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Das Land des letzten Orakels

Titel: Das Land des letzten Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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ich soll dann die Sozinhos besuchen. Aber du solltest Pete wirklich sagen, was du vorhast. Keiner von uns will, dass du dich in Gefahr begibst …«
    »Er ist schon zu lange Gefängniswärter«, murmelte Mark. »Er würde mich einsperren, wenn er könnte.«
    »Vielleicht wäre das gar nicht so falsch«, murmelte Ben. »Die Eintreiber werden allmählich wirklich nervös.«
    »Willst du sie denn nicht retten?«, fragte Mark.
    Ben wölbte eine Braue. »Glaubst du, sie möchte gerettet werden?«
    Mark gab keine Antwort. Wütend zog er sich den Schal bis zum Kinn hoch.
    »Du brauchst keinen …«, begann Ben, doch Mark unterbrach sie scharf.
    »Mag sein, aber ich muss es versuchen!«, sagte er erregt. »Ich muss etwas unternehmen! Cherubina hatte recht: Ich weiß nicht, was ich tun soll! Ich habe keinen blassen Schimmer, wo ich mit der Suche nach Lily anfangen soll. Ich kann nicht einmal im Tempel aushelfen. Und Dad meint es gut, das weiß ich, aber wenn ich angeblich so bedeutend bin, dann kann ich mich nicht ständig verstecken. Ich muss etwas tun, und wenn das heißt, eine der wenigen Freundinnen, die ich noch habe, vor der dümmsten Entscheidung zu bewahren, die sie je getroffen hat, dann werde ich es tun!«
    Ben starrte ihn an, während er atemlos dastand. Dann hob sie ganz vorsichtig einen Finger und tippte gegen den Schal. »Ich wollte sagen, dass du keinen Schal brauchst. Er würde nur Aufmerksamkeit auf dich lenken, es ist ja fast schon Sommer.«
    Verlegen stieß Mark den Atem aus und knotete den Schal auf. »Danke, Ben.« Ungeschickt warf er den Schal beiseite. »Ich weiß, dass ich um eine Menge bitte. Ich meine, wir beide kennen einander ja kaum …«
    Ben bedeutete ihm zu schweigen. »Du bist Lilys Freund und der Feind des Direktors. Das reicht mir.« Ihr Lächeln verblasste. »Glaubst du, ich helfe dir aus einer Gefälligkeit heraus? Crede hat meinen Bruder von Schlägern verprügeln lassen, das Direktorium hat meine Eltern verschwinden lassen, und der ehemalige Lordoberrichter hat persönlich die Ermordung meiner Schwester angeordnet.« Benedicta wandte den Blick ab. »Ich traue keinem von ihnen, und falls ich glauben würde, dass ich dir heute helfen kann – falls ich daran glauben würde, Crede würde auf mich hören –, dann würde ich mit dir gehen, und nichts auf der Welt könnte mich davon abhalten. Du und Cherubina, ihr seid jetzt ein Teil des Tempels. Ein Teil von uns .« Ben wandte sich ihm wieder zu. In ihren Augen lag ein wehmütiger Ausdruck. »Glaub mir, Laud und ich brauchen so viel Unterstützung wie nur möglich.«
    Mark stand da und nahm das, was sie gesagt hatte, in sich auf. Er war sich nicht sicher, wie er reagieren sollte, doch er war überzeugt davon, nicht richtig ausdrücken zu können, wie dankbar er war. Stattdessen blieb er unbehaglich stehen, und einen Moment dachte Mark daran, Ben trotzdem zu bitten, mit ihm zu kommen. Er brannte nicht gerade darauf, Crede entgegenzutreten.
    Doch sie öffnete bereits die Tür. »Denk daran, allzu lang kann ich Pete nicht aufhalten«, sagte sie hastig. »Geh zu Crede und komm direkt wieder hierher. Wenn du zur vierten Stunde nicht wieder hier bist, hole ich Laud und Theo, und dann stürmen wir gemeinsam das Rad.«
    Trotz allem musste Mark lachen. »Also, das möchte ich gern sehen«, sagte er.
    Mark hatte das Rad fast erreicht, als es losging.
    Es begann wie zufällig. Eine Gruppe Eintreiber kam ihm entgegen, worauf Mark, bedacht darauf, nicht gesehen zu werden, in eine Seitengasse schlüpfte. Dabei wurde er von einem großen Mann angerempelt.
    »Mr Crede erwartet Sie«, sagte dieser leise.
    Mark zuckte zusammen. Als er aufschaute und dem großen Mann ins Gesicht sah, erkannte er Nick, den Türsteher vom Rad. Dieser legte einen Finger an die Lippen.
    »Keine Zeit, Junge«, brummte er. »Die Pflicht ruft.«
    »Was …?«, begann Mark, doch Nick hatte sich bereits einen Weg aus der Gasse hinaus gebahnt und bewegte sich auf die Gruppe der Eintreiber zu. In seiner Hand hielt er einen großen Pflasterstein.
    Was passieren würde, begriff Mark einige Momente, bevor es geschah; es blieb gerade genug Zeit, sich umzudrehen und davonzulaufen.
    Hinter sich vernahm er, wie Menschen zu Boden fielen, hörte Schreie und Rufe. Wenig später drangen die Pfiffe der Eintreiber an seine Ohren, und auf der Straße hinter ihm schien es zu einem Handgemenge zu kommen. Zum Glück war Mark so weit weg, dass er nicht mehr darin verwickelt werden konnte. Er glitt durch

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