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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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folge mir einfach!«
    Er nickte. Mein Führer bedeutete mir weiterzugehen. Ich ging, und Tom folgte mir, obwohl ich keine Ahnung hatte, wohin.
    Wir wurden zu einem gelben Wagen geführt. Einer der Wilden öffnete die hintere Tür und wies uns hinein. Ich spähte nach drinnen. Soweit meine von der Sonne geblendeten Augen etwas erkennen konnten, waren in dem Wagen keine Leute, und auch sonst fast nichts. Da ich wusste, dass ich eigentlich keine Wahl hatte, stieg ich die eine Stufe zur offenen Tür empor.
    »Warte!«, schrie Tom. »Wir können nicht dort hineingehen!«
    »Tom …«
    »Nein, warte, das können wir nicht! Sie kann uns dort drin nicht finden!«
    »Wer?« Die beiden Wilden runzelten die Stirn, und die Gesten meines Führers wurden dringlicher. Hinein, hinein. Die anderen fünf Wagen fingen an, sich in Bewegung zu setzen. »Tom, wenn du jetzt nicht hereinkommst…«
    »Ich kann nicht. Du kannst nicht! Sie wird uns nicht finden können!«
    »Wer?«
    Tom funkelte mich an. »Maggie. Sie ist hier.«

33
    Ich stand auf der Stufe an der Rückwand des Wagens, der sich langsam in Bewegung setzte; alles andere kam zum Stillstand. Zeit, Gedanken, Bedeutung– alles hielt an. Maggie. Hier.
    Sowohl Tom als auch mein Führer von den Wilden trotteten herbei; der Wilde gestikulierte, ich solle in den gelben Wagen steigen, damit er die Tür schließen konnte; Tom versuchte… was? Mich dazu zu bringen zu verstehen. Ich konnte es nicht verstehen, gar nichts.
    »Maggie? Hier? Aber wie…«
    »Ich habe ihr gesagt, dass sie nicht herkommen soll!«, meinte Tom aufgebracht. »Aber hast du je versucht, dich mit dieser Frau anzulegen? Verdammt, sorg endlich dafür, dass dieser dumme Wagen anhält!«
    Aber er hielt nicht an; er wurde schneller. Die Pferde trabten über die Ebene, sie folgten der marschierenden Armee. Der Wilde wagte es immer noch nicht, mich zu berühren; noch etwas, das ich nicht verstand. Tom hatte keine derartigen Skrupel. Er packte mich an meinem heilen Arm und zog mich von den Stufen des Wagens. Wir kullerten beide in den Staub. Der Wilde heulte auf und zog sein Messer.
    »Nel!«, schrie ich. »Nel, nel! Er ist mein verdammter Pisspott von einem nel! Ka!«
    Der Soldat, dessen geringer Vorrat an Geduld offenbar aufgebraucht war, hob mich auf, trottete dem Wagen hinterher und schob mich hinein. Dann blickte er sich ängstlich um, als wollte er sich vergewissern, dass ihn niemand dabei beobachtet hatte. Tom rannte hinter uns her und sprang ebenfalls herein. Eine Sekunde später wurde die Tür zugeschlagen, und ich hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte. Sofort warf sich Tom gegen die Tür und brüllte: »Lasst uns raus! Verdammt sollt ihr sein!«
    »Hör auf«, sagte ich und packte ihn. »Was ist mit Maggie? Warum ist sie hier? Weshalb bist du hier? Wie…«
    »Lass mich los, Peter, oder du wirst dir noch wünschen, du hättest es getan!« Tom funkelte mich von der hohen Warte herab an, die ihm seine Körpergröße verlieh, die Fäuste geballt und sein Gesicht purpurn vor Zorn. Ich ließ ihn los.
    Er stand noch ein paar Augenblicke da, keuchend und funkelnd und die Fäuste ballend. Schließlich sagte er: »Das ist hauchdünnes Holz. Ich kann diesen Wagen auseinandernehmen! Ich wette vier zu eins, dass ich es kann!«
    »Ja, aber das machst du nicht. Wenn du es jetzt tun kannst, kannst du es auch später tun, und ich will zuerst ein paar Antworten. Bitte, Tom. Ich brauche deine Hilfe!«
    Das beruhigte ihn, wie es immer gewesen war. Tom war der geborene Helfer, wie unfähig er auch sein mochte. Der Zorn auf seinem Gesicht verflüchtigte sich. »Nun, ich brauche auch Antworten, aber in der Zwischenzeit fahren wir immer weiter von Maggie weg!«
    »Wo ist sie?«
    »In einem Versteck, mach dir darüber keine Sorgen. Ich habe einen Hüttenbewohner dazu gebracht, sie über Nacht aufzunehmen. Habe gesagt, sie wäre meine verwitwete Schwester. Die Wilden belästigen die Hüttenbewohner nicht, sie wollen das Königinnenreich nur verlassen. Du hast recht, Peter, ich kann diesen Wagen genauso gut in einer halben Stunde auseinandernehmen und zurückgehen und Maggie holen. Hast du etwas zu essen? Weshalb bist du nicht in einem Kerker? Oder tot?«
    Ich war nicht in einem Kerker, ich war nicht tot, und ich hatte– was genauso überraschend war– etwas zu essen. Der Wagen war sehr viel kleiner als die anderen fünf, nur mit einem niedrigen Tisch und ein paar Teppichen ausgestattet, die an der gegenüberliegenden Wand

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