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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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auf den Kopf gesetzt, und anschließend wurde sie nur zu Staatsanlässen getragen. Ich hatte sie zuletzt auf Königin Carolines schönem, dunklem Haar gesehen.
    Stephanie, die neben dem Bräutigam saß, begann zu weinen. Der Junghäuptling fuhr sie an, und ihre Schluchzer hatten ein Ende. Aber stille Tränen kullerten nach wie vor ihre schmalen Wangen hinab.
    Eine Frau löste sich aus der Menge und rannte auf das Podium zu. Keine Kammerdame, kein Höfling, kein Berater, niemand aus dem Adel, deren erste Pflicht das Wohlergehen der Prinzessin hätte sein sollen. Es war eine kräftige Frau mittleren Alters in einem weißen Kittel und einer steifen kleinen Haube mit weißen Zipfeln: eine Amme. Aber ehe sie die Stufen erreichte, fingen zwei Soldaten der Wilden sie ab und schleiften sie hinter das Podium.
    »Nana!«, schrie die Prinzessin.
    Eine der Kammerdamen meldete sich laut und deutlich zu Wort, trotzte jeglicher Drohung, die vorher vielleicht ausgesprochen worden war: »Es ist in Ordnung, Euer Gnaden. Sie werden Eurer Nana nicht wehtun. Ich werde mich jetzt um sie kümmern. Haltet nur noch ein wenig länger aus, mein Liebes.« Die Dame ging den beiden Wilden mit trotziger Würde nach. Sie rannte nicht. Sie blickte den Junghäuptling nicht an. Aber ihre purpurnen Satinröcke raschelten, und ihr Kopf war hoch erhoben, ohne vor einer Zurechtweisung, die folgen mochte, zu zittern.
    Gut gemacht, Lady Margaret.
    Es kam keine Zurechtweisung. Der Junghäuptling machte eine leichte Geste mit der Hand, und kein Soldat ergriff Lady Margaret. All das geschah, während der junge Sänger mit den beiden Kronen seinen Marsch durch den Thronraum weiter fortsetzte. Nun kam er an den Stufen zum Podium an und kniete sich hin. Als er wieder aufstand, sah ich unter der roten Farbe seine starke Ähnlichkeit mit dem Junghäuptling. Dies war ein junger Bruder oder Vetter, ein Prinz, der erwählt worden war, anstelle der Lords des Reichs Stephanie zur Königin zu krönen. Und immer noch protestierte die Menge im Thronsaal nicht. Welche Strafe hatte man ihnen angedroht, wenn diese verfrühte Krönung ihrer kleinen Prinzessin nicht ordentlich ablief? Was immer es war, nur Lady Margaret hatte ihr getrotzt, und auch sie nur in bescheidenem Ausmaß.
    Immer noch kullerten Tränen über Stephanies Gesicht. Ihr dünner, kleiner Hals sah nicht stark genug aus, um die Krone von Gloria zu tragen. Der Prinz mit der roten Farbe trug die Krone die Stufen hinauf. Der erste Sänger brach wieder in jenen wortlosen, merkwürdig schönen Siegesgesang aus. Prinzessin Stephanie beugte das Haupt.
    Und der Prinz der Wilden setzte die Krone von Gloria auf das Haupt des Junghäuptlings.
    Ein Augenblick langer, schrecklicher Stille trat ein, während die Leute damit kämpften zu glauben, was sie gerade gesehen hatten. Und dann explodierte die Menge.
    Höflinge griffen nach den Schwertern, die nicht an ihren Seiten waren. Damen brüllten Beleidigungen. Das gemeine Volk durchbrach die Ordnung und stürmte zum Podium, ihre Blicke sprühten Mord. Die Wilden waren darauf gefasst, die Soldaten waren bewaffnet. Von der linken Seite des Raumes stürzten sie sich auf die Angreifer. Der Junghäuptling zog das Messer von seinem Gürtel.
    Ich sah jenes Messer in das Herz des Gärtners fahren, der das Podium als Erster erreichte. Ich sah, wie die Keule eines Wilden den Kopf eines Höflings traf, der darum kämpfte, die Prinzessin zu erreichen. Ich sah Blut auf dem Boden des Thronsaals. Dann sah ich nichts mehr, weil mich ein Soldat der Wilden hinter das Podium schleifte und durch dieselbe Tür schob, durch die Stephanies Amme gebracht worden war. Ich wehrte mich und schrie, aber ich war gefesselt und hatte nur eine Hand, und er überwältigte mich mühelos, als wäre ich es, der sechs Jahre alt war. Die Tür wurde hinter uns zugeworfen, und ich hörte nichts mehr vom Aufstand im Thronsaal. Ein Aufstand, von dem ich und auch jeder sonst wusste, dass er zwecklos war.
    Der Soldat öffnete eine weitere Tür, stieß mich hinein und knallte die Tür zu, die er dann hinter sich absperrte. Ich befand mich in einer kleinen Wachstube, aus der man nun alle Waffen entfernt hatte, mit einem Fenster, das hoch in die Mauer eingelassen war, und bei mir waren die Amme und Lady Margaret.

29
    Trotz des trüben Lichts und der zwei Jahre, die vergangen waren, erkannte mich Lady Margaret. »Roger, der Narr der Königin.«
    »Nein. Nicht mehr.« Als ob das jetzt eine Rolle gespielt hätte!
    »Dann

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