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Das Land des letzten Orakels

Titel: Das Land des letzten Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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wollte.
    Hier ähnelte keiner den in blaue Mäntel gekleideten Eintreibern, sodass er sich nach dem Weg zur Riegelstraße durchfragte. Die meisten starrten ihn lediglich an, als wäre er verrückt. Einige, die freundlicher waren, sprachen eine Warnung aus, diese befinde sich im Herzen des Fische-Bezirks, und dieser sei seit Ausbruch der Unruhen ein Ort, an dem sich nur Halsabschneider aufhielten.
    Letztendlich war Owain gezwungen, auf Einschüchterung zurückzugreifen. Trotz seiner Größe war dies nicht das, was er gewohnt war, und er hasste sich selbst dafür, sich nun darauf zu verlegen. Doch als er dann einen Mann mit unsicherem Blick am Kragen packte, hielt er sich vor Augen, dass er es für Lily und Laud tat. Und dass die beiden auf ihn angewiesen waren.
    »Riegelstraße«, knurrte er, bemüht, keine Spur von Mitleid in seinem Blick zu zeigen. Während der Mann mit den Beinen in der Luft über dem Boden zappelte, gab er ihm eine erstaunlich gute Wegbeschreibung.
    Owain glitt so leise wie möglich durch die sich windenden Straßen, bemüht, die Blicke der knochigen Männer und Frauen zu meiden, die ihn aus zerfallenden Hauseingängen anstarrten. Doch sie gingen nicht auf ihn los, und Owain wollte auch gar nicht erst herausfinden, gegen wie viele er sich hätte behaupten können.
    Dann sah er sie. Lily hatte ihre Anweisung auf ein Stück Pergament geschrieben. Lesen konnte er zwar nicht, doch er erkannte die Zeichen wieder. Dieses Schild, so verblasst und zerbrochen es auch sein mochte, sah aus wie die Schriftzeichen, aus denen sich »Riegelstraße« zusammensetzte. Das Uhrwerkhaus musste in der Nähe sein.
    Er fand das Gebäude mühelos. Es war das einzige, aus dem nicht lautstarker Streit oder Weinen drang. Mit ein wenig Ermunterung ließ sich die Tür öffnen, und er eilte hinein, wobei er über die von einem Feuer verkohlte Schwelle trat. Lily hatte ihm erzählt, der Waage-Bund habe hier einst seine geheimen Treffen abgehalten.
    Aber das war jetzt für Owain nicht von Bedeutung, denn vor ihm stand die Maschine, die dem Uhrwerkhaus seinen Namen gab.
    Eine Weile blieb Owain staunend vor ihr stehen. So eine Technik hatte er noch nie gesehen. Und das hier war nur ein Teil des Mechanismus. Lily hatte ihm berichtet, dass er mit Stahlstangen verbunden war, die tief in die Erde drangen, um die unteren Türen zu öffnen, Wasser hereinzupumpen und dann die großen Tore zu öffnen und die Stadtmauern von Agora auseinandergleiten zu lassen.
    Schließlich gab es einen Grund dafür, dass sich das Uhrwerkhaus auf der Riegelstraße befand.
    Zum Glück musste er nicht wissen, wie es funktionierte. Er brauchte sich nur an seine Anweisungen zu halten.
    Wolfram hastete die Stufen hinab in die Tiefen des Direktoriums. Bei jedem Schritt verspürte er rasende Schmerzen in seinem verletzten Bein. Nach so vielen Jahren war er zwar daran gewöhnt, aber es trug nicht dazu bei, seine Stimmung aufzuhellen. Als er die Zelle erreicht hatte und seinen Blick auf Elespeth richtete, gab er gar nicht erst vor, sie willkommen zu heißen.
    »Warum bist du hergekommen, Hexe?«, knurrte er, während er die Eintreiber wegtreten ließ. Er wusste, dass sie unmittelbar vor der Tür warten würden, für den Fall, dass es Probleme geben sollte. Doch Elespeth wirkte nicht gewalttätig. Tatsächlich war sie aufreizend gelassen.
    »Ihr hattet mich dazu eingeladen, mich an Euren Plänen zu beteiligen«, sagte Elespeth mit gleichmütiger Stimme. »Wie es aussieht, habt Ihr neue Verbündete gefunden, habt sogar einige Eurer eigenen Glaubensbrüder verleiten können. Ich frage mich, was der Orden dazu sagen würde.«
    Wolfram ballte die Faust. In Giseth war es ihm stets leichtgefallen, die Nerven zu behalten, da die ständige Gegenwart des Alptraums ihn davon abhielt, sich von seinen Gefühlen leiten zu lassen. Agora hingegen beunruhigte ihn – er und der Direktor waren zwar ihrem Ziel ganz nahe, doch diese Revolution könnte alles zerstören, und das ließ ihn nervös werden. Als er antwortete, tat er dies mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Die Zeit des Ordens ist vorbei, Elespeth. Der Tag des Urteils ist gekommen.«
    Elespeths Mundwinkel zuckten. Es war unverkennbar ein Lächeln. Wolfram richtete sich die Kapuze seiner Mönchskluft, da er dieser Hexe nicht die Genugtuung gönnte zu sehen, wie sehr sie ihm zusetzte.
    »Ja, Wolfram. Das glaube ich auch.«
    Etwas stimmte nicht. So hörte sich niemand an, der geschlagen war. Wolfram trat näher.
    »Warum

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