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Das Land des letzten Orakels

Titel: Das Land des letzten Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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Patienten. Es war ein kleines, zaghaftes Husten – ein Laut, mit dem jemand Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte.
    Mark warf den Kopf herum. Ben lächelte.
    Im Türeingang stand Cherubina. Nachdem sie sich vor Angst und Frustration ausgeweint hatte, hatte Mark sie nicht mehr gesehen. Auch er selbst hatte einige Tränen vergossen.
    Nun aber hatte sie die Zähne zusammengebissen, ihre Augen waren trocken und ihre Ringellöckchen zurückgebunden. Mit den Händen umklammerte sie einen kleinen Stapel in Leder gebundener Bücher.
    »Die habe ich in Miss Devines Hinterzimmer gefunden«, sagte sie leise. »Ich glaube, es sind medizinische Lehrbücher.« Sie hielt sie ihnen entgegen und legte sie vor Ben und Verity auf die Bank. »Wenn wir das Gift finden, das sie benutzt hat, könnten wir dann ein Gegenmittel herstellen?«
    Verity öffnete sie vorsichtig und zeigte Ben eine Seite. Das rothaarige Mädchen nickte.
    »Meine medizinischen Kenntnisse sind nicht so gut wie Theos«, räumte Ben ein, »aber ich denke, hiermit können wir etwas anfangen.«
    »Wenn nicht, kann ich morgen zum Waisenhaus in den Widder-Bezirk gehen«, fuhr Cherubina fort. »Mutter kann heilen, und es wird Zeit, dass sie hilft …«
    »Wir versuchen es erst einmal hiermit«, sagte Verity und wies auf etwas, das auf der aufgeschlagenen Seite stand. »Aber für die Herstellung sind zwei von uns nötig, Ben. Drei wären noch besser, aber jemand muss bei Theo bleiben.«
    »Ich werde bleiben«, sagte Cherubina in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete.
    Verity strich sich ihr Haar zurück und lächelte. »Gut, Ben, könntest du dann die Kräuter holen? Mark, ich glaube, Mörser und Stößel stehen irgendwo dort drüben.«
    Hastig stand Mark auf und bahnte sich einen Weg durch das improvisierte Bettenlager zum Altar, auf dem Mörser und Stößel standen. Als er sie nahm, sah er Ben und Verity die Stufen hinuntereilen, nachdem sie sich im Flüsterton bei Cherubina bedankt hatten. Das blonde Mädchen rührte sich nicht. Sie stand vor den Bänken und starrte ins Nichts.
    Mark kehrte zurück und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Danke, Cherubina«, sagte er. »Du hättest nicht in Miss Devines Laden zurückkehren müssen, nicht nachdem …«
    »Das bin ich aber«, sagte sie leise. »Es ist meine Schuld, dass er in diesem Zustand ist. Ich muss helfen. Nein …« Sie wandte sich Mark zu und legte ihre Hand auf die seine. »Das ist es nicht. Ich wollte helfen.«
    Mark lächelte. Er begriff.
    Cherubina beugte sich vor, nahm ihn in die Arme und flüsterte ihm ins Ohr: »Danke, Mark.«
    Mark zuckte mit den Schultern. »Wozu sind Freunde da?«, sagte er.
    Cherubina lächelte. Dann drehte sie sich um, schob die Decken beiseite, die um Theos Bett hingen, und setzte sich neben den kranken Doktor.
    Mark nahm Mörser und Stößel und ging damit hinunter in den Keller, glücklicher, als er es seit langer, langer Zeit gewesen war.

KAPITEL 20
    Leben
    Laud wachte auf und bereute es sogleich. Er kniff die Augen zu, um sie vor dem Licht zu schützen.
    Als er den Wald betreten hatte, war er auf den Alptraum gefasst gewesen, gefasst auf jene kleinen Gedanken des Zweifels oder der Furcht, die ihn befallen und seinen Willen schwächen würden.
    Mit einem kräftigen Schlag auf den Hinterkopf hatte er nicht gerechnet. Was für ein Missgeschick …
    Bewusstlos war er nicht geworden. Er erinnerte sich daran, dass er gepackt und gefesselt worden war, bevor ihm jemand etwas eingeflößt hatte, das nach süßen Kräutern roch und ihn sofort hatte einschlafen lassen.
    Er unterbrach seine Gedankengänge, als er hörte, dass sich ihm jemand näherte. Er spürte, wie kalte Hände sein Gesicht berührten und ihm eine Schüssel an die Lippen gedrückt wurde. Er wollte sie beiseiteschieben, doch er hatte fürchterliche Kopfschmerzen, und sein Mund war ausgetrocknet, sodass er das Wasser die Kehle hinabfließen ließ. Kurz darauf zogen sich die unsichtbaren Hände zurück, und Laud fand seine Stimme wieder und stieß einen Schwall genuschelter Beschimpfungen gegenüber dem aus, der ihn gefangen genommen hatte.
    Zu seiner Überraschung erntete er ein sehr vertrautes Lachen.
    »Tja, das hört sich so an, als ginge es dir wieder gut!«
    Laud schlug die Augen auf. »Lily …?«, begann er, bevor sein müder Geist aufgab und er sich damit abfand, lediglich den Mund aufzuklappen.
    Lily runzelte die Stirn und beugte sich vor, um seinen Hinterkopf zu betasten. »Tut es noch weh?«, fragte

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