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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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und auf die Rücken der Diener verladen worden. Die Wagen blieben auf der Hochlandwiese zurück. Vorne und hinten marschierten Soldaten, und in der Mitte wurden die beiden Sessel auf Stangen getragen, einer für Lady Margaret und ein weiterer für Prinzessin Stephanie mit ihrer Amme. Neben den Trägern gingen die Gefangenen aus dem Königinnenreich, was Tom und Jee und mich einschloss. Toms Knöchel waren mit einem Seil von etwa einem Schritt Länge zusammengebunden, sodass er gehen konnte, aber nicht davonlaufen. Er hasste es. Ich blieb von allen Fesseln frei, aber der Wächter wich nie von meiner Seite. Jee schenkte man nach wie vor keine Beachtung. Vielleicht hofften die Wilden, dass er einfach verschwinden würde, eine magische Illusion, die ins Hexenland zurückkehrte. Ich sprach mit keinem der einfachen Soldaten, nur jeden Abend mit Tarek in seinem Zelt.
    »Fang mit der Unterweisung an«, sagte der Junghäuptling bei unserer ersten Stunde.
    Nie war ein Umfeld einer Unterweisung abträglicher gewesen. Zwei Wächter in voller Schlachtrüstung standen an jeder Seite Tareks, der gelassen auf einem dreibeinigen Hocker saß, während ich auf dem nackten Boden vor ihm stand. Die Wachen richteten ihre Gewehre unmittelbar auf mich, die Hexe, der schreckliche Magie zur Verfügung stand. Wer wusste schon, was ich ihrem Anführer antun könnte? Ein Holzscheit glühte in der Feuergrube, und seltsame Schatten glitten über die finsteren Gesichter der Wächter und Perbs nervöse Miene. Draußen regnete es, ein stetiges Trommeln auf dem Lederdach, das wie Hufschlag von jenseits des Himmels klang. Selbst Tareks lockere Pose schien gezwungen.
    Aber ich hatte mich vorbereitet. »Mein Lord.«
    Er verzog das Gesicht und wollte etwas sagen, aber auch das war Teil meiner Vorbereitung. Ich würde hier die Oberhand behalten, ganz gleich, was ich dazu tun musste.
    »Ich weiß, dass Ihr solche Titel nicht benutzt, mein Lord. Aber dies ist eine Unterweisung aus meinem Reich, nicht aus Eurem. Wir müssen der Disziplin meiner Kunst folgen. Ihrer Disziplin.«
    Perb übersetzte. Ich hatte das Wort sehr sorgfältig gewählt, hatte es mir sogar in Tareks Sprache eingeprägt. Am Tag zuvor hatte Perb behauptet, dass der wichtigste Wert der Wilden Disziplin war.
    Tarek nickte. Er wirkte nicht, als wollte er streiten. Ich machte weiter, und nun sprach ich Tareks Sprache. »Mein Lord, niemand sonst darf meinen Unterricht hören– nur Ihr und ich. Schickt Eure Wachen und Euren Übersetzer fort. Meine Disziplin. Ich bin Antek.«
    Wenn er überrascht war, dass ich seine Sprache beherrschte, verbarg er es gut. Einen langen Augenblick starrte er mich an. Dann winkte er allen drei Männern zu: »Klef.«
    Die Wächter gehorchten sofort, obwohl bei dem Blick, den sie mir zuwarfen, Berge hätten verkümmern können. Perb brach in eine leidenschaftliche Rede aus, der ich nicht folgen konnte. Tarek wiederholt ruhig: »Klef«, und der Ausdruck in seinen blauen Augen ließ die Wachen wie Hauskatzen wirken. Perb kleff te.
    »Jad«, sagte Tarek zu mir. »Fang an.«
    Ich nahm einen Stein aus der Tasche, den ich umklammerte, um meine Finger vom Zittern abzuhalten. Bis hierher hatte ich Erfolg gehabt. Das war nicht sehr weit. Aber er hörte auf mich. Der wilde Anführer einer großen Armee und eines unbekannten Königreichs gehorchte Roger Kilbourne, dem Narren der Königin. Ich setzte mich im Schneidersitz auf den Boden und bedeutete Tarek, dasselbe zu tun. Er tat es, ohne zu zögern. Zum Teil musste das von einem Leben der Disziplin herrühren– dieser großartig trainierte Körper war nicht durch Zufall entstanden–, aber zum Teil war es auch sein Wesen, so selbstsicher, dass er nicht auf den äußeren Zeichen seines Rangs bestehen und auch nicht versuchen musste, andere zu beeindrucken. In einem anderen Leben hätte ich ihn, wie ich bemerkte, mögen können.
    Tarek war kleiner als ich, hatte aber einen längeren, muskulösen Oberkörper, sodass sich unsere Köpfe auf derselben Höhe befanden. Ich legte den Stein zwischen uns auf den Boden. Früher am Tag waren wir an einem Bergbach vorbeimarschiert, und mein Wächter hatte mir bedeutet, dass Tom und ich uns ausziehen und baden sollten. Jee hatte sich uns angeschlossen. Das kalte Wasser hatte wie Nadeln gestochen, und ich hatte eine Stunde marschieren müssen, bis wieder ein Gefühl in meine erfrorenen Glieder zurückgekehrt war; aber vom Grund des steinigen Bachs hatte ich diesen Stein mitgenommen. Er war halb

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