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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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sie keine Besonderheiten auf und war von einem gleichmäßigen Grau, aber als ich sie nahm, sah ich grüne Einsprengsel im Stein, Malachit oder Chrysopras. Ich drehte den Stein um. Auf der anderen Seite, die genauso flach war wie die vordere, bildeten die grünen Einsprengsel Buchstaben, nicht aufgeklebt, sondern ein wesentlicher Bestandteil des Steines selbst. Maggie, die die unmöglichen Buchstaben über meine Schulter hinweg las, schnappte nach Luft.
    GEFAHR – GEHT SOFORT – MC

6
    Mutter Chilton. Sie musste gewusst haben, wo ich mich aufhielt– wie lange schon? Jenes zarte Netz der Frauen, die die »Seelenkünste« mit unterschiedlicher Befähigung studierten, wie weit reichte es? Gab es hier in Apfelbrück jemanden, jemanden, den ich alle zwei Wochen sah…
    Maggie sagte: »Es ist von… von…«
    »Ja. Jee, warst du draußen, als dieser Stein durch den Kamin gefallen ist?«
    »Ja.«
    »Was hast du gesehen?«
    »Nix.« Der Junge berührte beide Augen und kniff sie fest zusammen in der Schutzgeste der Landbevölkerung gegen Hexen.
    »Nichts?«, fragte ich. »Denk fest nach, Jee!«
    »Nix. Außer…«
    »Was?«
    »Da war ein Habicht, der ganz weit oben seine Kreise gezogen hat.«
    Ich wog den Stein in der Hand– er war zu schwer, als dass ihn ein Habicht hätte tragen können, vor allem nicht »ganz weit oben«.
    Maggie hatte sich von ihrer Erschütterung erholt. Sie hatte Mutter Chilton, die »großartige Apothekerin«, immer geachtet, und nun katapultierte ihre Angst vor Mutter Chiltons Nachricht sie in die geistige Verfassung, in der sie sich der Situation stellen konnte.
    »Wir können innerhalb von einer Stunde weg sein, Peter. Ich packe Essen ein. Jee, füll den alten Wasserschlauch auf, den auf dem Schrank unter der Treppe, und denk daran, ihn erst dreimal auszuspülen. Dann rollst du unsere Winterumhänge so fest zusammen, wie du kannst, und verschnürst sie mit einer Schnur vom Haken in der Küche. Peter, du solltest– oh, was ist mit den Tieren? Ich glaube nicht, dass wir sie mitnehmen können… Aber wenn du vielleicht ein Huhn schlachten könntest, nein, zwei… ich bin sicher, dafür ist noch Zeit…«
    Ich legte ihr meine einzige Hand auf die Schulter und drehte sie herum, damit sie mich anschaute. Dieser Schlacht konnte ich nicht aus dem Weg gehen. Während Jee fortlief, um Maggies Anweisungen nachzukommen, holte ich tief Luft.
    Aber sie war zuerst an der Reihe. »Nein, Roger«, sagte sie leise und nannte meinen richtigen Namen. »Du kannst mich nicht zurücklassen. Und Jee auch nicht. In dieser Armee gibt es Wilde, die mich wiedererkennen werden. Sie haben mich schon einmal gefangen, um an dich heranzukommen, erinnerst du dich? Wenn der Junghäuptling so schlau ist, wie du sagst, dann wird er jene Männer wieder einsetzen. Ich bin in genauso großer Gefahr wie du. Und Jee auch. Du kannst uns nicht zurücklassen, auch wenn…«– und da sie Maggie war, konnte sie diesen letzten Satz nicht weglassen– »…du es gerne möchtest.«
    Noch letzte Nacht hatte sie behauptet, dass man uns nie erkennen würde. Dennoch hatte sie heute in beiden Punkten recht. Der Junghäuptling würde sie benutzen, genauso wie sein Vater es getan hatte, um an mich heranzukommen. Und ich wollte sie und Jee zurücklassen.
    Ihr Gesicht hatte diesen zerknitterten, trotzigen Ausdruck, den es immer hatte, wenn es darum ging, wie wir uns unser Leben einrichteten. Nicht zum ersten Mal wünschte ich mir, dass sich Maggie nicht immer so berufen fühlen würde, harte Wahrheiten auszusprechen. Ich gab auf– für den Augenblick.
    »Maggie, du hast selbst gesagt, dass wir wenig Zeit haben. Wir gehen alle drei, noch in dieser Stunde. Pack du das Essen ein, und ich schlachte die Hühner. Wir müssen fort sein, ehe jemand zum Gasthaus kommt.«
    Sie nickte eifrig und eilte in die Küche, wo ich das Klappern von Töpfen und das Zuschlagen von Vorratskisten hören konnte. Ich marschierte nach draußen, fing zwei Hühner, schlachtete sie und ließ sie ausbluten. Alles, was ich für die Schafe tun konnte, war, die Tür zu ihrem Stall zu öffnen und zu hoffen, dass sie sich der Herde irgendeines anderen Bauern anschließen würden, oder dass ein Stammgast des Wirtshauses herausfand, dass wir alle fort waren, und sie mitnahm, zusammen mit den übrigen Hühnern.
    Innerhalb einer halben Stunde verließen wir das Gasthaus und tauchten in dem bewaldeten Hang hinter der Hütte unter. Schatten folgte uns. Als wir tief genug in den Wäldern

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