügelt seine Fantasie, allerdings nicht so, wie anzunehmen
     wäre. Er hat nichts dagegen, irgendwelche Verwandten ausfindig zu machen, falls es welche gibt, aber im Grunde liegt ihm nichts
     daran, diese Unbekannten kennenzulernen. An Mamas Unternehmung interessiert ihn allein die Aussicht,besagte zwölf Chantals befragen zu können. Er hofft, auf diesem Wege seine Mutter wiederzufinden, und zwar nicht die Sirene,
     sondern die echte, die mit zwei Beinen, und das bringt ihn auf Trab. Er spricht nach wie vor über sie wie über eine lebende
     Person, und wenn ich hin und wieder den Fehler begehe, auch nur im Geringsten daran zu zweifeln, steigt er gleich auf seine
     großen Seepferde, um für die These von ihrem Überleben einzutreten. Er behauptet, ihr Ertrinken sei lediglich ein Ablenkungsmanöver
     gewesen, mit dem sie ihre Flucht verschleiern wollte. Er hält es für möglich, dass sie ans südliche Ufer zurückgekehrt ist,
     und ist sich seiner Sache dermaßen sicher, dass auch ich allmählich daran glaube. Undenkbar ist es jedenfalls nicht.
     
    *
     
    Wir haben unsere telefonische Umfrage abgeschlossen. Wir sind die gesamte Liste der Bouchards durchgegangen, und sie beteuerten
     allesamt, den Namen Luc noch nie gehört zu haben. Was die verschiedenen Chantals betrifft, so wollte keine zugeben, seine
     Mutter zu sein. Aber schließlich gibt es keine Beweise dafür, dass sie in ihr Geburtskaff zurückgekehrt ist. Genauso gut könnte
     sie in Tokio sein. Oder unter einem anderen Namen leben. Luc sagt, es gebe noch die Möglichkeit, dass eine von den Chantals
     gelogen habe, aber wie sollen wir das überprüfen? Indem man sie alle mit dem Lügendetektor testet? Luc würde sie am liebsten
     persönlich befragen.Er glaubt, in ihrer Seele lesen zu können. Wenn es nach ihm ginge, würde er in den nächsten Bus nach Rimouski steigen.
     
    *
     
    Er ist verschwunden. Seit gestern hat ihn niemand mehr gesehen, und alle sind furchtbar angespannt. Ich habe in seinem Versteck
     nachgesehen, wo er sein Geld aufbewahrt. Der Reifen war leer. Die Liste mit den Bouchards ist auch weg. Er ist bestimmt nach
     Rimouski gefahren. Der verdammte Spinner konnte es einfach nicht lassen.
     
    *
     
    Er hat vorhin aus einer Telefonzelle angerufen und sich entschuldigt, uns Sorgen bereitet zu haben. Ich habe diesem schrägen
     Höhlenmenschen Vorwürfe gemacht, doch er behauptet, keine Wahl gehabt zu haben, denn wir hätten ihm nie und nimmer erlaubt,
     allein loszufahren. Jedenfalls vergeude er nicht seine Zeit: Er streife kreuz und quer durch Rimouski, klopfe an die Türen
     und befrage die betreffenden Kandidatinnen. Neun Chantals habe er bereits abgehakt. Jetzt seien es nur noch drei. Er hat versprochen,
     morgen nach Hause zu kommen.
     
    *
     
    Wir haben ihn an der Bushaltestelle abgeholt. Ich fürchte, er hat seit drei Tagen nichts gegessen. Er kehrt mit leeren Händen
     zurück, in der Gewissheit, dass keine Chantaldie richtige ist. Meine Mutter hat mit ihm ein ernstes Gespräch darüber geführt, was sich einfach nicht gehört. Ich glaube,
     er hat es verstanden. Er würde in Zukunft nicht mehr so unüberlegt handeln.
    Er wirkt zahm und gibt sich vernünftig, aber das ist nur der äußere Schein. Seine Seele ist noch immer aufgewühlt. Er hält
     die Nase in den Wind, wittert eine neue Fährte. Er ist nach wie vor davon überzeugt, dass seine Mutter noch am Leben ist und
     irgendwelche Spuren hinterlassen hat. Irgendwo müsse es doch jemanden geben, der etwas wisse. Abgesehen vom Schweinehund natürlich,
     der nicht zählt, denn um den zum Sprechen zu bringen, müsste man ihn bestimmt erst foltern, und so etwas ist nicht unsere
     Sache. Und die Nachbarn? Da Luc sie wohl kaum dazu bringen würde, offen mit ihm zu sprechen, habe ich angeboten, mich der
     Sache anzunehmen.
     
    *
     
    Die Trépaniers, unsere Nachbarn im Westen, haben mich mit Pudding vollgestopft, aber als ich Lucs Mutter erwähnte, verstummten
     sie und behaupteten, nichts über sie zu wissen. Im Osten, bei Monsieur Cormier, hatte ich noch weniger Erfolg: Kaum hatte
     ich den Namen Bezeau ausgesprochen, wurde der gute Mann wütend und setzte

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