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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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waren. Die Umrisse verdichteten sich zu vier Männern, drei mit dem Rücken an der hinteren Wand, und einer, der ausgestreckt auf dem Boden lag.
    »Sprich! Wer bist du?«, sagte eine ganz andere Stimme. Ich kannte diese Stimme.
    »Tritt doch ins Licht«, knurrte der erste Mann. »Weshalb trägst du keine Fesseln?«
    Ich blieb mit dem Rücken an der Tür, hielt mein Gesicht im Schatten und von dem kleinen, flackernden Lichtkreis der Fackel vor der Zelle abgewandt. »Ich bin… bin Peter Forest.«
    »Ich kenne keinen Peter Forest.«
    Aber der zweite Mann, der mit dem adligen Akzent, fuhr vor Überraschung hoch. »Roger? Roger der Narr?«
    Meine Augen hatten sich gut genug angepasst, um zu erkennen, dass sie alle an die Wand gekettet waren. Das war es, was mir den Mut verlieh, um zu antworten. »Ja, Lord Robert. Roger der Narr.«
    Der erste Mann sprang in seinen Ketten vor. »Du warst es, der die Armee der Blauen gegen uns geführt hat! Die magischen Illusionen, die all die Grünen getötet haben! Du bist ein Verräter, ein Mörder, eine Hexe!« Wenn er mich hätte erreichen können, hätte er mich in Stücke gerissen. Aber mein Tod würde sich noch ein wenig gedulden müssen. Ihre Ketten hielten alle drei Männer an Ort und Stelle und erlaubten ihnen nur einen begrenzten Bewegungsspielraum.
    Lord Robert Hopewell, der Liebhaber jener Königin, der meine Blauen einen Scheiterhaufen bereitet hatten, sagte nichts. Aber ich konnte spüren, wie sein Hass sich in mich brannte, fühlbar wie die Fackel vor der verriegelten Tür. Vorsichtig näherte ich mich der Ecke, die am weitesten von jenen dreien entfernt war, wo die ausgebreitete Gestalt mit dem Gesicht nach unten lag. Auch dieser Mann trug Ketten und bewegte sich nicht.
    Der erste Mann fuhr damit fort, mich zu verfluchen. Ich sagte nichts, meine Augen passten sich weiter der Düsternis an. Der Mann neben Lord Robert, der meiner Ecke am nächsten war, schien jung. Er war hager und trug die Reitkleidung eines Kuriers, obwohl die Ausstattung nicht purpurn war. Aber es war in der Dunkelheit und wegen des Schmutzes, der den Kurier bedeckte, nicht möglich, die Farbe zu erkennen. In seinem starrenden Blick lag nicht der Zorn der anderen beiden Männer.
    Früher oder später gingen die Flüche des ersten Mannes zur Neige. Kurz danach begannen zu meiner Überraschung der erste Mann und Lord Robert zu schnarchen.
    »Sie schlafen oft. Sie sind hier schon lange, und sie sind schwach«, sagte der Kurier mit einem heiseren Flüstern. Er hatte einen leichten Akzent, nicht aus dem Süden. »Bist du wirklich Roger Kilbourne?«
    Ich sagte: »Wer bist du?«
    »David Arlen, Kurier Ihrer Hoheit Königin Isabelle.«
    Isabelle, die Herrscherin des Königinnenreichs im Norden, die Braut von Königin Carolines Bruder Rupert; Isabelle, die ihre Schwägerin im Stich gelassen hatte, als sie ihr gegen die Armee der Wilden zu Hilfe hätte kommen sollen. Einmal mehr stand ich auf dem Dach des Turms neben Königin Caroline, während sie den Horizont absuchte, Tag um Tag, nach einer Unterstützung, die nicht kam.
    Der Kurier sprach wieder, und nun fiel mir der Tonfall seiner Stimme auf: panisch. Er gehörte zu denen, die plapperten, um die Hysterie im Zaum zu halten. Cecilia war genauso gewesen.
    »Ich wurde gefangen, während ich eine Nachricht von Ihrer Gnaden überbrachte… ein Versprechen an Prinzessin Stephanie… ich meine natürlich an Lord Robert im Namen Ihrer Gnaden… ein Versprechen, ihr zur Hilfe zu kommen… die Wilden… sie haben mich vor zwei Tagen gefangen… Lord Roberts Knecht sagt, dass sie hier foltern… die Wilden… allerdings haben diese Instrumente ja Königin Caroline gehört…«
    Diese Instrumente. Ich sagte: »Du hast sie gesehen?«
    »Ja… ich war kurzzeitig in dem Raum auf der anderen Seite des Ganges… ehe sie mich hierhergebracht haben… und ich habe dort gesehen…«
    »Erzähl es mir nicht!«
    »Still! Bleib leise; du weckst sonst Lord Robert.«
    Er hatte recht. Ich wollte Lord Robert nicht wecken. Dieser nervöse Junge, den man offenbar als Kurier ausgewählt hatte, weil sein leichter Körper schnell reiten konnte, war mein einziger Quell für weitere Auskünfte. Ich musste ihn am Reden halten. »Wie lange bist du schon hier?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Es ist im Dunkeln schwer zu sagen.«
    »Aber Lord Robert war vor dir hier?«
    »Oh ja, sobald der Palast eingenommen wurde.« Es schien ihn zu beruhigen, wenn man ihm Fragen stellte. Im Gang flackerte die

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