Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
Vom Netzwerk:
ist das für einen Mann, wenn eine Rebellion stattfindet? Trotzdem dachte ich, dass ich dort zunächst einmal hingehen und dir dann eine Nachricht von ihr bringen könnte. Aber als ich ihr von dir erzählt habe, hat sie mir einen Topf an den Kopf geworfen, und dann hat sie geweint, und dann hat sie geschworen, dass sie mit mir kommt. Und obwohl ich versucht habe, mich mitten in der Nacht hinauszuschleichen, hat sie mich gehört und ist mitgekommen. Sie und dein kleiner Bruder. Frauen!«
    Mein »kleiner Bruder«. Jee. Ich konnte mir alles vorstellen: Maggies Wut, Toms Bestürzung, Jees sture Versessenheit darauf, überall hinzugehen, wo Maggie hinging. In meinem Kopf drehte sich alles.
    »Der Junge allerdings– er ist wirklich nützlich. Er hat Schlingen gelegt und beinahe so viel Beute gemacht wie der alte Wolle immer– was ist mit Wolle passiert?«
    »Er ist weggelaufen.«
    »Oh. Zu schade. Der gute, alte Wolle. Also, meinst du, dass wir jetzt hier ausbrechen sollten?«
    Ich sammelte meine Gedanken. Es war kein leichtes Unterfangen. Tom hatte mich ziemlich verwirrt. Ich sagte: »Nein. Nein, Tom, hör mir zu. George hat dir nicht alles gesagt, weil er nicht alles wusste. Ich werde jetzt nicht abhau e n. Ge orge hatte recht; der Junghäuptling will mich haben, weil er glaubt, ich könnte den Pfad der Seelen zum Land der Toten betreten. Er will, dass ich ihm beibringe, wie das geht. Früher oder später wird er nach mir schicken. Ich glaube, ich bin der Einzige, der ihm so nahe kommen kann, verstehst du?«
    »Ja!« Tom blickte sich im Wagen um, beugte sich zu mir heran und flüsterte mir ins Ohr: »Du wirst dicht an ihn herankommen, und dann wirst du ihn umbringen können! Guter Plan! Nur werden sie dich entwaffnen, oder? Und…« Er ließ die Worte ausklingen, zog sich zurück und warf einen bedeutungsvollen Blick auf den Stumpf meiner Hand.
    Ich beugte mich dicht an sein Ohr und hauchte: »Die Kräuter meiner Großmutter.«
    »Ahhh.« Er nickte und lächelte.
    Gift ergab für ihn einen Sinn, zumindest wenn es von einer Frau kam. Frauen benutzten Kräuter, Frauen waren abergläubisch, und mit Frauen ging man ins Bett, man heiratete sie nicht. Männer benutzten Messer, und Männer schlossen sich Rebellionen an, und dies war ein großes Abenteuer, aufregend und wichtig. Wir würden den Junghäuptling töten, Tom und ich. Sein impulsives Gehirn dachte nicht an das, was als Nächstes geschehen würde, wenn wir mit einem solch unmöglichen Plan tatsächlich Erfolg haben sollten. Tom blickte nicht so weit voraus, dass ihm eine Bestrafung oder die Folgen für das Königinnenreich in den Sinn gekommen wären oder das zwangsläufige Schicksal der kleinen Prinzessin Stephanie. Er lebte von Augenblick zu Augenblick.
    Aber war ich da so anders? Ich wusste auch nicht, was auf dieser Reise ins Heimatland des Junghäuptlings geschehen würde. Alles, was ich hatte, waren die Befehle meines Vaters– der vielleicht oder vielleicht auch nicht der Mann gewesen war, der sich als mein Vetter George ausgab–, die besagten, dass ich dem Junghäuptling die Hexenkunst beibringen sollte. Meine Befehle waren…
    »Es bleibt nur die Frage«, sagte Tom, während sich sein Gesicht umwölkte, »was ist mit Maggie?«
    …am Leben zu bleiben, bis man mich retten konnte, und…
    »Wenn man es sich genau überlegt, kann sie aber wirklich nicht mit uns kommen«, sagte Tom.
    …zu tun, »was immer du kannst, bring nur niemanden und nichts aus dem Land der Toten zurück«.
    Tom sagte: »Es wird viel zu gefährlich für eine Frau, meinst du nicht?«
    Wie sollte ich dem Junghäuptling etwas beibringen, das man nicht lehren konnte?
    »Viel zu gefährlich«, wiederholte Tom. »Maggie wird zurückbleiben müssen. Ich wollte nicht einmal, dass sie so weit mitkommt. Immerhin sollte eine Schwangere wirklich besser auf sich achtgeben.«

34
    »Peter? Peter!«
    Tom, der über mir aufragte.
    »Peter, verdammt, wann haben dir diese Pisspötte zum letzten Mal etwas zu essen gegeben? Du bist in Ohnmacht gefallen!«
    Ich war nicht in Ohnmacht gefallen; ich war jede einzelne Sekunde lang bei Bewusstsein gewesen, während meine Beine nachgegeben hatten und die Wände des Wagens an mir vorbeigerauscht waren. An jenem Nachmittag auf dem sonnenbeschienenen Hügel, während Jee und Schatten in das Dorf gegangen waren, das sich unter uns ausbreitete, um Brot und Käse zu kaufen. Als Maggie gerufen hatte: »Wenn du also wirklich gehst, kannst du mir das nicht versagen. Das

Weitere Kostenlose Bücher