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Das Lächeln meiner Mutter

Das Lächeln meiner Mutter

Titel: Das Lächeln meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delphine de Vigan
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Fröhlichkeit, mit ähnlichen Worten sprachen wir von der sonnenwarmen Erinnerung, die sie hinterließ, einer Spur des Lichts und der Beharrlichkeit. Verwandte, Freunde und Nachbarn waren zahlreich versammelt.
    Zurück im Haus in Pierremont, nahm Lucile kaum an dem Imbiss teil, den ihre Schwestern vorbereitet hatten, und flüchtete sich dann in Toms Zimmer.
    Ich erinnere mich, dass ich ihr Verschwinden erst nach relativ langer Zeit bemerkte und zu ihr hinaufging, wo sie auf dem Bett lag, sehr blass, wächsern, geradezu durchsichtig. Ich nahm es ihr übel, dass sie nicht bei uns war, dass sie sich absonderte und nicht beteiligte, ich hatte einen kurzen gereizten Wortwechsel mit ihr, der mich noch monatelang verfolgen sollte.
     
    Ich habe ihren Schmerz nicht gesehen, ich habe ihre Verzweiflung nicht gesehen, ich habe die Tür brüsk hinter mir geschlossen.
     
    Ich blieb unten, in dieser gefühls- und spannungsgesättigten Atmosphäre, wie sie oft bei Beerdigungen entsteht, ich lachte, redete, kramte in alten Erinnerungen, sah diesen und jenen wieder, bewunderte die Fotos von Kindern oder Enkeln, aß Quiches und bretonische Rührkuchen und trank Wein.
    Lange Zeit war ich besessen von diesem Gedanken: Ich war nicht am richtigen Ort.

[home]
    N ach ihrer Rückkehr nach Paris brach sich Lucile den Fuß, einfach so, als sie einen Schritt vom Bürgersteig hinunter machte. Sie sah darin einen Beweis dafür, dass sich ihr Körper aus dem Staub machte, sich auflöste.
     
    Ich besuchte sie mehrere Male, ich erinnere mich, dass ich einige Tage danach einen orthopädischen Schuh für sie kaufte, der es ihr ermöglichen sollte zu gehen.
    Auch Manon kam zu ihr und kaufte für sie ein, auf Luciles Liste standen nur Kuchen, Fruchtmus und Süßes. Manon bot ihr an, sich für einige Wochen bei ihr zu erholen, Lucile lehnte ab.
     
    Ich war durch verschiedene Termine im Zusammenhang mit meinem Buch in Anspruch genommen und brachte die letzten Wochen meiner Kündigungsfrist hinter mich (Kündigungsgrund war meine offene Weigerung, mich den strategischen Leitlinien des Unternehmens anzuschließen), ich war damit beschäftigt, meinen Schreibtisch aufzuräumen und meine Projekte zu übergeben.
     
    In den allerersten Januartagen verließ ich meine Firma, mit aus Sorge und Erleichterung gemischten Gefühlen.
     
    Mitte Januar lud Lucile uns zu sich nach Hause ein, Manon, mich und unsere Kinder, ich glaube, an einem Mittwoch, zu einer Art kleiner Weihnachtsfeier, die wir gewöhnlich mit einem gewissen Abstand zu den Weihnachtstagen veranstalteten. (Ich selbst hatte mich von den denkwürdigen Weihnachtsfeiern in Pierremont und allen sonstigen familiär geprägten Weihnachten verabschiedet.) Lucile hatte außerdem Sandra, meine Kindheitsfreundin aus Yerres, und deren Familie eingeladen. Wir tauschten unsere Geschenke aus, die Kinder waren glücklich, es war ein fröhlicher und trauriger Nachmittag, und ich habe nicht zu sehen verstanden, dass Lucile sich von uns verabschiedete, ich habe nichts gesehen, nur ihre Müdigkeit.
     
    In gewissen Momenten wirkte Lucile ein wenig aufgekratzt auf mich, hoffentlich nimmt sie ihre Medikamente, dachte ich, hoffentlich steht sie nicht kurz vor einem Rückfall.
     
    Manon rief sie danach an, um ihr noch einmal anzubieten, einige Wochen bei ihr zu verbringen, und Lucile sagte, sie werde sehen.
     
    Am Sonntag darauf schlug mir Lucile vor, mit ihr zum Flohmarkt von Saint-Ouen zu gehen, das Gehen falle ihr schon wieder leichter, und ich hätte ihr doch gesagt, dass ich alte Email-Werbeschilder für einen Freund suche, sie denke, dort könne ich welche finden. Ich war müde und stark mit einer ins Stocken geratenen Liebesbeziehung beschäftigt, ich lehnte ab.
     
    Am Freitag, dem 25 . Januar 2008 , rief Lucile mich an, ich wollte die Wohnung gerade verlassen. Ich setzte mich auf die Kante der Spüle in meiner Küche, dicht ans Fenster, und wir sprachen von diesem und jenem. Lucile fühlte sich besser, sie wollte das Wochenende bei ihrer Freundin Marie verbringen und am Sonntagabend zurückkommen. Das ist gut, dachte ich, sie nimmt ihr normales Leben wieder auf, ihr Ton war munter, wie befreit, ihre Stimme hatte etwas ungewohnt Leichtes, sie klang höher, offener. Ich habe mich bei diesem Anruf verhalten wie bei jedem beliebigen anderen, es schien mir um nichts Besonderes zu gehen, ein ganz gewöhnliches Lebenszeichen. Lucile legte eher unvermittelt mitten in einem Satz auf, unsere Telefongespräche wirkten

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