Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
Reach waren ein Haufen Bauerntölpel, die an Sonntagen falsch sangen und nur zum Gottesdienst kamen, weil sie eine Möglichkeit suchten, den neuesten Tratsch auszutauschen.
    Er packte das Lenkrad und spähte durch die schmutzige Windschutzscheibe. Es war unerträglich heiß. Der Anblick der dunklen Wolken gefiel ihm nicht, die sich über ihm zusammenballten. Das nächste Gewitter drohte, und er wäre gern überall gewesen, nur nicht hier draußen, aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Er musste die Jungen finden und nach Hause bringen, bevor sie noch mehr Schande über die Familie brächten – und wenn er sie gefunden hatte, so schwor er sich, würde er sie grün und blau schlagen und in den Vorratskeller unter dem Haus einsperren, bis sie eine angemessene Reue zeigten.
    Schließlich erreichte er das Ende des Weges und die Abzweigung zur Landstraße, saß da und überdachte die Alternativen. Im Auspuff tickte und knallte es. Algernon verließ Morgan’s Reach nur selten, es sei denn mit Jake oder einem Gemeindemitglied, und hatte keine Ahnung, wohin er fahren sollte. Da das Gewitter näher kam, waren beide Richtungen gefährlich. Wenn Gwyneth recht hatte, waren die Jungen mitten in der Nacht ausgerissen und könnten inzwischen meilenweit entfernt sein. Aber es bestand auch noch die Chance, dass sie das Gewitter aussaßen und nur im nächsten Bezirk waren.
    Vor Wut kochend versuchte er, eine Entscheidung zu treffen. »O mein Gott«, rief er in den düsteren Himmel, »gib mir ein Zeichen und führe mich auf den rechten Pfad!
    Die Antwort war ein Donnergrollen und Wetterleuchten im Norden. Algernon nahm das als Bestätigung dafür, dass Gott sein Flehen erhört hatte und ihn vom schlimmsten Gewitter fortführen wolle. Er lenkte den Wagen nach Süden und redete dem schlecht gewarteten, stotternden Motor gut zu.
    Er würde so lange fahren, bis der Tank leer ist, ihn dann aus dem Kanister im Kofferraum wieder auffüllen und nach Hause zurückkehren. Vor Angst, hier draußen zu stranden, wurde ihm kalt. Wenn es ihm nicht gelänge, seine Söhne zu finden, dann müsste er sich auf Gottes gütigen Schutz verlassen. Dabei haben sie den nicht verdient, dachte er verbittert.
    Breite weiße Jalousien schützten die Veranden des Hospitals vor Sonne und Staub. Inzwischen gab es statt acht achtzehn Patienten. Sollte die Lage sich noch zuspitzen, müssten weitere Betten gesucht und auch die anderen Veranden belegt werden.
    Während Djangos weibliche Verwandte sich die größte Mühe gaben, alles zu säubern, hatten auch Rebecca und die beiden Fräulein alle Hände voll zu tun. Ihre Patienten übergaben sich wiederholt, stöhnten wie angestochene Bullen und verlangten ständig nach Bettpfannen und Flaschen. Bert, der diesen Zustrom verursacht hatte, war der schlimmste Patient. Er schlug Krawall, weil er die Veranda mit den kranken Aborigines teilen musste, die auch von seinen zweifelhaften Fleischpasteten gegessen hatten.
    Hugh machte ihm unmissverständlich klar, wenn es ihm nicht passe, könne er ja wieder ins Pub gehen und allein vor sich hin leiden. Die Familie sei der Überzeugung, dass die Medizin für alle da sei, ungeachtet des Glaubens oder der Hautfarbe.
    Rebecca war gerade mit Bert beschäftigt gewesen, als Sandra ihre Großmutter gebracht hatte, und es dauerte eine Weile, bevor sie den Krankensaal verlassen konnte. Sie erschrak, weil Gwyneth so zerbrechlich wirkte und ganz bleich war, hütete sich aber, der alten Dame auch nur einen Anflug von Mitleid zu zeigen.
    Als sie gemerkt hatte, dass sie nicht viel ausrichten konnte, war sie wieder in den Krankensaal gegangen, überrascht, wie tüchtig Sandra zupackte. Sie hoffte, dass das der erste Schritt zu deren Genesung sei. Es gab nichts Besseres, als ins kalte Wasser geworfen zu werden.
    Da Nahrung das Letzte war, was ihre Patienten brauchten, hatte sie Sarah und ihre Schwestern in die Wäscherei geschickt, denn bei dieser Bedarfslage würde ihnen bald das Bettzeug ausgehen. Die Harper-Schwestern fanden offenbar Gefallen daran, achtzehn hilflose Männer herumzukommandieren. Als Charley Sawyer kam, waren sie besonders begeistert. Sie zogen den Schmied aus und zwängten ihn in einen schlecht sitzenden Schlafanzug vom Krankenhaus.
    Charley war groß, und seine Füße ragten über das Fußende des Bettes hinaus, wo seine Promenadenmischung jaulte und ihm die Zehen lecken wollte. Unter gedämpften, aber deutlichen Tönen der Missbilligung fingen die Frauen den Hund

Weitere Kostenlose Bücher