Das Lächeln in deinen Augen (German Edition)
ein, während sie die zwei Stufen der kleinen Treppe hochstieg. Innen erwartete sie ein Schock. Die Enge allein war schon beklemmend. Hinzu kamen von Feuchte stellenweise aufgequollene Wände und muffige Luft. Auf einer Bank, eingezwängt zwischen einem Tisch, der die Bezeichnung kaum verdiente, und der Wand, saß Herzbergs Frau und fütterte das Baby. Sie blickte Beate erstaunt an.
»Setzen Sie sich«, forderte Herzberg sie auf. Beate schob sich auf die andere Sitzbank, gegenüber der Frau und dem Baby. Herzberg nahm eine Tasse aus einem kleinen Fach, goss Beate aus der Thermoskanne auf dem Tisch Kaffee ein und setzte sich auf das Bett.
»Wir können lüften, wie wir wollen. Die Feuchtigkeit bekommen wir nicht raus. Alle unsere Sachen in den Schränken sind klamm.«
»Wie lange wohnen Sie denn schon hier?«
»Drei Wochen. Der Wagen gehört uns nicht. Freunde haben ihn uns zur Verfügung gestellt. Es war die einzige Unterkunft, die wir so schnell finden konnten. Wir wollten nicht zu meinen Eltern. Die haben nur eine kleine Wohnung von fünfzig Quadratmetern. Für vier Erwachsene und ein Baby viel zu eng. Außerdem können sie nicht besonders gut mit meiner Frau. Und für ein Hotel haben wir nicht genug Geld. Wir haben ja alles ins Haus gesteckt.«
»Aber das hier?« Beate schüttelte den Kopf. »Gibt es denn wirklich nichts anderes?« Dagegen war ja ihre Wohnung noch ein Luxusappartement! »Ich meine, die Sanierungsarbeiten werden ja auch nicht über Nacht fertig.«
»Deshalb wäre es ja gut, wenn sie wenigstens bald beginnen würden«, meinte Herzberg. Er setzte seine Frau über die Umstände von Beates Besuch ins Licht.
»Meinen Sie, Sie können uns helfen?« Herzbergs Frau schaute Beate fragend an. »Warum wollen Sie das überhaupt tun?«
»Das ist schwer zu erklären.« Eigentlich gar nicht. Beate lächelte. »Ich kann auch wirklich nichts versprechen. Außer, dass ich mein Möglichstes tun werde. Ich spreche Ihr Problem jedenfalls gleich morgen früh noch einmal an.« Beate kam eine Idee. »Warum geben Sie nicht wenigstens das Baby zu Ihren Eltern?« fragte sie Herzberg.
Er und seine Frau sahen sich an. »Daran haben wir noch gar nicht gedacht«, gaben sie zu.
»Würden die es denn nehmen?« fragte Beate.
»Ich glaube schon«, nickte Herzberg. »Sie mögen zwar meine Frau nicht, aber das Baby lieben sie.«
Beate stand auf. Automatisch duckte sie sich, weil sie dem Eindruck erlag, sie würde sonst mit dem Kopf an die Decke stoßen. Herzberg stand ebenfalls auf, reichte Beate die Hand. »Sie sind uns jederzeit willkommen. Auch wenn wir nicht viel anbieten können.«
»Das wird sich hoffentlich bald ändern, Herr Herzberg. Und wenn sie erst wieder in Ihrem Haus wohnen, dann lachen Sie und Ihre Frau über diese ganze Geschichte.«
»Ihr Wort in Gottes Ohr.«
»Ich würde gern noch einmal über die Herzberggeschichte mit Ihnen reden«, überfiel Beate Cornelia am nächsten Tag, sobald die das Vorzimmer betrat.
Cornelia runzelte die Stirn. »Ich dachte, das Thema wäre erledigt.«
Beate sprang ins kalte Wasser. »Ich war gestern abend bei der Familie. Ich glaube, Sie schätzen den Fall falsch ein«, sagte sie ohne weitere Überlegung.
Cornelias eisiger Blick ließ sie sofort verstummen. Augenblicklich erinnerte Beate sich an Cornelias Worte beim Einstellungsgespräch, die unmissverständlich klar gemacht hatten, dass sie sich in nichts hineinreden ließ.
Beate schluckte. Etwas Diplomatie wäre wohl angebracht gewesen. Aber nun war es sowieso zu spät, also konnte sie ebensogut weitersprechen. »Sie könnten doch dem Gutachter einmal auf die Füße treten. Er würde den Fall vorziehen, wenn Sie es dringlich machen«, schlug sie, diesmal allerdings eher zaghaft, vor.
Laura schaute Beate entgeistert an. Was tat sie da?
»Grasnick macht seine Arbeit so schnell und gut er kann«, erwiderte Cornelia kühl und ging weiter.
»Im Rahmen der normalen Abfolge!« rief Beate hinter ihr her.
Cornelia, die schon an ihrer Bürotür angelangt war, kam zurück und stellte sich vor Beate hin. »Was wollen Sie?«
Beate senkte den Blick. »Entschuldigen Sie. Aber es ist wirklich nicht zumutbar, wie die da draußen leben.«
»Daran kann ich nichts ändern. So oder so. Ich kann mich nicht um jeden Fall persönlich kümmern. Wenn ich das tue, bin ich bald nur noch damit beschäftigt. Herzberg muss warten.«
»Leicht gesagt, wenn man lebt wie Sie.«
»Wie bitte?« fragte Cornelia scharf.
Ein schneller Blick traf
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