Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02
sie das. Die Hütten in den wilden, unfruchtbaren Unbeanspruchten Landen lagen weit voneinander entfernt, und das Leben war sehr hart. Ich konnte es deutlich vor mir sehen: die Feuerstelle, in der die Scheite glühten, die der hübsche junge Fremde geschlagen hatte, der so offenherzig sprach. Die beiden zerlumpten Frauen, vorzeitig gealtert, ihre Männer fort auf der Jagd, wie sie Tom beim Reden zuhörten. Bewunderten, wie ihm das helle Haar in die Stirn fiel. Verlegen und doch neugierig wegen des Balzens, das so untrennbar zu ihm gehörte wie das Atmen. Die Kinder, die die Schatten umarmten und verwundert diesen Besucher aus einer anderen Welt anstarrten, genauso wie Jee einst Maggie und mich angestarrt hatte.
»Es war anfangs schwer, die Frauen dazu zu bringen, mir etwas von sich zu erzählen. Sie mögen keine Fremden. Aber schon bald habe ich zumindest die Jüngere zum Sprechen gebracht. Ihr Name war Karha, und die beiden waren Schwestern. Karha hat mir eine interessante Geschichte erzählt. Sie sagte, dass vor zwei Jahren ein Mann und eine Frau den ältesten Sohn ihrer Schwester gestohlen haben, einen Jungen namens Jee. Ihn einfach gestohlen. Sie hat mir den Mann beschrieben. Abgesehen davon, dass er zwei Hände hatte, sah der Mann genauso aus wie du. Ist das nicht ein merkwürdiger Zufall? Noch merkwürdiger sogar als zwei gleiche Hunde.«
Toms Zorn wuchs während seiner Erzählung. Ich musste einen Weg finden, diesen Zorn abzukühlen. »Tom, diese Beschreibung würde auf viele Männer passen, glaube ich…«
»Lüg mich nicht mehr an!«, schrie Tom. »Das nehme ich nicht hin! Du hast im Schlaf sowohl nach ›Jee‹ als auch nach ›Maggie‹ geschrien, und Maggie war der Name der Frau bei Roger! Das warst du!«
Im Schlaf geschrien– mein altes Problem. Was hatte ich noch gesagt?
»Und das ist nicht alles, was mir diese Frauen erzählt haben, Roger. Es gibt kein Wirtshaus zwei Tagesreisen von hier. Das nächste liegt sehr viel weiter entfernt. Die Frauen haben ihre hässlichen Bauernhöfe noch nie verlassen, aber die Männer schon, und daher wussten sie es. Und haben es mir erzählt. Vom Anfang bis zum Ende hast du mir nur Lügen aufgetischt!«
Er stand auf und kam auf mich zu. Ich war ihm nicht gewachsen; nicht einmal mit zwei Händen wäre ich ihm gewachsen gewesen. Toms riesige Hände ballten sich zu Fäusten, und ich machte mich auf einen Schlag bereit, ohne hoffen zu können, ihm zu entgehen.
Aber er schlug mich nicht. Als er so nahe war, dass der Geruch nach Ziegenstall uns beide wie Nebel umgab, verzog sich sein Gesicht plötzlich. Tränen quollen ihm aus den Augen.
»Weshalb hast du mich angelogen, Peter? Weshalb? Ich habe dich gemocht, ich dachte, wir würden zusammen Abenteuer erleben. Du hast mich zu George geschickt…«
Sein langsames Gehirn kam schließlich dahinter. Die Tränen verschwanden, und der Zorn kehrte zurück. »Gibt es überhaupt einen George? Ist auch George eine Lüge? So ist es, nicht wahr, du stinkender Bastard!« Tom hob die Faust. Den Rest hätte er vielleicht ertragen, aber nicht den Verlust von George.
»Nein!«, schrie eine Stimme. »Schlag ihn nicht!«
Tom wirbelte herum. Ein Mädchen stand dort, bettelte mit ausgestreckter Hand. Dann kam das Weiße in ihren Augen zum Vorschein. Tom, schnell wie eine Katze, sprang vor und fing sie auf, als sie fiel, gerade als Wolle begann zu heulen und zu heulen, als würde er nie mehr aufhören.
Sie war schön. Das war das Erste, was meinem verwirrten Verstand auffiel. Schwarzes Haar fiel ihr offen um die Schultern, die Haut war weiß wie Lilien, die Lippen beinahe so blass wie die Haut. Das Mädchen trug ein einfaches Kleid aus grauem Stoff, eine Schürze aus demselben Material und Stiefel aus gegerbtem Leder. Sowohl Kleid als auch Stiefel wirkten abgetragen, der Rockteil des Kleides hatte einen Riss. Tom legte sie auf den Boden.
»Wo ist sie hergekommen?«, fragte Tom. »Verdammt, ich habe sie nicht gehört! Weshalb hat Wolle nicht gebellt, bevor sie so nahe gekommen ist? Ruhig, du dummer Hund, es ist nur ein Mädchen!«
»Still«, sagte ich zu Wolle. Er hörte auf zu heulen und legte sich auf den Boden, den Kopf auf den Vorderpfoten. Aber ich hatte keine Zeit für gekränkte Hunde. »Tom, ist sie tot?«
»Nein. Nur ohnmächtig. Hol den Wasserschlauch.«
Er war bei seinem Gepäck. Ich reichte ihn Tom, der dem Mädchen sanft Tropfen ins Gesicht spritzte. Nach einem Augenblick regte sie sich in Toms Armen und öffnete die
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