Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02
es.
Tom sagte: »Natürlich kommt Wolle zurück! Guter, alter Hund! Roger, ich will draußen mit dir sprechen.«
Wir ließen Fia beim Mahlen zurück– Wap Wap Wap machte der Stein auf der Nusspaste– und gingen nach draußen. Tom schleifte mich von der Hütte weg.
»Hör mir zu, Peter. Dieses Mädchen mag mich, und ich mag sie. Das ist offensichtlich. Wirst du uns also bitte gleich nach dem Abendessen allein lassen, ein… äh… paar Stunden lang? Bis es ganz dunkel ist?«
Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Auf einmal wurde Toms Gesicht düster. Er sagte geradeheraus: »Du willst sie doch nicht selbst, oder? Denn sie will dich nicht.«
Wirklich nicht? In letzter Zeit hatte sie mich öfter als Tom angelächelt, und einmal oder zweimal hatte ich geglaubt, in den Bewegungen ihres Körpers mit den vollen Brüsten eine Einladung erkannt zu haben… aber ich musste mich irren. Hier war Tom, so selbstsicher, so ansehnlich, so viel erfahrener mit Frauen als ich. Für mich hatte es nur Cecilia gegeben, die ich geliebt, aber nicht ins Bett geführt hatte, und Maggie, mit der ich ins Bett gegangen war, die ich aber nicht liebte. Ich wusste nichts über Frauen, und ich wusste, dass ich nichts wusste. Und Tom hatte mir das Leben gerettet.
»Nein«, sagte ich elend. »Ich will sie nicht selbst. Aber Tom, du würdest doch… du würdest doch nicht darauf beharren, oder? Versuchen sie… dazu zu zwingen?«
Ich glaubte, dass er vielleicht zornig werden würde, mich sogar schlagen könnte, und ich machte mich für den Angriff bereit. Stattdessen brach er in herzliches Gelächter aus.
»Sie zwingen? Junge, Tom Jenkins braucht keine Frau zu zwingen! Wenn ein Mann ein Mädchen nicht dazu bringen kann, sich hinzulegen und die Beine freiwillig breitzumachen, dann verdient er sie nicht! Und ich kann es! Also such dir irgendeine Aufgabe im Wald, gleich nach dem Abendessen.«
Ohne auf meine Zustimmung zu warten, drehte er sich um und marschierte zurück zur Hütte, und nicht einmal Lord Robert Hopewell, der Regent und Beschützer von Prinzessin Stephanie, hätte mehr selbstsichere, maskuline Macht ausstrahlen können. Während ich ihm nachsah, betastete ich Schattens Lederhalsband, das noch in meiner Tasche war. Ich fragte mich, wohin Wolle gegangen war. Ich fragte mich, weshalb Fia ins Königinnenreich gehen wollte und weshalb sie hier trödelte. Ich fragte mich, wie lange Tom nach dem Abendessen brauchen würde, um Fia das Kleid auszuziehen. Ich fragte mich, weshalb es mir bestimmt war, immer alles zu verlieren, was ich unbedingt wollte.
Aber Fia hatte andere Vorstellungen.
Wir hatten kaum das Essen beendet, als Tom schon anfing, mir bedeutsame Blicke zuzuwerfen. An diesem Abend aßen wir draußen, saßen auf dem nackten Boden vor der Hütte; lange, schräge Sonnenstrahlen berührten die Wipfel der Waldbäume und färbten sie grün-golden. Fia holte die zwölf Steine aus ihrer Schürze hervor und warf sie vor uns hin. »Wir werden Baz spielen! Es macht viel Spaß! Ich werde es euch beiden beibringen.«
Dieses süße, flehende Lächeln, das so wenig zu ihrem Befehlston passte: Sie war Cecilia, sie war Maggie, sie war ganz sie selbst.
Tom verzog das Gesicht. »Was ist Baz?«
»Ein Glücksspiel.«
Sein Gesicht hellte sich auf. »Oh, das ist ein guter Gedanke! Ich habe Würfel! Ich sag dir was, Süße, wir beide werden spielen, während Roger Holz für das Feuer sammelt– er ist damit dran.«
Fia sagte: »Ich habe schon Holz für heute Nacht gesammelt.«
»Oh! Dann wird Roger… er wird…«
»Ich muss die Fallen prüfen«, sagte ich elend. »Es ist gut, dass du Windlichter gemacht hast, Fia. Ich werde eines mitnehmen, um mir damit zu leuchten, denn ich glaube, dass ich eine Weile fort sein werde. Ich freue mich eigentlich schon auf einen guten, langen Spaziergang.«
»Dann sollst du ihn morgen bekommen«, sagte sie keck. »Heute Abend spielen wir Baz. Tom soll anfangen. Du nimmst sechs der zwölf Steine in die Hand, Tom, und wirfst sie in dieses Dreieck, das ich auf den Boden gezeichnet habe.«
Es wurden viele Dreiecke auf dem Boden und viele Steinwürfe, und ich wurde unwillkürlich in den Bann des Spiels gezogen. Baz erwies sich nur zum Teil als Glücksspiel. Es ging auch um Strategie, wie in einer Schlacht, in der man dem Gegner gedanklich voraus sein musste. Fia machte es gut, aber ich war besser darin.
Tom war eine Niete in diesem Spiel, und bald war er gelangweilt. Seine Laune wurde schlecht und trotzig,
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