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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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sollte, und mein Glied regte sich schwach, ein drittes Mal, weil Fias Körper sich an mich drückte. Kiefernadeln, die feucht vom Tau waren, hatten sich zwischen unseren Körpern verfangen, und ihr leichtes Prickeln entzündete meine Liebe zu ihr nur umso mehr.
    Sie sagte leise: »Betritt den Pfad der Seelen ins Land der Toten nicht wieder.«
    »In Ordnung«, sagte ich und betrachtete die Äste, wie sie schrumpften und wuchsen, schrumpften und wuchsen, noch während ihre Worte in meinen Verstand einsanken– auch nicht merkwürdiger als alles andere in dieser merkwürdigen Nacht.
    »Versprichst du es?«
    »Was versprechen?« Schrumpfen und Wachsen, Schrumpfen und Wachsen.
    »Versprichst du mir, dass du nie wieder den Pfad der Seelen ins Land der Toten betrittst?«
    »Ja.«
    »Versprichst du es beim Grab deiner Mutter?«
    »Ja.« Und dann sagte ich: »Hat meine Mutter ein Grab?«
    »Nein«, antwortete Fia mit tiefem Kummer. Ich verstand den Kummer nicht. Mein Verstand schwebte hoch oben in den Zweigen, die immer noch schrumpften und wuchsen, schrumpften und wuchsen. »Versprichst du es bei der Seele deiner Mutter?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Denk daran, dass du es mir versprochen hast.«
    »Ich werde daran denken«, beteuerte ich.
    Sie klammerte sich an mich. »Sie sind beinahe bereit!«
    »Oh«, meinte ich ohne großes Interesse, denn ihre Umklammerung hatte mich wieder erregt, und ich streckte mich nach ihr aus. Aber ehe wir weitermachen konnten, schlief ich plötzlich ein.
    Als ich früh am Morgen wieder erwachte, war sie fort. Und da ich sofort wusste, was geschehen war und was sie getan hatte, rannte ich voller Zorn zurück zur Hütte, mit weitaus größerem Zorn, als ich ihn je einem Soldaten der Wilden gegenüber verspürt hatte, der auf mein Leben aus gewesen war.

20
    Tom schlief noch, von seinen Drogen ebenso stark beeinflusst, wie ich es von meinen gewesen war. Diese kleinen Kuchen, jeder so stark gesüßt und auf eindeutige Weise mit Beeren gekennzeichnet… Aber nun war mein Kopf klar. Ich blieb nur so lange in der Hütte, bis ich sicher war, dass Fia nicht dort war, packte den Wasserschlauch und Toms Messer und brach auf, um sie zu verfolgen.
    Ich war kein Spurenleser wie Tom, aber sie konnte nicht weit gekommen sein. Als ich sie zum letzten Mal unter den Kiefern dicht an mich gedrückt hatte…
    Die Äste schrumpften und wuchsen.
    …war der Himmel im Osten schon langsam blasser geworden. Nun stand die Sonne…
    »Versprichst du es beim Grab deiner Mutter?«
    …kaum über den Bäumen. Und es musste über Nacht ein wenig geregnet haben, meine Kleider waren feucht, daher…
    »Hat meine Mutter ein Grab?«
    »Nein.«
    …mussten auf dem Weg, der von der Hütte wegführte, ihre Spuren im Schlamm zu sehen sein. Ich konnte sie finden. Ich würde sie finden. Und wenn ich sie fand…
    Sie war nicht auf dem Pfad geblieben, aber sie hatte sich auch nicht sehr weit davon entfernt. Ich umrundete die Hütte in immer größer werdenden Kreisen, wie Tom es mir beigebracht hatte. Es war nicht so einfach, wie ich gehofft hatte, aber ich konnte ihrem Weg folgen. Hier ein verschmierter Fußabdruck, wo sie ein wenig ausgerutscht war. Ein kleines Stück Stoff auf einer Dornenranke, wo ihr Kleid hängengeblieben war. Eine platt gedrückte Stelle im Unkraut, wo sie sich zum Ausruhen niedergelassen hatte. Sie musste müde sein; wir waren einen Großteil der Nacht über wach gewesen. Ich war nicht müde. Zorn ist ein großer Kraftspender.
    Dann sah ich sie zwischen den Bäumen, wie sie unter mir in einer Senke mit Wildblumen ruhte. Sie musste mich im gleichen Augenblick gesehen oder gehört haben, denn sie sprang auf und fing an zu laufen. Ich holte sie mühelos ein, warf sie auf den Boden und hielt ihren schlanken Körper mit meinem fest. Nur mit großer Mühe konnte ich mich davon abhalten, sie zu schlagen.
    »Du hast mich unter Drogen gesetzt«, sagte ich und bekam die Worte kaum zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »und du hast Tom krank gemacht, damit du das tun konntest.«
    Sie sagte traurig, aber nicht überrascht: »Ja, das habe ich getan. Ich war eine Heilerin.«
    »Ich dachte, du warst eine Schäferin! Oder eine Kammerzofe! Oder eine Küchenmagd!«
    »Nein.« Und dann sagte sie voller Angst: »Du weißt, was ich bin, Roger.«
    »Bienen stechen dich nicht. Oder doch, aber sie können dich nicht verletzen. Du erscheinst plötzlich mitten im tiefen Wald der Unbeanspruchten Lande, sauber und frisch wie vom Hof. Du

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