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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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mutiger, was den Kreis anging, in dem er sich bewegte, da er wusste, dass die Wilden ihn nicht anfassen würden. Sie fassten nicht einmal mich an, den Antek, und Jee, die magische Illusion, fürchteten sie regelrecht. Alles, was er tat, wurde beobachtet, doch niemals griff jemand ein. Ich nahm an, dass er sogar durch den äußeren Ring von Wachen laufen und auf diese Weise hätte flüchten können, nur dass er nirgendwohin flüchten konnte.
    Jee sagte: »Ich habe Angst vor diesem Mädchen.«
    »Vor Alysse?«
    »Sie ist nicht… sie.« Sein kleines Gesicht verzog sich vor Ärger, da er nicht ausdrücken konnte, was er meinte. Die Worte fehlten ihm, aber die Wahrnehmung nicht. Jee hatte etwas an Alysse gespürt, das Tom vollkommen entgangen war. Auch wenn das nicht überraschend war. Tom war vom Verlangen geblendet. Ich wusste gut, wie sich das anfühlte.
    Jee wiederholte: »Ich habe Angst vor diesem Mädchen.«
    »Ich weiß. Aber… aber Jee, ich habe niemanden sonst, der mir helfen kann.«
    Er blickte mich scharf an. »Du hast die Toten.«
    »Nein. Habe ich nicht. Ich kann den Pfad der Seelen nicht betreten… nicht mehr.«
    »Weshalb nicht?«
    Ich konnte mich nicht dazu überwinden, es ihm zu erklären. Mutter Chilton hatte mir das Versprechen abgenommen, dass ich den Pfad der Seelen nicht mehr betreten würde, aber im Gegensatz dazu hatte mein Vater gesagt, dass es nicht schaden konnte. Die Wahrheit war jedoch, dass ich zu viel Angst hatte. Meine Schwester und ihre Hisaf -Gehilfen– oder Überwacher, oder was immer sie waren– erfüllten mich mit Grauen. In meinem letzten Traum hatte meine Schwester unmittelbar zu mir gesprochen, hatte mir dieses schreckliche Bild geschickt, wie ich mich für immer auflöste, der Ewigkeit beraubt.
    »Es spielt keine Rolle, weshalb nicht«, fuhr ich Jee an. »Wirst du mir helfen oder nicht?«
    »Maggie sagt, ich muss.« Er seufzte tief, und ich verabscheute es, einen kleinen Jungen herumzukommandieren. Aber dann hatte ich eine Inspiration.
    »Es geht nicht nur darum, dass du mir hilfst. Es dient auch dazu, Prinzessin Stephanie zu helfen.«
    »Der Prinzessin?«, hauchte er. Seine Miene veränderte sich. Er hatte sie einmal gesehen, wie sie von ihrem Stangensessel herabgespäht hatte. Von diesem einen Mal wusste ich zumindest. Da Jee durch das Lager huschte, wie es ihm gefiel, hätte er Stephanie nach allem, was ich wusste, viele Male sehen können. Seine Augen wurden groß. »Was muss ich tun?«
    »Such einfach Alysse. Sie muss wissen, wer du bist. Schau, was sie sagt oder tut. Vielleicht wird sie mir eine Nachricht schicken. Such sie auf, wenn es niemand sonst sieht. Kannst du das tun?«
    »Das kann ich tun.«
    »Danke, Jee.«
    »Ich will zu Hause bei Maggie sein.«
    »Wir werden wieder heimkommen, Jee.« Ich hoffte, dass das stimmte. Ich wollte Maggie sehen, mit ihr sprechen, mich von ihrer kompetenten und herben Sorge umfangen fühlen. Ihr eine Hand auf den Bauch legen, in dem mein Kind heranwuchs. Ich hatte zu nichts davon ein Recht, aber ich wollte es trotzdem.
    Meine Wächter sahen, wie ich mit Jee flüsterte, aber sie schritten nicht ein, weil sie sich immer noch fleißig darum bemühten, so zu tun, als würde es Jee nicht geben. Ich stand auf, streckte mich auffällig und bat darum, in den Wald gebracht zu werden, um zu pissen. Als ich wieder zurückkam, war Jee fort.
    Tom und ich aßen, was man uns brachte, und stellten eine Portion für Jee zur Seite. Dann führte mich einer meiner Wächter zum Zelt des Junghäuptlings zur abendlichen Unterweisung.
    Und alles fing an sich aufzulösen.

40
    »Ich habe von dem weißen Stein geträumt«, sagte Tarek zu mir. Sein Gesicht war ruhig wie immer, aber in seinen Augen leuchtete Triumph. »Ich habe alles getan, was du mir aufgetragen hast, und letzte Nacht ist das Abbild des Steins in meinem Traum erschienen, von einem Ring aus Messern umgeben.«
    »Ja«, sagte ich und versuchte zu lächeln. Natürlich hatte er davon geträumt. Man musste an etwas nur lang und fest genug denken, dann träumte man früher oder später davon: rote Eber, tanzende Hütten, wahnsinnige Schwestern, weiße Steine mit rosigen Adern. »Ihr macht Fortschritte, mein Lord.«
    »Aber sehr langsam, Antek. Deine Aufgabe ist es, mir beizubringen, eine Armee aus dem Hexenland in mein Königreich zu bringen. Nur von einem weißen Stein zu träumen, ist weit von diesem Ziel entfernt.«
    »Das ist es tatsächlich. Aber wie lange habt Ihr gebraucht, ein großer Krieger

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