Das Lächeln in deinen Augen (German Edition)
Eindruck gemacht, als ob sie Wert auf Beates Meinung legte.
Cornelia grinste, denn sie erriet Beates Gedanken. »Das Schlüsselwort ist Erfahrung. Oder besser Erfahrungs austausch . In einer Mail bekämen Sie nur die Fakten der Fälle mit, aber kein Gespür für die Besonderheiten, die Unterschiede. Doch genau das brauchen Sie, wenn Sie mir später Recherchen und andere Aufgaben abnehmen sollen. Und dann werde ich Sie gelegentlich auch nach Ihrer Meinung fragen. Allerdings –« Cornelia machte eine Pause, in der sie Beate nachdenklich betrachtete. »Ich bin mir nicht sicher, ob wir jemals an diesen Punkt gelangen werden.«
»Weswegen?«
»Wissen Sie, wer mich vor einer Stunde angerufen hat?«
»Wer?«
»Herr Grasnick.« Cornelias Augen fixierten Beate. Ihrer Stimme war nicht die Spur einer Erregung anzumerken, als sie weitersprach. »Und raten Sie mal, was er gesagt hat.«
Beate biss sich auf die Lippen. Sie ahnte, was kommen würde.
»Das Gutachten sei fertig. Nachdem es doch so wichtig war, wie ihm meine Assistentin versicherte, hat er sich gleich darangesetzt.«
Schweigen. So beherrscht, wie Cornelias Stimme klang, ihre Augen sandten eine klare Botschaft: Ärger. »Sagen Sie mir, dass das ein schlechter Scherz von Laura war. Sie kann es sich leisten. Sagen Sie mir, dass nicht Sie es waren. Sie, die mir noch vor wenigen Tagen versicherte, dass ich mich voll und ganz auf Sie verlassen kann.«
Beate senkte betreten den Blick. Dass die Sache so schnell auffliegen würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Der Triumph, den sie verspürt hatte, als sie Grasnick anrief, das gute Gefühl, weil sie Herzbergs Familie half, all das löste sich gerade in Nichts auf. Doch damit nicht genug. Es machte der Erkenntnis Platz, dass Cornelia Mertens zu recht wütend auf sie war.
»Es war nicht Laura«, gestand sie. »Ich habe Grasnick angerufen, als Laura nicht im Zimmer war.«
Beate sah die Enttäuschung in Cornelias Augen, während sie den Kopf schüttelte.
»Es tut mir leid«, sagte Beate. »Ich habe in dem Moment nur daran gedacht, wie es den Leuten geht. Und da habe ich –« Sie brach ab. »Ich dachte ja nicht, dass es rauskommt«, fügte sie schließlich kläglich hinzu. »Ich dachte, Grasnick schickt einfach das verdammte Gutachten und fertig.«
Cornelia seufzte. »Wenigstens sind Sie ehrlich.« Sie machte eine Pause. »Was soll ich jetzt mit Ihnen machen? Ich kann solche Eigenmächtigkeiten nicht tolerieren.«
Beate fühlte Cornelias Blick auf sich ruhen. Sie konnte den Ausdruck jedoch nicht deuten. Absolute Stille lag im Raum.
Schließlich senkte Cornelia abrupt den Kopf und schaute in die vor ihr liegenden Unterlagen. »Sie können gehen«, sagte sie leise. »Erinnern Sie Laura an den Monatsbericht. Ich brauche ihn morgen mittag.«
Beate traute sich nicht einmal aufzuatmen. Eilig verließ sie Cornelias Büro.
4. Kapitel
» S eit wann schickst du mir Rosen?« fragte Ramona belustigt. »Ich dachte, wir hätten eine moderne Beziehung. Von einer Hochzeit war nie die Rede.« Sie nahm das letzte Stück von der Roulade auf ihrem Teller und aß mit sichtlichem Genuss.
Cornelia winkte ab. »Meine neue Assistentin hat da etwas falsch verstanden.«
»Sie ist wohl eine Romantikerin?«
»Sie ist überhaupt recht gewöhnungsbedürftig«, brummte Cornelia.
»Warum feuerst du sie nicht, wenn sie so schwierig ist?«
»Schon vergessen? Laura heiratet in drei Tagen.« Cornelias Ton wirkte mehr als unwirsch.
»Schade. Ich hatte mich gerade an sie gewöhnt.« Ramona lächelte nur.
»Wem sagst du das. Können wir von etwas anderem reden?« bat Cornelia.
Ramona grinste, stand auf und ging um den Tisch herum zu Cornelia. Sie beugte sich hinunter, küsste Cornelias Hals. »Wie wäre es mit etwas ganz anderem als reden?« Ramona fuhr mit ihrer Zunge spielerisch über Cornelias Ohr.
Cornelia legte genießerisch den Kopf zur Seite. »Das ist genau nach meinem Geschmack.«
»Das hoffe ich doch«, flüsterte Ramona verführerisch.
Heute war Lauras letzter Arbeitstag. Beate kam eine halbe Stunde früher ins Büro als üblich, um auch rechtzeitig da zu sein, wenn der Bote mit dem Präsentkorb für Laura kam. Beate hatte den Korb gestern auf eigene Faust bestellt, nachdem sie bis dahin vergeblich darauf gewartet hatte, dass Cornelia ein Wort sagen würde, was sie Laura zum Abschied schenken wollte. Aber entweder vertrat Cornelia Mertens die Meinung, mit der Auszahlung eines monatlichen Gehaltes Lauras Arbeit genug gewürdigt
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