Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
Vom Netzwerk:
müssen, um dich zu verteidigen zum Beispiel–, könnte das großen Schaden verursachen. Das darf nicht passieren. Und genauso wenig darf sie dir etwas antun.«
    »Weshalb nicht?«, fragte ich säuerlich. »Wenn ich schon so viel Aufruhr im Land der Toten gestiftet habe, wenn ich dem Seelenrankenmoor so sehr geholfen habe, wenn ich so viel Böses getan habe, weshalb bemüht ihr euch so, mich zu schützen? Hier oder dort? Weshalb lasst ihr nicht einfach zu, dass meine Schwester mich zerstört?«
    »Du bist es nicht, den wir zu schützen versuchen.«
    »Nicht ich? Wer dann? Prinzessin Stephanie? Meine Schwester erscheint in ihren Träumen und…«
    »Stephanie ist auch ein Teil des Netzes, und es wäre besser gewesen, wenn dieses arme Kind von Tareks Soldaten erschossen worden wäre. Dann hätte sie still im Land der Toten ruhen können. Stattdessen wird sie von deiner Schwester gequält, und sie wird so gut bewacht, dass wir ihr nicht zu Hilfe eilen können, außer zu einem Preis, der untragbar ist. Aber die Prinzessin kann keine richtige Unruhe im Land der Toten erzeugen, und sie ist nicht der Grund, weshalb ich hier bin. Nicht der Grund, weswegen ich so viel riskiert habe, um mit dir zu sprechen.«
    In ihrer Stimme lag so große Sorge, dass auch mir die Brust eng wurde. Das Atmen fiel mir schwer. Was immer ich erwartet hatte, es war nicht das, was Alysse sagte.
    »Wenn du irgendwie von hier fliehst, Roger Kilbourne, wenn du nicht durch Tareks Hände stirbst, dann darfst du nicht zu Maggie nach Hause gehen. Sie ist bei ihren Verwandten in Gerbbrunn, aber du darfst nicht dorthin gehen. Deine Schwester weiß nichts von Maggie, aber wenn du nach Gerbbrunn gehst, könnte sie es herausfinden.«
    »Ich… ich verstehe nicht. Nicht heimgehen? Mutter Chilton hat mir aufgetragen, nach Hause zu Maggie zu gehen. Das hat sie!«
    »Ich weiß«, sagte Alysse. Ihre Stimme wurde so leise, dass ich mich dicht an ihren Mund beugen musste, um sie überhaupt verstehen zu können. »Als Mutter Chilton dir aufgetragen hat, nach Hause zu Maggie zu gehen, hat sie nicht gewusst, was wir jetzt wissen. Ich bin hergekommen, unter Gefahren, die du wohl nie verstehen wirst, um dir zu sagen, dass du unter keinen Umständen, aus keinerlei Grund, zu Maggie zurückgehen darfst.«
    »Dann ist Maggie diejenige, die ihr zu beschützen versucht? Um derentwillen ihr all diese Risiken auf euch nehmt? Diejenige, derentwegen Fia…«
    »Nein. Nicht Maggie.«
    »Wer dann?«
    Es dauerte lange, ehe Alysse etwas sagte. Ich hatte den unheimlichen Eindruck, dass sie auf etwas lauschte, dort in der sternenerhellten Nacht. Schließlich erklang ihre Stimme langsam und zögerlich aus der Dunkelheit.
    »Dein Kind wird ein Sohn sein.«
    Dann war sie fort, und ein Kaninchen hoppelte aus den Büschen hinaus in die kalte Nacht.

42
    Am Vormittag begruben die Wilden Lady Margaret. Bei Anbruch der Dämmerung waren Tom und ich von meinem üblichen Wächter geweckt worden. Der Soldat, den ich mit Alysses Honigkuchen betäubt hatte, war weggeschleift worden, weil er auf Wache eingeschlafen war, und vielleicht hatte man ihn erschossen. Es war mir gleich. Zwei Wilde führten uns ein kleines Stück in den Wald, wo sie auf einer kleinen Lichtung ein Loch gegraben hatten. Lady Margarets Körper, der in die vormaligen Vorhänge ihres Stangensessels gewickelt war, lag schon am Grund der Grube.
    Tom und ich zitterten neben dem Grab, unsicher, was als Nächstes geschehen würde. Still glitt Jee neben mich. Die Luft war sehr kalt, und tief hängende graue Wolken drückten vom Himmel hernieder. Die morgendliche Geschäftigkeit des Lagers wurde von den Bäumen gedämpft. Ich hatte Schwierigkeiten, meine Gedanken bei Lady Margaret zu halten oder bei irgendetwas anderem als dem, was Alysse mir letzte Nacht verraten hatte. Zwei Gruppen rangen um die Macht über das Netz des Seins: Das Seelenrankenmoor mit den treulosen Hisafs, denen die Hisafs meines Vaters und die Frauen des Netzes gegenüberstanden, und die beiden Letzteren konnten nicht zusammenarbeiten oder auch nur Erkenntnisse austauschen. »Dein Kind wird ein Sohn sein …«
    Tom murrte: »Zumindest begraben die Wilden die Lady. Sie hätten sie auch…« Er wedelte mit der Hand, um anzudeuten, was die Wilden alles hätten tun können.
    Auch ich war überrascht. Trotz allem, was Tarek glaubte, war sogar sein erfahrener Hauptmann überzeugt, dass an Lady Margarets Tod Hexenwerk beteiligt war. Wenn man davon ausging, wie sie Jee

Weitere Kostenlose Bücher