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Das Land des letzten Orakels

Titel: Das Land des letzten Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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du mir nicht gesagt, wohin du gegangen bist?«
    »Du kannst mich nicht beschützen, indem du versuchst mich zu verstecken«, sagte Mark sanft, während er seinem Vater die Hand auf die Schulter legte. »Ich verstehe dich, wirklich. Aber ich bin jetzt ein Teil dieser Entwicklungen. Ich bin der ›Protagonist‹, was immer das zu bedeuten hat. Ich wurde als Richter vorhergesagt und weiß, dass Snutworth so lange nach mir suchen lässt, bis er mich gefunden hat.«
    Pete begegnete grimmig seinem Blick. »Ich habe dich schon zweimal verloren, mein Sohn«, sagte er. »Beim ersten Mal war es meine eigene Schuld, das weiß ich. Ich habe dich wie einen alten Mantel weggegeben, so als würdest du mir nichts bedeuten. Und als ich dich dann aufsteigen sah, war ich …« Seine Stimme stockte, und er senkte den Blick. »Damals war ich bereit, dich gehen zu lassen. Aber du bist zu mir zurückgekehrt. Wir haben einander gefunden. Für zwölf Stunden waren wir wieder eine Familie. Und dann warst du verschwunden, und ich … ich …« Petes Stimme brach.
    Mark nahm die Hände seines Vaters. »Die ganze Zeit, während ich in Giseth war, Dad, habe ich versucht zurückzukommen«, erklärte er und sah seinen Vater eindringlich an. »Ich wollte es jeden Tag. Falls wir das hier durchstehen, können wir den Rest unseres Lebens damit verbringen, diese Jahre nachzuholen. Aber jetzt in diesem Moment brauchen meine Freunde meine Hilfe. Lily, Cherubina …« Er beugte sich ein wenig weiter vor. »Ich bin schon lange kein kleiner Junge mehr. Aber selbst ein Mann braucht seinen Vater.«
    Pete nickte. Erleichterung überflutete förmlich sein Gesicht. »Dann lass mich helfen«, sagte er schließlich. »Dieses Mal zu deinen Bedingungen.«
    Mark nahm die raue Hand seines Vaters und drückte sie fest. Er kam sich älter vor denn je.
    Pete lächelte. »Also«, sagte er, nun vergnügter. »Wir müssen Pläne schmieden.«
    Mark runzelte die Stirn. Seine gute Stimmung trübte sich. »Ich wünschte, ich wüsste, was ich unternehmen soll, aber Crede zu besuchen war ein Fehler. Cherubina ist erst mal weg, und ich habe immer noch keine Ahnung, wo Lily ist …«
    Pete verschränkte die Arme und setzte sich nachdenklich wieder hin. »Der Direktor wird es wissen.«
    Mark lachte bitter. »Und ich bin mir sicher, dass er es uns nur zu gerne verrät.«
    Pete lächelte. »Aber was, wenn wir jemand drinnen hätten? Jemand in seinem Büro?«
    Mark schaute Pete an. Diesen Ausdruck auf dem Gesicht seines Vaters hatte er schon sehr lange nicht mehr gesehen. Er wirkte aufgeregt.
    »Du kennst jemanden im Direktorium?«, fragte Mark überrascht. »Wie? Wer ist er?«
    Pete lächelte. » Sie ist diejenige, die mir einen Brief geschickt hat, als du verschwunden bist. Darin schrieb sie mir, dass du lebst. Ich hätte wahrscheinlich dankbar dafür sein sollen, aber damals begriff ich einzig und allein, dass diese Frau wissen musste, wo du warst. Deshalb habe ich sie aufgespürt. Ich brauchte eine ganze Weile dafür, aber am Ende habe ich sie gefunden.« Mit neuer Zuversicht blickte er Mark an. »Sie heißt Miss Verity, und sie ist die Sekretärin des Direktors.«
    Mark rang nach Luft. Er war Verity begegnet; sie war die Frau gewesen, die seine Zellentür aufgeschlossen und ihn aus Agora hinausgeleitet hatte. Darüber hinaus war Verity Lilys Tante, diejenige, die sie überhaupt erst nach Agora gebracht hatte.
    »Wenn du Kontakt mit ihr aufnehmen kannst …«, begann Mark, doch Pete runzelte die Stirn.
    »Ich habe ihr versprochen, sie in Ruhe zu lassen, sobald du wieder in Agora wärst«, sagte er skeptisch.
    Mark verschränkte die Arme. » Ich habe ihr gar nichts versprochen«, erklärte er fest entschlossen. »Ich werde dir sagen, was du schreiben musst. Sie ist mir eine Menge Erklärungen schuldig …«

KAPITEL 7
    Resonanzen
    Es war ein solcher Genuss gewesen, wieder in einem Bett schlafen zu können.
    Ein normales Bett war es eigentlich gar nicht, sondern eine aus der Felswand herausgemeißelte und mit Kissen gepolsterte Nische. Doch nachdem sie mehrere Nächte auf Felsboden verbracht hatte, war es himmlisch gewesen. Und Lily war auch so müde gewesen, dass sie trotz aller Schmerzen und trotz der Tatsache, dass es in den Räumlichkeiten des Dirigenten nie ganz dunkel war, wirklich schlafen konnte.
    Als sie aus ihrem tiefen Schlaf allmählich erwachte, beschäftigte sie sich in ihren trägen Gedanken vornehmlich damit, dass die Menschen in Naru in fortwährendem Halbdunkel

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