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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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laut: »Antek. Klef. Klef.«
    »Geh nicht!«, heulte Stephanie.
    »Ich muss.« Wenn man mich aus dem Zelt schleifen würde, verschlimmerte sich ihr Kreischen bestimmt. »Aber ich werde morgen wiederkommen. Und Ihr müsst daran denken, Ihr seid nicht allein. Ich kann gegen das böse Mädchen mit der Krone kämpfen.«
    Ich stand auf, und die Amme nahm sie mir ab. Mein Wächter war tatsächlich in ein Zelt voller Frauen eingedrungen, woran sich ablesen ließ, wie weit er gehen würde, um Befehle auszuführen. Doch er berührte mich nicht. Ich folgte ihm zurück an unser Feuer.
    Tarek hatte schon begonnen, an meinen vermuteten Kräften zu zweifeln. Er hatte mich offenbar davon freigesprochen, mit Hexenkünsten Lady Margarets Tod bewirkt zu haben. In diesem Fall lag er sowohl richtig als auch falsch. Lady Margarets Tod mochte tatsächlich den Seelenkünsten geschuldet sein, aber nicht den meinen.
    Tom und Jee warteten am Feuer. Tom sagte mit großen Augen: »Die Prinzessin… Ihre Gnaden…«
    »Hat sie was?«, fragte Jee dringlich. Sein ganzer hagerer Körper war angespannt nach vorn gebeugt.
    »Nein, Jee, sie hat nichts. Aber Lady Margaret ist tot– sie ist im Schlaf gestorben. Die Prinzessin war aufgebracht, das ist alles.«
    Er entspannte sich; Lady Margaret bedeutete ihm nichts. Auch Tom nicht, der eine langwierige Nacherzählung vom Stapel ließ, wie die Tante irgendeines Mädchens aus Almsburg im Schlaf gestorben war. Aber Lady Margaret hatte mir etwas bedeutet. Wieder sah ich sie am Hof, wie sie die Damen von Königin Caroline zur Ordnung rief. Wie sie in einer Winternacht am Herdfeuer die Laute spielte. Wie sie mich bewusstlos in einem Gang des Palastes gefunden und mich in ihren Gemächern in Sicherheit gebracht hatte, wo sich ihre eigene Dienerin um mich gekümmert hatte. Ich sah sie bei Stephanies ungeheuerlicher Hochzeit, wie sie dem Bräutigam getrotzt hatte, indem sie würdevoll hinter der Amme her aus dem Thronraum gegangen war. Wie sie mit der kleinen Prinzessin an einem Feuer in den Bergen saß und mich gedrängt hatte, »Ihrer Gnaden zu helfen«. Und nun war Lady Margaret durch furchterregende Künste, die ich nicht verstand, von einem Traum ermordet worden.
    Habt eine friedliche Ruhe, meine gute Lady, dort im Land der Toten.
    »Peter«, sagte Jee leise, während Tom fröhlich weiterplapperte. »Ich habe es getan. Ich habe Alysse getroffen. Sie lässt dir das schicken.« Seine kleine, warme Hand schloss sich kurz über meiner, und dann hielt ich ein Päckchen, das in Blätter eingeschlagen und mit einer Ranke verschnürt war.

41
    Im Lager wurde es anschließend bald ruhig. Wenn Soldaten vor Anbruch der Dämmerung aufstehen und den ganzen Tag lang mit schwerem Gepäck marschieren, schlafen sie früh und tief. Allerdings nicht die Wächter. Die Strafe für einen Krieger, der während seiner Wache schlief, war der Tod. Nun, da es keinen Wohnwagen mehr gab, in dem man mich einschließen konnte, lösten sich meine Wächter die ganze Nacht lang ab. Zu welcher Stunde ich auch erwachte, einer saß neben mir, legte Holz aufs Feuer und hatte jeden im Auge, der in den Kreis aus Licht und Wärme trat oder ihn verließ. Aber ich hatte das Päckchen von Alysse.
    Sobald ich es aus den Blättern ausgewickelt hatte, verriet mir der Geruch, was sich darin befand. Ich wickelte es wieder ein und wartete, bis Tom und Jee schliefen. Dann öffnete ich das Bündel und gab vor, an dem kleinen Kuchen darin zu knabbern, stattdessen ließ ich die Stückchen in mein Hemd gleiten. Ich passte auf, dass ich nicht einen Krümel verschluckte, aber es war nicht leicht. Dem Honig und den Nüssen im Kuchen zu widerstehen, war schon schwer genug– der Armee war längst der Zucker ausgegangen, den man aus dem Palast gestohlen hatte–, aber was mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ, war das Aroma des Kuchens. Die Drogen, die Alysse benutzt hatte– die auch Fia benutzt hatte–, rochen wie alle Träume vom Essen, die je ein Hungriger gehabt hatte.
    Tom hatte Fias Honigkuchen verschlungen und wie ein Stein geschlafen. Ich hatte meinen gegessen, der mit einem anderen Kraut gewürzt gewesen war, und hatte mich nicht einmal mehr an meinen Namen erinnern können, und auch nicht daran, warum ich nicht mit diesem Hexenmädchen ins Bett gehen durfte… Aber diese zweite Droge war nicht das, was Alysse in den Kuchen eingebacken hatte.
    Ich ließ den Rest des Kuchens offen auf dem breiten Blatt liegen und tat so, als würde ich schlafen.
    Der

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