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Das Land des letzten Orakels

Titel: Das Land des letzten Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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dass seine Stimme quiekte. In Giseth war er in den Stimmbruch gekommen, und er hatte eigentlich geglaubt, seine Stimme hätte sich nun stabilisiert. »Diese Geschichten waren … persönlich«, fügte er schroff hinzu.
    »Kommen Sie schon, Mr Mark«, sagte Crede lächelnd. »Nachdem Sie den Gefahren des Alptraums ins Auge gesehen haben und sich einen Weg durch Horden wild gewordener Dörfler gebahnt haben, machen Sie sich noch immer Sorgen wegen Geheimnissen?« Er lachte. »Die Wahrheit wird uns alle befreien.«
    Mark biss die Zähne so fest zusammen, dass sein Kiefer schmerzte. Crede tat seine Zeit in Giseth ab wie einen großen Witz. Cherubina hatte nicht lange damit gezögert, ihm alles über diesen schaurigen Ort zu erzählen. Lily war wahrscheinlich immer noch dort draußen, und dieser mickrige Herrscher über das Elendsviertel machte sich lustig darüber. Einen kurzen Moment stellte sich Mark vor, er würde einen dieser Humpen hochheben und auf Credes schmierigem Kopf zertrümmern.
    Stattdessen stellte er die Frage noch einmal, ganz langsam. »Wo ist sie, Crede? Ich glaube, ich muss mit ihr ein Wörtchen reden.«
    Credes Lächeln erstarb. »Sie hat sich dafür entschieden, bei mir zu bleiben, Junge. Sie ist ein großes Mädchen; sie kann auf sich selbst achtgeben.«
    Mark schüttelte den Kopf. »Nein, das kann sie nicht«, widersprach er und erkannte die Wahrheit seiner Worte, noch während er sie aussprach. »Sie hat noch nie ihre eigenen Entscheidungen treffen müssen. Sie weiß nicht, was richtig ist. Selbst als sie mit« – Mark biss sich auf die Zunge, da er Snutworths Namen nicht aussprechen wollte – »mit ihm gelebt hat, war sie in gewisser Weise beschützt. Vielleicht wird sie es lernen, so wie ich es auch lernen musste. Aber bis sie wirklich eine Wahl hat, werde ich nicht zulassen, dass Sie sie auf diese Weise ausnutzen.«
    Crede nickte, wirkte geradezu vernünftig. »Ich verstehe, Mark. Bestimmt haben Ihre Freunde Ihnen fürchterliche Dinge über mich erzählt. Ich kann mir vorstellen, dass Laud Ihnen die Narben gezeigt hat, die meine Leute ihm verpasst haben, und Theo Ihnen erzählt hat, wie ich ihn im Tempel bedroht habe.« Crede breitete die Arme weit aus. »Und ich werde Ihnen noch etwas sagen – alles, was sie Ihnen erzählt haben, ist wahr. Jedes einzelne Wort.« Er fixierte Mark mit seinem Blick. Seine Lockerheit war verschwunden, vertrieben von einer plötzlichen Eindringlichkeit. »Ich würde es noch einmal tun. Alles, was ich getan habe, war notwendig.«
    Mark konnte seinen Blick nicht von Credes Augen lösen. Was immer dieser Mann getan hatte, er glaubte an das, was er sagte, das erkannte Mark. Aber das brachte ihn nicht weiter. Wenn überhaupt, ließ es in ihm nur noch mehr das Verlangen aufkommen, zur Tür zu stürzen.
    »Notwendig?«, erwiderte Mark argwöhnisch. »Erzählen Sie mir nichts – ein Krieg steht bevor, und Sie brauchen eine Armee.«
    Crede lachte. »Steht bevor?«, sagte er verächtlich. »Er hat bereits angefangen. Die Revolution hat begonnen, und weder der Direktor noch seine Horden können sie aufhalten.«
    »Ich habe gesehen, wie so etwas endet, Crede«, sagte Mark verbittert. »Cherubina hat Ihnen doch von meiner Zeit außerhalb von Agora erzählt. Hat sie auch erzählt, was in dem Dorf Aecer geschehen ist, bei der Revolution, die sie dort angezettelt haben?« Mark bemühte sich, die Erinnerungen an jene Nacht zu verdrängen, an das Feuer und die Schreie vor Wut und Angst. »Sie haben ihre Anführerin in Stücke gerissen; sie hatten ihren ›Sieg‹. Und am nächsten Morgen hatte sich nicht wirklich etwas verändert.«
    »Wir werden es besser machen«, entgegnete Crede und erhob sich. »Uns bleibt gar keine Wahl.« Seine Stimme veränderte sich, wurde lauter, so als hielte er eine Rede. »Sagen Sie mir, Mark, als Sie heute hierhergekommen sind, haben Sie da nicht gesehen, wie auf den Straßen Unruhen aufflammten? Begreifen Sie nicht, dass es nur noch wenige Wochen dauern wird, bis die Eintreiber einen Großangriff auf ihr eigenes Volk ausführen?«
    »Ich habe gesehen, wie einer Ihrer Leute diese Unruhen angezettelt hat«, unterbrach ihn Mark hitzig. »Die Eintreiber haben bloß ihre Pflicht getan.«
    »Ihre Pflicht!« Crede schüttelte den Kopf. Ein Ausdruck von Abscheu huschte über sein Gesicht. »Und ist es auch ihre Pflicht, die Schwachen und Schutzlosen anzugreifen? Sie haben die Opfer gesehen, die Schuldner, die nichts haben, mit was sie handeln könnten –

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