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Das Land des letzten Orakels

Titel: Das Land des letzten Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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auch er ihr nicht verzeihen. Aber wenn der Orden Mark nicht zurück nach Agora geschickt hätte, hätte er, Laud, dann Lily jemals wiedergefunden?
    »Laud«, sagte Lily sanft. »Ich weiß, dass du der Meinung bist, wir sollten niemanden in unsere Pläne einbeziehen, aber wir könnten jemanden brauchen, der sich hier gut auskennt …«
    Stirnrunzelnd schaute Laud das junge Paar an. Er wollte misstrauisch sein, vor allem, da ihm der Kopf nach dem Schlag noch immer brummte.
    Aber es waren die ersten freundlichen Gesichter, die er seit Tagen gesehen hatte. Und Lily hatte recht. Sie brauchten Hilfe. Er nickte vorsichtig.
    Lily wandte sich ihren alten Freunden zu. »Owain, Freya, wir möchten euch um euren Rat bitten. Es geht um unseren Plan, wie wir nach Hause kommen wollen …«
    Und so erzählte ihnen Lily, was ihr Honorius im Sanatorium verraten hatte. Warum er aus Agora verbannt worden war. Und was er entdeckt hatte und wie sie dieses Geheimnis dazu nutzen würden, nach Agora zurückzukehren.
    Als sie geendet hatte, entstand eine lange Pause.
    »Das ist … erstaunlich«, hauchte Freya schließlich. »Absolut verrückt, aber erstaunlich. Ich weiß nicht, wie ihr das ganz allein bewerkstelligen wollt.«
    »Wir werden einen Weg finden«, erklärte Laud, auch wenn er sich insgeheim die gleiche Frage stellte. »Wenn wir uns trennen, werden die Eintreiber mich wahrscheinlich nicht erkennen …«
    »Doch, das werden sie«, sagte Owain nachdenklich. »Falls alles stimmt, was ihr uns von Agora erzählt habt, dann werdet ihr das nicht hinbekommen. Nicht ganz allein.« Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Deswegen ist es gut, dass ihr uns einen Besuch abgestattet habt.«
    Lilys Augen weiteten sich besorgt. »Denk gar nicht erst daran, Owain«, sagte sie. »Das ist nicht deine Stadt. Ich kann nicht zulassen, dass du das Risiko eingehst.«
    »Eines hast du mir beigebracht, Lily: nie Befehle von jemandem entgegenzunehmen«, erwiderte er und grinste.
    Aber so leicht ließ sich Lily nicht überzeugen. »Was ist mit Freya und deinem Sohn? Es könnte Wochen dauern, bis du zurückkommst, selbst wenn alles nach Plan verläuft. Du kannst sie nicht einfach zurücklassen.«
    »Lily«, schaltete sich Freya mit fester Stimme ein. »Wenn du und Mark nicht gewesen wärt, wären wir nie aus Aecer entkommen. Unser Sohn wäre nie geboren worden. Wenn Owain dir in irgendeiner Weise helfen kann, werde ich ihn unterstützen.« Sie blickte auf ihr Baby hinab und drückte es an sich. »Müsste ich unser Söhnchen nicht stillen, würde ich selbst mitkommen. Aber in einem bin ich deiner Meinung – Owain sollte nicht allein gehen. Ihr braucht jemanden, der mehr Erfahrung damit hat zu lügen.«
    Aller Augen richteten sich auf Elespeth.
    Die ältere Frau neigte den Kopf. »Das hier wird nicht klappen«, sagte sie leise.
    »Aber du wirst es tun«, entgegnete Lily energisch. »Nicht für uns, natürlich. Aber du würdest nicht zulassen, dass Owain sich allein in Gefahr begibt, nicht wahr? Nicht, wo der Schutz dieser Familie der einzige Weg ist, deine Ehre wiederherzustellen.«
    Freya und Owain fixierten Elespeth, und in ihren Blicken lag absolute Zuversicht, und bei Lily war es ebenso. Laud beobachtete Elespeths Miene. Elespeth schaute von einem zum anderen, nach einem Ausweg suchend. Geschlagen richtete sie dann den Blick zu Boden.
    »Wenn es euer aller Wille ist«, murmelte sie.
    »Ja, das ist es«, sagte Freya triumphierend. »Und dieses Mal ist es das wirklich. Außer …« Ein Anflug von Zweifel zeigte sich in ihren Augen. »Seid ihr sicher, dass dies der beste Weg zurück nach Agora ist? Ich weiß nicht, ob es richtig ist, den Feind offen zu attackieren.«
    »Es geht hier nicht bloß darum, nach Hause zurückzukehren«, sagte Lily, in deren Augen nun ein Anflug ihrer alten leidenschaftlichen Begeisterung lag. »Es geht darum, den Menschen die Wahrheit zu bringen. Seit ich geboren wurde, bin ich in uralte Verschwörungen verwickelt gewesen. Ich habe schrecklichen Schaden angerichtet, weil ich nicht überblickt habe, was wirklich geschah.« Sie blickte ihre Gefährten eindringlich an und fuhr fort. »Ich werde niemanden dazu zwingen, sich zu ändern, aber ich werde ihnen zeigen, dass sie eine Wahl haben. Dass die Welt größer ist als alles, was sie sich jemals vorgestellt haben.«
    Bis zu diesem Moment hatte Laud befürchtet, Lilys Zeit in den Sümpfen und im Sanatorium hätte ihre Leidenschaft gedämpft, hätte sie vorsichtig und

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