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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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sagen, was es ist, aber ich kann dir sagen, was George von dir möchte. Er will, dass du auf diesem Pfad hier nach Nordosten reist. In zwei Tagen wirst du zu einem Gasthaus kommen. Warte in der Nähe auf George und seine Männer. Bleib in den Wäldern verborgen.«
    »Wie werde ich George erkennen?«
    »Er sieht mir sehr ähnlich, ist aber älter und stärker. Und er wird ein Emblem auf… auf der Schulter seines Hemdes eingestickt haben… auf der linken Schulter. Einen… roten Eber.«
    »Einen roten Eber«, wiederholte Tom. »Auf der linken Schulter. Ja, ich verstehe. Aber, Peter, woher weiß George von mir? Du und ich haben mit niemandem gesprochen, seit wir uns getroffen haben.«
    »Schatten hat ihm eine Nachricht gebracht. Deswegen hat er uns verlassen, weißt du. Ich habe ihn zu George geschickt.«
    »Ihr benutzt Hunde, um Nachrichten zu schicken! Was für ein guter Einfall! Und ist Wolle…«
    »Ja, er hat mir eine Nachricht gebracht.«
    »Und als du gesagt hast, dass es merkwürdig wäre, zwei so ähnliche Hunde zu finden, das war ein Test, du Lump! Um herauszufinden, was ich über das alles bereits weiß!«
    »Ja.« Er übernahm die Hälfte des Lügens für mich. Scham und Erleichterung fanden in mir zusammen. Aber es war doch gar nicht nötig, dass ich mich schämte. Dienten all diese Lügen nicht genauso sehr Toms Schutz wie meinem? Er würde zwei Tage unterwegs sein und herausfinden, dass es keine Schänke, keinen George, keine Bande vom Roten Eber gab, die gegen die Wilden kämpfte, die das Königinnenreich besetzten. Tom würde enttäuscht sein, aber ihm würde sonst nichts passieren, und er würde weit entfernt von mir und meiner gefährlichen Gesellschaft sein. Die Wilden hatten mich schon einmal erwischt; es könnte ihnen wieder gelingen. Ich rettete in gewisser Weise Toms Leben, wie er das meine gerettet hatte.
    Tom sagte: »Wann soll ich mich zur Schänke aufmachen?«
    Ich blinzelte durch die Kiefern in die Sonne. »Heute sind noch einige Reisestunden drin.«
    »Du hast recht! Ich werde gleich gehen. Peter, ich werde dir ein Gewehr dalassen und die anderen beiden mitnehmen. Oh, warte– kannst du es mit einer Hand halten und abfeuern? Nein, kannst du nicht, und vielleicht können Georges Männer die Gewehre brauchen. Ja, natürlich können sie das! Ein guter Gedanke! Ich werde dir mein großes Messer dalassen– hier, nimm es– und außerdem den Wasserschlauch und das Fleisch der Wilden, weil… Nein, du hast ja dann Wolle, der für dich jagt. Er mag dich lieber als mich, aber das ist schon in Ordnung, denn ich habe zwei Hände, also ist es nur gerecht, wenn du Wolle hast. Du kannst meinen Umhang behalten und…«
    Es war nicht auszuhalten: Seine Begeisterung, seine gutherzige Sorge um mich, sein simpler Verstand. Ich sagte: »Du solltest jetzt gehen, Tom. Je eher du bei George ankommst, desto früher wirst du der Rebellion von Nutzen sein können.«
    »Ja, natürlich. Dann lebe wohl.«
    Er hielt mir die Hand hin, und ich schüttelte sie. Er hatte den Wasserschlauch in seiner anderen Hand vergessen, und er klatschte gegen seinen Oberschenkel, während er fortmarschierte, die drei Gewehre auf den Rücken geschlungen. Ich sah ihm nach, wie er auf dem schwer erkennbaren Weg verschwand, ein gesunder junger Mann, der begierig darauf war, eine Rebellion zu finden, die nur in meinem betrügerischen Hirn existierte.
    Als ich sicher war, dass er fort war, wandte ich meine Schritte dem Seelenrankenmoor zu.

14
    Ich hielt mich bis zum Anbruch der Nacht Richtung Süden und schlug neben einem Teich im Wald ein Lager auf. Frösche quakten in der Dunkelheit und sprangen platschend in den Teich, als ich mich zum Wasser hinabbeugte, um zu trinken. Der Mond goss silbernes Licht über die Oberfläche, und in den Zweigen einer hohen Kiefer schrie eine Eule, trauernd und leise.
    Wolle kam mit einem Kaninchen zurück. Langsam, ohne Toms geschickte Kraft von zwei Händen, machte ich ein Feuer, häutete das Kaninchen mit Toms Messer und briet es. Nach dem Abendessen vernichtete ich alle Spuren meines Feuers und versteckte mich in einem Dickicht. Wolle kroch neben mir hinein. Mein Bett aus Moos war behaglich, aber ich konnte nicht schlafen. Das Seelenrankenmoor war weniger als eine halbe Tagesreise entfernt. Das Seelenrankenmoor und meine Mutter.
    Sie würde mit mir sprechen. Sie musste. Ich würde sie aus ihrer Todesruhe wecken. ( Aber, flüsterte mein logisch denkendes Selbst, du hast niemals jemanden geweckt, der so

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