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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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winzige Täler, rau und unfruchtbar, wo Bauern und Jäger ein hartes Leben führten, die dem missgünstigen Land kaum ihren Lebensunterhalt abringen konnten. Die Unbeanspruchten Lande. Dort war Jee geboren worden.
    Und jenseits der Unbeanspruchten Lande lag das Seelenrankenmoor.
    Maggie wusste nicht, was ich vorhatte. Ich war mir dessen sicher. Und wenn ich diese vierzehn Tage mit einer Art ruhiger Leichtigkeit durchlebte, die sich beinahe zu Unbeschwertheit aufschwang, war ich froh, dass ich sie täuschte. Denn obwohl ich nicht unbeschwert war, verspürte ich eine Art Vergnügen, das eine eigene Art von Schuld mit sich brachte. Das Vergnügen erwuchs daraus, das Gasthaus in Apfelbrück und das Leben verlassen zu haben, das es mit sich brachte. Die Schuld erwuchs daraus, dass ich diese Art von friedlichem Leben gewollt und es zusammen mit Maggie geschaffen hatte, und es schien mir schrecklich, dass ich es nicht mehr wollte, während sie daran festhielt.
    Sie hatte gesagt, dass wir Arbeit als Knechte finden würden, »bis wir wieder von vorn anfangen können«. Und ich hatte keinen Zweifel daran, dass sie von vorn anfangen würde. Innerhalb von zwei Jahren, nachdem sie sich ein Dorf ausgesucht hatte, würde Maggie wieder ein Gasthaus betreiben oder eine Garküche oder ein Geschäft. Sie würde das Handwerk eines Schusters oder Küfers oder einer Apothekerin erlernen. Sie konnte alles lernen und tun, fast alles, und sie würde mich niemals das tun lassen, was ich wollte, was ich immer gewollt hatte: zum Seelenrankenmoor gehen, den Pfad der Seelen betreten und im Land der Toten meine Mutter finden. Nur von meiner Mutter konnte ich erfahren, wer mein Vater war, wer die Frau mit der Krone in meinen schrecklichen Träumen war, wer ich selbst war.
    »Du wirst deine Mutter suchen. Ganz gleich, was ich dir erzählen könnte«, hatte Mutter Chilton vor zwei Jahren gesagt. Aber ich hatte es nicht getan. Nun, da die Gelegenheit gekommen war, würde ich nicht ruhen, ehe ich meine Mutter gefunden und sie mir gesagt hatte, was ich wissen musste.
    Daher ging ich mit Maggie, als wir nach Südosten reisten und die Landschaft steiler, waldiger und weniger dicht besiedelt wurde. Ich scherzte mit ihr, schlief nachts ihr gegenüber auf der anderen Seite des glimmenden Feuers und sagte nichts von meinen Plänen. Und wir kamen nach Haryllburg.
    »Das ist der Ort«, sagte Maggie.
    Mitten am Nachmittag standen wir auf einer hohen Anhöhe und blickten auf ein Dorf neben einem kleinen See hinab. Es war größer als die meisten Hügelsiedlungen, vielleicht wegen des Sees. Ein kleiner Fluss speiste ihn, der von den Bergen herabstürzte und sich wie eine schlanke, flinke Schlange zwischen den steilen Hügeln und den jähen Schluchten hindurchwand. Es gab Bauernhöfe, winzig und unregelmäßig verstreut, aber es war auf jeden Fall kultiviertes Land. Ich wusste nicht, ob wir noch im Königinnenreich standen oder jenseits der Grenze in den Unbeanspruchten Landen, und später, als ich den Namen des Dorfes erfuhr, wusste ich es immer noch nicht. »Haryll« klang nach Letzterem, »burg« nach Ersterem. Der Ort war ein Mischling, und gehörte deshalb wahrscheinlich zu keinem der beiden.
    »Es ist groß genug, um uns Arbeit zu bieten«, sagte Maggie. »Und hier fallen wir auch nicht weiter auf.«
    »Ja, das sehe ich auch so. Jee, nimm Schatten und kauf etwas Brot.« Ich gab ihm einen Penny.
    Jee machte sich auf den Weg den Hügel hinab, Schatten sprang neben ihm her. Maggie und ich setzten uns auf das üppige Gras, dankbar für die Gelegenheit, unsere Beine auszuruhen. Sie fing an, Gänseblümchen zu pflücken und sie zu einer Kette zu flechten. Bienen summten um uns herum, nippten am Rotklee, und ein Kaninchen hüpfte vorüber. Es hatte Glück, dass sowohl Jee als auch Schatten fort waren.
    Maggie sagte leise: »Geh nicht, Peter.«
    Sie wusste es. Vielleicht hatte sie es immer gewusst. Ich konnte sie nicht anschauen.
    »Verlass uns nicht. Du hattest vor, nachts zu verschwinden, oder? Sicherzugehen, dass wir eine Arbeit und einen Schlafplatz haben, und dann allein aufzubrechen. Mich zu verlassen. Wieder.«
    Einmal zuvor hatte ich es versucht, als ich sie im Palast gelassen und mich auf die Suche nach Cecilia gemacht hatte. Damals hatte sie darauf bestanden, mir zu folgen. Ich spürte, dass das jetzt anders sein würde. Sie würde mir kein zweites Mal folgen. Maggie hatte ihren Stolz, und er hatte schon genug gelitten, was mich anging. Sie würde nicht

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