Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
Vom Netzwerk:
Augen. Ich spürte, wie ich die Luft ausstieß. Es waren Cecilias Augen. Das gleiche klare Grün, nicht Smaragd oder Moos oder irgendeine andere einfach zu benennende Schattierung. Aber dies war nicht Cecilia; dieses Mädchen war größer, weniger zart gebaut, obwohl nicht weniger schön. Sie war nicht Cecilia. Aber sie hatte Cecilias Augen.
    Jene grünen Augen starrten mich unmittelbar an.
    Tom sagte zärtlich: »Bist du wohlauf, meine Dame? Wie bist du hergekommen?«
    »Ich… ich weiß nicht recht.« Ihre Stimme war sanft und kehlig, überhaupt nicht wie Cecilias Stimme. Und auch nicht die Stimme der gekrönten Frau aus dem Land der Toten– obwohl mir nicht aufgefallen war, dass ich dies befürchtet hatte, bis die Angst von mir wich.
    Tom sagte: »Kannst du sitzen?«
    »Ich kann stehen.« Sie zog sich hoch, auf seinen Arm gestützt, und lächelte ihn an. Wir starrten uns alle drei an. Mit einem Mal fiel mir auf, dass mein Glied hart wie Stein war, und wenn man seine Hosen betrachtete, ging es Tom genauso. Seine Stimme klang leise und traulich.
    »Du hast gesagt, dass du nicht weißt, woher du kommst?«
    Das Mädchen runzelte die Stirn. »Nein. Ich… ich kann mich nicht erinnern.«
    »Das spielt keine Rolle«, sagte er. »Wie heißt du?«
    »Fia.«
    »Komm schon, das ist ein Anfang. Fia wie?«
    Sie zögerte. »Das weiß ich nicht.«
    »Dann brauchst du es auch nicht zu wissen. Fia reicht.« Er ließ sein gefährlichstes Grinsen für sie aufblitzen. »Ich bin Tom Jenkins. Und das ist…« Er machte ein finsteres Gesicht, als er sich an den Betrug erinnerte. Es war schwierig für Tom, mehr als eine Sache auf einmal im Kopf zu behalten, aber der Verrat war noch da, scharf und gefährlich wie ein Schwert, und ich wusste, dass ich es in die Scheide bringen musste, eher er wieder auf mich losging. Er schloss spitz mit: »Roger.«
    Das Mädchen machte vor jedem von uns einen Knicks.
    Toms Mund ging auf, genauso wie meiner, aber unzweifelhaft aus unterschiedlichen Gründen. Er war überrascht, dass jemand vor ihm, Tom Jenkins, dem einstigen Hirten und Trottel, einen Knicks machte. Ich war überrascht, dass ein Mädchen, das in der Art und Weise der Unbeanspruchten Lande gekleidet war und sprach, diese höfische Geste beherrschte. Bestimmt hatte keine andere Frau in den Unbeanspruchten Landen je einen Knicks vor mir gemacht. Wer war Fia?
    »Wer bist du?«, sprudelte es aus Tom hervor.
    »Ich… ich weiß nicht recht.«
    »Oh!«, sagte Tom. Und dann: »Bleib genau da, Süße, nur einen Augenblick lang.« Er nahm mich beim Arm und zog mich außer Hörweite. »So etwas habe ich schon einmal erlebt, in Almsburg. Will Larkin hat bei einem Kampf mit irgendeinem Fremden auf dem Sommerfest einen Schlag auf den Kopf bekommen, die beiden waren voll wie Pisspötte. Will wurde dabei seine Erinnerungen aus dem Kopf geprügelt. Er wusste anschließend nicht mehr, wer er war oder was mit ihm geschehen war, und zwei Wochen lang auch sonst nichts, und dann kam alles zurück, aber langsam. Das muss auch mit diesem Mädchen geschehen sein.«
    Ich nickte. Sie sah für mich nicht wie jemand aus, der einen Schlag auf den Kopf bekommen hatte. Wo waren die Schrammen? Aber ich hatte keine bessere Erklärung. Und ich wollte Tom nicht noch zorniger machen.
    »Wir müssen uns um sie kümmern, bis sie sich erholt«, sagte Tom mit vielleicht etwas zu viel Begeisterung. »Glaub nicht, dass ich deine Lügen vergessen habe, Roger. Und versuch nicht, mich wieder loszuwerden oder selbst fortzulaufen!« Er marschierte zurück zu Fia.
    Sie wartete, wankte ein wenig und schaute mich fest aus Cecilias grünen Augen an.

16
    Tom, so unfähig er sonst war, entwickelte tatsächlich einen Plan. Wir würden zurück zur verlassenen Hütte am Wasserfall gehen– der Hütte von Jees Familie, obwohl Tom das natürlich nicht wusste– und sie bewohnbar machen. Er und Wolle würden jagen. Ich würde Nüsse und Beeren sammeln. Fia würde ruhen und ihre Erinnerungen wiederfinden. Er sagte es nicht, obwohl ich es vermutete, dass ein Teil seines Planes darin bestand, mit Fia ins Bett zu gehen, während ich draußen beim Nuss-und-Beerensammeln war. Was Tom sagte, war: »Zumindest wird sie so ein Dach über dem Kopf haben, bis es ihr besser geht.«
    »Da war kein großartiges Dach«, sagte ich und erinnerte mich an das klaffende Loch darin, an die abgesackten Mauern.
    »Ich werde es reparieren«, sagte Tom. »In so was bin ich gut.«
    Natürlich war er das. Tom war in allen

Weitere Kostenlose Bücher