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Das Land des letzten Orakels

Titel: Das Land des letzten Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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war erfüllt von Rufen und Geplapper; Überraschung herrschte über das, was da gerade zu sehen gewesen war. Jeder fragte seinen Nachbarn, ob er das Gleiche beobachtet hätte, ob sich die Mauern tatsächlich geöffnet hätten.
    Während er sich dem Dock näherte, änderte sich die Stimmung der Menge. Je näher er kam, desto ruhiger waren die Menschen. Die Gesichter um ihn herum waren ausdruckslos und verständnislos, so als befänden sich die Menschen in einem Schockzustand. Zuerst war er beunruhigt. War etwas schiefgelaufen?
    Dann sah er es.
    Dem Ufer näherte sich ein Schiff aus einer Legende. Heftig qualmend glitt es auf das Dock zu. Während es sie passierte, stießen die Leute laute Rufe aus und warfen freudig Blumen in die Luft. Mark sah, dass sich Laud mit dem Ruder abmühte. Ihm jubelten die Leute nicht zu.
    Dort am Bug stand sie. Lily schaute mit einem Ausdruck vollkommener Fassungslosigkeit auf die sie bejubelnde Menge. Mit Händen und Füßen bahnte sich Mark einen Weg durch die Menschenansammlung. Lily konnte nicht ahnen, wie sehr Crede und Nick sie als Symbol ihrer Revolution benutzt hatten. Holzschnitte von ihr kursierten in allen Straßen auf dieser Seite der Barrikade. Er hatte die Kranken ihren Namen rufen hören. Und jetzt war sie da, die ewigen, unzerbrechlichen Mauern durchdringend wie eine Göttin.
    Als er zum Dock gelangte, winkte er ihr zu.
    »Was für ein Auftritt!«, rief er.
    Lily gab zunächst keine Antwort. Erst als das Schiff angelegt hatte und Laud an Land sprang, um es zu vertäuen, erst als Mark einen Landungssteg hinübergelegt hatte und sie von Bord gegangen war, hörte er sie sprechen.
    Sie schaute auf die Menge. Die Menschen wandten sich ihr zu, begierig darauf, ihre ersten Worte zu vernehmen und ihre neu gewonnene Weisheit in der ganzen Stadt zu verbreiten.
    »Bei allen Sternen, Mark«, sagte sie. »Was ist hier geschehen ?«

KAPITEL 22
    Die Wiedervereinigung
    Lily hatte drei Erzählungen über die Geschehnisse in den letzten Monaten gehört. Zunächst von Mark, auf dem Dock, das Gejubel ihrer Anhänger übertönend. Danach in aller Eile aus dem Mund von Ben und Cherubina auf dem Rückweg zum Tempel, den sie über Hintergassen ansteuerten, um den Menschen aus dem Weg zu gehen. Und schließlich im Tempel von einem überglücklichen Theo, der die Zeit hatte, ihr alles im Detail zu berichten.
    Hilfreich war es nicht gewesen. Sie war jetzt fast noch verwirrter.
    Sie hatte mit einem Blutbad gerechnet. So wie der Alptraum es hatte klingen lassen, hatte sie sich zuweilen gefragt, ob überhaupt noch jemand in Agora am Leben geblieben war. Letztendlich war ihr nichts anderes übrig geblieben, als sich an die Hoffnung zu klammern, es hätte sich überhaupt nichts verändert. Fast hatte sie sich darauf gefreut, nach Hause an einen Ort zu gelangen, auf den sie sich verlassen konnte. Einen Ort, von dem aus sie ihre nächsten Schritte planen konnte.
    Stattdessen stellte sie bei ihrer Rückkehr fest, dass in Agora, der Stadt, in der Kinder gekauft und verkauft werden konnten, eine Revolution stattgefunden hatte.
    Das war auf seltsame Art beruhigend. Ja, dieses zerrüttete Agora war alles andere als das gütige Paradies, das zu erschaffen sie einst geträumt hatte. Die Lebensmittelvorräte waren praktisch aufgebraucht, rivalisierende Banden kämpften um die letzten Nahrungsmittel, und alle wussten, dass die Eintreiber bald die Barrikaden überwinden und versuchen würden, die Straßen wieder in Besitz zu nehmen. Nichtsdestotrotz war ihr Almosenhaus der Mittelpunkt des flussabwärts gelegenen Teils der Stadt, der Ort, der Hoffnung spendete. Die Menschen boten ihre Hilfe an, schlossen sich gegen die Unterdrückung durch das Direktorium zusammen. Selbst Cherubina war bereit, sich um die Kranken zu kümmern, und das war für Lily fast eine noch größere Überraschung gewesen als alles andere. Mark, Theo und Ben hatten ihre Träume lebendig gehalten und ihre eigenen mit eingebracht.
    Leider hatten dies auch Leute wie Crede getan. Sie blieb das Symbol, das die Menschen auch dann bejubelten, wenn sie ihre brutalen Angriffe auf die Eintreiber ausführten. Hätte sie dies noch in Naru erfahren, wäre sie entsetzt gewesen. Selbst jetzt, da sie zwischen dem zusammengerollten Bettzeug der schlafenden Patienten auf dem offenen Dach des Tempels stand, spürte sie, wie ihr ein Schauer über den Rücken lief. Es war eine klare Nacht, und in der Ferne brannten Feuer, welche die Gebäude verzehrten, die sich in

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